#43 2024 Das Ende des Welthandels - mit Harald Oberhofer
Nov 20, 2024
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Harald Oberhofer, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und Experte für internationalen Handel, diskutiert die Zukunft des Welthandels. Er warnt vor den drohenden Importzöllen und deren potenziellen Folgen für die WTO und Österreichs offene Marktwirtschaft. Zudem beleuchtet er, wie geopolitische Spannungen zwischen den USA und China die globale Handelsdynamik beeinflussen. Besonders spannend sind die Strategien zur Handelsbilanzverbesserung und die Suche nach neuen Handelspartnern in unsicheren Zeiten.
Die Ankündigung neuer Importzölle durch den künftigen US-Präsidenten Donald Trump könnte die regelbasierte WTO-Ordnung gefährden, die für Österreichs Exportwirtschaft entscheidend ist.
Österreich sollte proaktive Maßnahmen ergreifen, um seinen Handelsbeziehungen zu diversifizieren und eine aktivere Rolle in der EU zu übernehmen, um wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
Deep dives
Die Rolle des internationalen Handels
Internationaler Handel ist ein wesentlicher Bestandteil der Globalisierung, der es Ländern ermöglicht, voneinander zu profitieren. In den letzten Jahrzehnten waren Handelsbarrieren stark gesenkt worden, was den globalen Warenverkehr erheblich gefördert hat. Doch strukturelle Veränderungen, unter anderem durch geopolitische Konflikte, haben dazu geführt, dass einige Länder zunehmend protektionistische Maßnahmen ergreifen. Dies stellt eine Herausforderung für kleine, offene Volkswirtschaften wie Österreich dar, die stark auf internationale Märkte angewiesen sind.
Österreichs wirtschaftliche Stellung im globalen Kontext
Österreich gehört zu den kleineren offenen Volkswirtschaften und profitiert von internationalen Handelsbeziehungen, insbesondere im Export von Maschinen und Industriegütern. Die EU fungiert als größter Binnenmarkt und ist in der Lage, wirtschaftliche Macht durch Handelsabkommen zu bündeln. Allerdings hat Österreich in der letzten Zeit eine kritischere Haltung zu Freihandelsabkommen eingenommen, was potenziell negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit haben könnte. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass Österreich im globalen Wettbewerb an Bedeutung verliert.
Der Einfluss der US-Politik auf den Welthandel
Die jüngste Wahl von Donald Trump wurde als Wendepunkt im internationalen Handel betrachtet, mit einem verstärkten Fokus auf protektionistische Politiken in den USA. Der Konflikt zwischen den USA und China prägt die aktuelle Handelsthematik stark und könnte weitere Spannungen in den internationalen Handelsbeziehungen auslösen. Diese Entwicklungen erfordern von europäischen Ländern, einschließlich Österreich, Maßnahmen, um den negativen Auswirkungen solcher Handelskonflikte entgegenzuwirken. Die Notwendigkeit einer koordinierten europäischen Antwort wird dabei immer deutlich.
Empfehlungen für die österreichische Außenwirtschaftspolitik
Für die österreichische Regierung wird empfohlen, proaktiv zu handeln, um angemessene Handelsbeziehungen zu bewahren und sich von potentiellen Druckmittel der USA zu entkoppeln. Dazu gehört die Diversifizierung von Handelspartnern, insbesondere durch die Förderung von Abkommen mit Ländern in Südamerika. Zudem sollte Österreich innerhalb der EU eine aktivere Rolle übernehmen, um die handelspolitischen Strategien zu gestalten und gemeinsam attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. Diese Maßnahmen helfen, die Kaufkraft und den Wohlstand in Österreich langfristig zu sichern.
Die neuen Importzölle, die der künftige US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, könnten der Todesstoß für die regelbasierte WTO-Ordnung des internationalen Handels sein – von der Österreich als kleine, offene Marktwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten stark profitiert hat. Ob die Welt nach der Ära der Globalisierung damit in ein neues, dunkleres Zeitalter eintaucht, wo Europa im Streit der USA und Chinas bleibt und ob Österreich politisch überhaupt etwas tun kann, um dagegenzuhalten, darüber unterhält sich Georg Renner mit WU-Professor und Welthandelsexperte Harald Oberhofer.