#6: Hat Russlands mächtigste Frau die Situation nicht mehr im Griff?
Nov 20, 2024
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Russlands Wirtschaft erweist sich als instabil, die Inflation schießt in die Höhe, während die Zentralbank den Leitzins drastisch anhebt. Unternehmer kämpfen ums Überleben und sind zunehmend pessimistisch über ihre Zukunft. Gleichzeitig wird die Rolle von Elvira Nabiullina, der mächtigsten Frau des Landes, in diesen turbulenten Zeiten betrachtet. Die Spannungen zwischen westlichen Sanktionen und der russischen Wirtschaft balancieren auf der Kippe, wobei interne Konflikte die Lage zusätzlich verkomplizieren. Was bringt die Zukunft für Russland?
Die rapide Erhöhung des Leitzinses durch Elvira Nabiullina führt zu einer Kreditverknappung und gefährdet zahlreiche Unternehmen in Russland.
Ein wachsender Machtkampf zwischen Wirtschaftsclans in Russland zeigt die Unzufriedenheit über die restriktive Geldpolitik und drohende Insolvenzen auf.
Deep dives
Herausforderungen der russischen Wirtschaft
Russlands Wirtschaft hat überraschend gut den Krieg und die Sanktionen überstanden, mit einem Wachstum von 3,6 Prozent im vergangenen Jahr und positiven Prognosen für das laufende Jahr. Jedoch zeigt sich nun eine Abbremsung, da die Inflationsrate gestiegen ist und die Inflationserwartungen anhalten. Der Leitzins wurde von der Zentralbankchefin Elvira Nabiulina von 19 auf 21 Prozent erhöht, was Kredite verteuert und Unternehmen zunehmend belastet. Viele russische Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Zahlungen zu leisten, was auf eine Verschlechterung der Finanzlage hinweist.
Kritik an der Geldpolitik
Die geldpolitische Antwort der russischen Zentralbank auf die hohe Inflation wird als suboptimal betrachtet, insbesondere die Entscheidung, den Leitzins stark zu erhöhen. Studien haben gezeigt, dass eine moderate Inflation, wie sie aktuell in Russland vorliegt, nicht zwangsläufig schädlich für das Wirtschaftswachstum ist. Ein zentraler Punkt ist, dass eine restriktive Geldpolitik das Risiko birgt, die reale Wirtschaft zu schädigen, da etwa die Hälfte der Unternehmenskredite variabel verzinst sind und bei steigenden Zinsen die Belastung zunimmt. Unternehmer fordern daher eine Anpassung der Geldpolitik, um Insolvenzen in ihrer Branche zu vermeiden.
Machtkampf und zukünftige Aussichten
In Russland zeigt sich ein Machtkampf zwischen verschiedenen Wirtschaftsclans, wobei die Unzufriedenheit über die aktuellen Bedingungen und die Geldpolitik wächst. Kritiker, einschließlich einflussreicher Geschäftspersönlichkeiten wie Sergej Chemesow, warnen vor den möglichen Konsequenzen einer Fortsetzung der aktuellen Zinspolitik, die viele Unternehmen in den Bankrott treiben könnte. Prognosen deuten darauf hin, dass die Wirtschaft in den kommenden Jahren stagniert und möglicherweise zwischen 0 und 1 Prozent wachsen könnte. Diese Unsicherheiten bringen die russischen Wirtschaftsakteure dazu, offen über ihre Bedenken zu diskutieren, was in anderen Themenbereichen nicht möglich ist.
Nach zwei Jahren starken Wachstums bremst Russlands Wirtschaft plötzlich ab. Plötzlich kracht es im Gebälk. Die Inflation steigt stark an. Und Zentralbank-Chefin Elvira Nabiullina erhöht den Leitzins am laufenden Band – zuletzt auf sage und schreibe 21 Prozent. Damit werden Kredite schier unerschwinglich, sodass die Unternehmen immer mehr in den Bankrott schlittern. „Das Nachdenken über langfristige Pläne führt in erster Linie zur Depression“, sagt ein russischer Milliardär in einem Interview. Bekommt Russland nun die Rechnung für die exorbitanten Verteidigungs- und Rüstungsausgaben serviert, mit denen Wladimir Putin den Ukrainekrieg finanziert? Bringen die Russen, die die Sanktionen so gut abgefedert haben, ihre Wirtschaft nun selbst um? Und wie tickt Elvira Nabiullina eigentlich, die mächtigste Frau des Landes, die zwischenzeitlich sogar mehr als einen Leibwächter brauchte?
Die Russland-Experten Eduard Steiner und Vasily Astrov sehen sich in der sechsten Folge des „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft das Phänomen näher an. Und legen dar, wie sehr sich die dortigen Wirtschaftstreibenden nun gegenseitig zerfleischen.
Der Podcast zur russischen Wirtschaft
Ringt der Westen mit Sanktionen Russland nieder? Oder braucht Russlands Wirtschaft Europa gar nicht mehr? Was spielt sich da wirklich ab hinter dem neuen Eisernen Vorhang, seit Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine führt? Eduard Steiner, langjähriger Russland-Korrespondent, und Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), liefern nüchterne Analysen und erklären, warum vieles nicht so ist wie oft behauptet.
Abrufbar unter DiePresse.com/podcast und auf allen gängigen Podcatchern.
Redaktion: Eduard Steiner, Julia Pollak
Produktion: Georg Gferer/audio-funnel.com
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