Julya Rabinowich, eine Autorin, die 1977 nach Wien kam, diskutiert in dieser Folge ihr neues Buch "Dazwischen: Wir", das sich mit Flucht und Migration auseinandersetzt. Sie erzählt von ihrer eigenen Ankunft in Wien und den Herausforderungen, mit Fremdenfeindlichkeit umzugehen. Besonders berührend ist die Geschichte der Protagonistin Madina, die ein neues Leben in Österreich aufbaut und ihre Identität findet. Die Bedeutung von Solidarität und die Rolle von Frauen in der Gesellschaft werden ebenfalls thematisiert.
Die Erzählung thematisiert die Herausforderungen der Integration und Identitätsfindung von geflüchteten Jugendlichen in einer polarisierten Gesellschaft.
Freundschaft und Solidarität spielen eine entscheidende Rolle im Leben von Madina, indem sie ihr helfen, Traumata und Vorurteile zu bewältigen.
Deep dives
Die Bedeutung des Titels "Dazwischen Wir"
Der Titel "Dazwischen Wir" reflektiert die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Gesellschaft, in der die Charaktere existieren. Er verdeutlicht, dass das ‚Wir‘ nicht nur die spezifischen Protagonisten umfasst, sondern auch die gemeinsame Ebene über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg. Dies wird als ein Schlüsselthema in der Erzählung erkennbar, da die Protagonistin Madina und ihre Freunde in einer zunehmend polarisierten Umgebung ihre Identität und Zugehörigkeit definieren. Die Diskussion über das ‚Wir‘ reicht tief in die gesellschaftlichen Spannungen und Herausforderungen hinein und zeigt, wie diese die dynamischen Wechselbeziehungen beeinflussen.
Madinas Herausforderungen als geflüchtete Jugendliche
Madina, die aus einem Kriegsgebiet flieht, bringt eine Vielzahl traumatischer Erfahrungen mit sich, die ihren Alltag und ihre Integration in einer neuen Gesellschaft prägen. Trotz ihres guten schulischen Fortschritts und neuer Freundschaften trägt sie eine erhebliche Verantwortung für ihre Familie, da ihre Eltern emotional und psychologisch belastet sind. Dies führt dazu, dass Madina früh erwachsen werden muss, was oft zu einem Gefühl der Isolation von Gleichaltrigen führt, die frei von solchen Belastungen sind. Ihr Rucksack symbolisiert nicht nur ihre Vergangenheit, sondern auch die emotionale Last, die sie bei jedem Schritt in ihr neues Leben begleitet.
Der Einfluss von Solidarität und Freundschaft
Die Erzählung betont die wichtige Rolle von Freundschaften und Solidarität in Madinas Leben, die ihr helfen, die Herausforderungen ihrer Situation zu bewältigen. Es werden Szenen präsentiert, in denen Madina Unterstützung von Freunden und Lehrern erhält, was zeigt, dass Hilfe und gegenseitige Unterstützung essentiell sind, um in einer neuen und oft feindlich gesinnten Umgebung Fuß zu fassen. Diese Beziehungen sind nicht einseitig; Madina hilft auch ihren Freunden in schwierigen Zeiten, was die Bilanz von Geben und Nehmen in Freundschaften betont. Ihre Erlebnisse verstärken die Botschaft, dass Solidarität und ein unterstützendes Umfeld entscheidend für den Umgang mit Traumata und Herausforderungen sind.
Gesellschaftliche Veränderungen und Rassismus
Im Verlauf der Geschichte wird deutlich, dass die gesellschaftliche Stimmung sich für Migranten und Flüchtlinge gewandelt hat, was in den Erfahrungen von Madina sichtbar wird. Sie wird mit Vorurteilen und Rassismus konfrontiert, die nicht nur von Gleichaltrigen, sondern auch von Erwachsenen ausgehen, und dies erhöht den Druck auf ihre Integration. Die Erzählung beschreibt, wie sich ihre Wahrnehmung der Gesellschaft verändert, während sie fortschreitet und sich in ihrem neuen Umfeld orientieren muss. Dieses Thema spiegelt die realen Herausforderungen wider, die viele geflüchtete Jugendliche erleben, und bietet somit eine kritische Reflexion über die aktuelle gesellschaftliche Lage.
Flucht, entwurzelte Jugendliche, resignierte Eltern und Solidarität: Das sind die Themen in Folge 50 von "Besser lesen mit dem FALTER". Zu Gast bei Petra Hartlieb ist die Autorin Julya Rabinowich mit ihrem neuen Buch "Dazwischen: Wir". Die beiden sprechen über die Ankunft der Autorin in Wien, über ihre Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit und ihren Schreibprozess. Am Ende der Sendung empfiehlt Ihnen FALTER-Literaturkritiker Klaus Nüchtern noch zwei Bücher.
Zu den Büchern:
"Dazwischen: Wir" von Julya Rabinowich: https://shop.falter.at/detail/9783446272361/dazwischen-wir