Die Verkehrswende in Paris hat zu einer signifikanten Reduzierung des Autoverkehrs geführt und die Luftqualität sowie die Lebensqualität stark verbessert.
Trotz der Fortschritte gibt es Widerstände von Anwohnern, die Bedenken bezüglich Parkplatzverlust und Lebensqualität äußern, was zu Konflikten führt.
Deep dives
Verkehrswende in Paris
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat seit ihrem Amtsantritt 2014 einen entschlossenen Kurs zur Verkehrswende eingeschlagen, um Autos aus dem Stadtzentrum zurückzudrängen. Dies äußert sich unter anderem in der Umgestaltung der Ufer der Seine, wo früher Autos fuhren, jetzt jedoch Fahrradwege und Bürgersteige entstehen. Hidalgo hat Maßnahmen umgesetzt, wie die Schaffung von Tempo-30-Zonen und die Umwandlung von autoverkehrsreichen Gebieten in verkehrsberuhigte Zonen, um die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen. Die Reduzierung des Autoverkehrs hat nicht nur die CO2-Emissionen gesenkt, sondern auch die Luftqualität verbessert und zu weniger Verkehrsunfällen geführt.
Zunahme des Radverkehrs
Erstaunlicherweise blieb der Anteil des Radverkehrs in Paris von 2010 bis 2020 konstant bei drei Prozent, doch die Corona-Pandemie hat eine radikale Veränderung bewirkt. In der Zeit der Pandemie entschieden sich viele Menschen aus Angst vor Ansteckung, das Fahrrad zu nutzen, wodurch der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege in Paris auf elf Prozent anstieg. Diese Entwicklung zeigt, dass die Stadt zunehmend eine Fahrradfreundlichkeit anstrebt, auch wenn allein die Zahl nicht ausreicht, um Paris als echte Fahrradstadt zu klassifizieren. Der Vergleich mit Städten wie Münster und Hamburg verdeutlicht, dass Paris noch hinter anderen Metropolen liegt, aber die Mischung aus Fahrrad, öffentlichem Nahverkehr und Fußverkehr macht einen beeindruckenden Anteil von 94 Prozent aus.
Herausforderungen und Widerstand
Trotz der Fortschritte gibt es auch in Paris erhebliche Widerstände gegen die Verkehrswende, insbesondere in beliebten Vierteln wie Montmartre. Anwohner äußern Bedenken über den Verlust von Parkplätzen und den Einfluss auf ihre Lebensqualität, was zu Konflikten zwischen Stadtverwaltung und Bürgerinitiativen führt. Hidalgo positioniert ihre Pläne häufig als pragmatische Lösungen und versucht, die Vision einer erhöhten Lebensqualität zu betonen, um Unterstützung zu gewinnen. Dennoch bleibt der Aushandlungsprozess kompliziert, und die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen den unterschiedlichen Interessen zu finden.
Susanne war in Paris – und echt beeindruckt. Die Stadt ist viel ruhiger geworden. 94 Prozent der Wege im Zentrum werden inzwischen mit den Öffis, dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt. Die Zahl der Autofahrten hat sich in den vergangenen Jahren fast halbiert. Ergebnis: Viel weniger Verkehrstote, dafür eine stark verbesserte Luftqualität und sinkende CO2-Emissionen. Aber auch in Paris gab und gibt es größere Widerstände gegen die Verkehrswende. Was können wir aus dem Beispiel lernen für die Mobilitätswende in Deutschland? Das klären Susanne Tappe und Arne Schulz in dieser neuen Kurzfolge.
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