Ep. 268: Dollarimperialismus – wie die USA die Weltwirtschaft beherrschen
Sep 25, 2024
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Die spannende Diskussion dreht sich um den Dollarimperialismus und die wirtschaftliche Dominanz der USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wird analysiert, wie der Marshall-Plan die wirtschaftlichen Strukturen in Europa beeinflusste. Außerdem wird die Entwicklung des ökonomischen Denkens zur Ungleichheit über Jahrhunderte hinweg betrachtet. Die Fragilität des Geldsystems wird hervorgehoben, ebenso wie die Abhängigkeit von Dollar und die komplexen globalen Machtverhältnisse zwischen den USA, China und Europa.
Der Dollarimperialismus stellt die wirtschaftliche Vorherrschaft der USA dar, die durch die Schaffung supranationaler Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt wurde.
Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Dollar führt zu ökonomischen Verletzlichkeiten für Länder, die nicht den Regeln des Dollar-Systems folgen.
Deep dives
Dollarimperialismus als Folge des Zweiten Weltkriegs
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die USA in eine dominante Position, während viele europäische Länder stark verschuldet waren. Der Marshallplan, der als Wiederaufbauhilfe gedacht war, hatte die doppelte Absicht, Europa zu verwestlichen und den Dollar als globale Währung zu stärken. Dies führte zu einer wirtschaftlichen Neuordnung, die den USA erlaubte, den globalen Handel zu dominieren und Regeln zu diktieren. Die Schaffung supranationaler Institutionen wie des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank spielte eine essentielle Rolle bei der Festigung der amerikanischen Vorherrschaft.
Funktion des Dollarstandards in der globalen Wirtschaft
Der Dollar hat sich als globale Leitwährung etabliert, was den USA einen erheblichen wirtschaftlichen Vorteil verschafft. Der Dollar wird in einem Großteil der internationalen Transaktionen verwendet, was die Weltwirtschaft von den amerikanischen Finanzmärkten abhängig macht. Diese Abhängigkeit ermöglicht es den USA, ihre Schulden unbegrenzt auszuweiten, ohne fürchten zu müssen, dass der Wert des Dollars sinkt. Länder, die in Dollar verschuldet sind, müssen oft ihre eigene Währung entwerten, um den Dollar zu stützen, was die ökonomische Vulnerabilität anderer Staaten verstärkt.
Kritik am ökonomischen Imperialismus
Der Begriff 'Dollarimperialismus' wird häufig als kritische Beschreibung der Rolle der USA in der Weltwirtschaft verwendet, wobei die politische Macht hinter dem Dollarstandards oft ignoriert wird. Während einige Ökonomen argumentieren, dass der Dollarstandard organisch gewachsen sei und als nützlicher Liquiditätsdienst für die Welt fungiere, wird darauf hingewiesen, dass die USA diesen Vorteil strategisch und kalkuliert genutzt haben. Die Willkür, durch die Staaten vom Dollar-System ausgeschlossen werden können, zeigt die Machtstruktur hinter dieser Währung. Dies zwingt viele Länder, den Bedingungen der USA zu folgen, um ökonomische Stabilität zu gewährleisten.
Die Zukunft des Dollarstandards und seine globalen Auswirkungen
Die Stabilität des Dollarstandards wird als zweischneidiges Schwert betrachtet, das sowohl Vorteile als auch erhebliche Nachteile für die Weltwirtschaft mit sich bringt. Obwohl der Dollar als Widerstand gegen wirtschaftliche Unsicherheiten dient, bedeutet seine Dominanz, dass Länder, die nicht den Regeln des Dollar-Systems folgen, signifikante wirtschaftliche Nachteile erfahren. Diese Struktur führt zu einer dauerhaften Ungleichheit zwischen den großen Wirtschaftsnationen und der Peripherie der Weltwirtschaft. Der Dollarimperialismus schafft somit nicht nur wirtschaftliche Abhängigkeiten, sondern auch exklusive Machtverhältnisse im globalen Kontext.
Wohlstand für Alle
Ist von Imperialismus die Rede, so ist meistens die militärische Dominanz einer Großmacht gemeint. Jedoch gibt es auch andere Formen der Beherrschung, unter anderem den ökonomischen Imperialismus. Heißt: Eine Großmacht übt ihre wirtschaftliche Dominanz über andere Länder aus, ohne diese direkt militärisch zu kontrollieren.
Diesen Status erreichten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg: Der Begriff Dollar-Imperialismus wurde zunächst im Kontext des Kalten Krieges verwendet und ist eng mit einer Rede des sowjetischen Außenministers Wjatscheslaw Molotow aus dem Jahr 1947 verknüpft. Molotow kritisierte darin den Marshallplan, mit dem die USA dem hoch verschuldeten und zerstörten Europa Wiederaufbauhilfe zukommen ließen. Molotow argumentierte, dass Amerika so lediglich versuche, seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss in Europa auszuweiten und die betroffenen Länder in eine Abhängigkeit zu bringen.
So sehr der Begriff Dollar-Imperialismus propagandistisch verwendet wurde, so treffend war und ist er allerdings auch, denn tatsächlich hängt bis heute die gesamte Weltwirtschaft vom Dollar ab. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
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Literatur/Quellen:
Karl Held/Theo Ebel: Krieg und Frieden. Politische Ökonomie des Weltfriedens, Suhrkamp.
Perry Mehrling: “The Inherent Hierarchy of Money”, online verfügbar unter:
https://sites.bu.edu/perry/files/2019/04/Mehrling_P_FESeminar_Sp12-02.pdf
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https://www.youtube.com/watch?v=ZSVoQODG5SA
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Am 16.10. präsentiert Wolfgang gemeinsam mit dem Regisseur Felix M. Bühler den Dokumentarfilm „Bis hierhin und wie weiter?“ in Koblenz: https://www.odeon-apollo-kino.de/event/114790
Am 17.10. fragt Wolfgang an der Uni Frankfurt, ob wir noch gar nicht neoliberal genug sind: https://www.instagram.com/p/C_-Au8DsPdU/?img_index=1
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