Entwicklungszusammenarbeit: Was ist faire Hilfe? - Neven Subotić und Svenja Schulze
Apr 13, 2025
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Neven Subotić, ehemaliger Nationalspieler und Gründer der well.fair-Foundation, setzt sich für sauberes Wasser in Ostafrika ein. Svenja Schulze, SPD-Politikerin und Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, bringt einen politischen Blick auf die Thematik. Gemeinsam diskutieren sie die Herausforderungen und Defizite der Entwicklungszusammenarbeit in Zeiten politischer Unsicherheiten. Sie beleuchten die Bedeutung von Transparenz, Korruption und lokale Bedürfnisse, während sie auf Chancen setzen, die langfristige Veränderungen bringen können.
Die aktuelle Entwicklungszusammenarbeit steht unter Druck, da die Gesellschaft zunehmend egoistisch denkt und Ressourcen als knapp wahrnimmt.
Die Gesundheitsversorgung in vielen Partnerländern ist besonders nach der Corona-Pandemie besorgniserregend und benötigt dringend strukturelle Verbesserungen.
Transparenz in der Entwicklungszusammenarbeit ist entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und die Integrität von Projekten zu gewährleisten.
Die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen ist unerlässlich, um Projekte nachhaltig und bedarfsgerecht umzusetzen und das Vertrauen der Community zu gewinnen.
Deep dives
Der Druck auf die Entwicklungszusammenarbeit
Die Entwicklungszusammenarbeit steht derzeit unter erheblichem Druck und wird von vielen infrage gestellt. In der Gesellschaft besteht oft das Gefühl, dass Ressourcen knapper werden, was zu einem Egoismus führt, bei dem sich die Menschen zuerst um ihre eigenen Belange kümmern. Dies hat unmittelbare Auswirkungen, wie etwa den Arbeitsplatzverlust von circa 1.000 Mitarbeitern in Partnerorganisationen, die unsicher sind, ob ihre Arbeit fortgeführt werden kann. Die industrialisierten Nationen und ihre politischen Entscheidungen beeinflussen auch diese Dynamik, die für die betroffenen Menschen katastrophale Folgen hat.
Die Herausforderungen der internationalen Zusammenarbeit
Die internationale Entwicklungszusammenarbeit wird durch politische Veränderungen, wie die Kürzungen bei der US-Auslandshilfe, stark beeinflusst. Solche Veränderungen lösen Unsicherheiten sowohl in den betroffenen Ländern als auch bei den NGOs aus, die dort arbeiten. Kostensteigerungen und persönliche Schicksale zeigen, wie stark diese Entwicklungen die ohnehin fragilen Strukturen in vielen Partnerländern gefährden können. Dabei bleibt die Frage, wie Länder nachhaltig und eigenverantwortlich wirtschaften können, angesichts dieser Herausforderungen von großer Bedeutung.
Die Bedeutung der Gesundheitsversorgung
Ein zentrales Thema der Entwicklungszusammenarbeit ist der Zustand der Gesundheitssysteme in den Partnerländern. Die Gesundheitsversorgung in vielen Ländern ist nach der Corona-Pandemie weiterhin in einem besorgniserregenden Zustand. Ministerin Schulze zeigt sich geschockt über die fehlenden Strukturen, die nötig sind, um zukünftigen Pandemien beizukommen. Der Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen ist dabei ein grundlegendes Anliegen, das auch die Arbeit der NGOs wie Welfare beeinflusst.
Partnerschaften in der Entwicklungszusammenarbeit
Die Diskussion um den Begriff 'Entwicklungszusammenarbeit' und die Frage der Partnerschaften wird immer wichtiger. Ministerin Schulze propagiert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, die alle Beteiligten gleichwertig einbindet. Dieser Begriff vermeidet eine ungleiche Machtverteilung, bei der andere Länder als 'unterentwickelt' angesehen werden. Nevin Subotic, die Stiftung Welfare anführend, betont, dass das Ziel es sei, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, wobei jede Partei ihre Stärken einbringt.
NGOs versus staatliche Zusammenarbeit
Es wird zwischen den Ansätzen von NGOs und staatlichen Entwicklungsorganisationen unterschieden. Nevin Subotic hebt hervor, dass NGOs flexibler und auf menschlicher Ebene agieren können, während staatliche Einrichtungen oft an politische Zwänge gebunden sind. Diese Flexibilität ist entscheidend, um auf akute Bedürfnisse vor Ort schnell zu reagieren. Gleichzeitig müssen NGO-Projekte transparent und verantwortungsvoll durchgeführt werden, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und aufrechtzuerhalten.
Globale Nachhaltigkeitsziele als Rahmen
Die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bilden einen Rahmen für die Arbeit von Entwicklungsorganisationen. Diese Ziele beinhalten nicht nur humanitäre Hilfe, sondern auch wirtschaftliche Interessen der Geberländer. Es wird darauf hingewiesen, dass langfristige Partnerschaften und nachhaltige Projekte für alle Beteiligten von Vorteil sind. Die Einhaltung dieser Ziele ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine strategische Notwendigkeit für die Zukunft jeder Nation.
Wichtigkeit von Transparenz in der Entwicklungszusammenarbeit
Transparenz ist ein zentrales Anliegen innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit, um Vertrauen zu schaffen. Ministerin Schulze verdeutlicht, dass alle Ausgaben nachgewiesen und bewertet werden müssen, was die Integrität der Projekte sichert. Es bestehen jedoch weiterhin Herausforderungen, die Transparenz so darzustellen, dass sie für alle verständlich ist. Das Ziel ist es, Bürokratie nicht als Hemmnis, sondern als notwendigen Prozess zu betrachten, der letztlich für eine bessere Implementierung sorgt.
Die Rolle der lokalen Organisationen
Die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen ist entscheidend, um die Effektivität der Projekte zu sichern. Ministerin Schulze betont die Notwendigkeit, dass deutsche Organisationen mit lokalen Partnern kooperieren, um die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Community zu verstehen. Erfolgreiche Projekte können nur dann umgesetzt werden, wenn das lokale Wissen und die lokalen Strukturen respektiert werden. Dies fördert nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern stärkt auch das Vertrauen der Menschen in die Hilfe.
Meine heutigen Gäste sind Neven Subotić und Svenja Schulze.
Neven ist ehemaliger Nationalspieler und Gründer der well.fair-Foundation, die sich für sauberes Wasser und Sanitäranlagen in ländlichen Regionen Ostafrikas einsetzt. Svenja Schulze ist SPD-Politikerin und Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Ich habe die beiden im Hotel zusammengebracht, um mit ihnen über Entwicklungszusammenarbeit zu sprechen und ihre unterschiedlichen Blickwinkel darauf zu bekommen.
Ich wollte von ihnen wissen, was ihre jeweilige Definition von Entwicklungszusammenarbeit ist, wie faire Hilfe aussieht, welche Defizite es gibt und wie sie in die Zukunft schauen. Wir sprechen über Transparenz, Kritik, Korruption, Versäumnisse, Sorgen und Hoffnung.