Johannes Follmer, Papiermacher in der historischen Papiermühle Homburg, teilt faszinierende Einblicke in die Welt der Papierherstellung. Er spricht über innovative papierbasierte Produkte, die Plastikalternativen bieten, und die Herausforderungen der nachhaltigen Produktion. Follmer klärt über Mythen rund um Recyclingpapier auf und zeigt, wie alte Techniken mit modernen Technologien kombiniert werden. Zudem thematisiert er die Notwendigkeit von inneren Beschichtungen für papierbasierte Verpackungen und die einzigartigen historischen Aspekte der Papierherstellung.
Die Papierherstellung, ursprünglich aus Pflanzenfasern, hat eine lange Geschichte, die von handwerklichen zu modernen industriellen Methoden reicht.
Die deutsche Papierindustrie setzt stark auf Recycling und Nachhaltigkeit, während die energieintensive Produktion nach umweltfreundlichen Lösungen verlangt.
Deep dives
Traditionelle Papierherstellung
Die traditionelle Papierherstellung basiert auf der Verwendung von Pflanzenfasern, die in einem Wasser-Faser-Gemisch verarbeitet werden. Der Prozess umfasst das Schöpfen von Papier mit einem Sieb, gefolgt vom Übertragen des nassen Blattes auf einen Filz. Dabei spielt die Geschichte der Papiermühlen eine entscheidende Rolle, angefangen bei den handwerklichen Methoden bis hin zur maschinellen Produktion. Ein Beispiel ist die historische Papiermühle in Homburg, wo die Techniken des Papiermachens demonstriert werden und die Technologien von der Antike bis zur modernen Industrie aufgezeigt werden.
Geschichte und Entwicklung des Papiers
Die Erfindung des Papiers wird China zugeschrieben, mit ersten urkundlichen Erwähnungen aus dem Jahr 105 nach Christus. Der Wissenstransfer über Handelswege wie die Seidenstraße brachte die Papierherstellung nach Europa, wo Städte wie Fabriano in Italien führend wurden. Im deutschsprachigen Raum entwickelte sich die Papierproduktion im 14. Jahrhundert, als Ulman Stromer in Nürnberg die Hadermühle gründete und Hadern, textile Abfälle, zur Produktion von Papier einsetzte. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 steigerte die Nachfrage nach Papier erheblich und führte zu einem Boom in der Branche.
Nachhaltigkeit und Recycling in der Papierindustrie
Die deutsche Papierindustrie ist heute führend in Europa mit einer Produktion von über 21 Millionen Tonnen jährlich, wobei der Fokus auf nachhaltigen Praktiken und Recycling liegt. Etwa 90 Prozent des verwendeten Papiers sind recycelte Fasern, während frische Fasern hauptsächlich aus Holz stammen. Innovative Ansätze, wie die Entwicklung von Verpackungen aus Papier oder sogar papierbasierten Gebäuden, zeigen das Potenzial des Materials als umweltfreundliche Alternative zu Kunststoffen. Trotz der Fortschritte bleibt die Energieintensität der Papierproduktion ein kritisches Thema, das neue Lösungen für grüne Energie und umweltfreundliches Recycling erfordert.
Papier statt Plastik - ein Slogan der aktuellen Klimadebatte. Vom Briefbogen über den Geldschein bis zum Taschentuch begleitet Papier unseren Alltag. Sogar wohnen könnten wir bald in Papier. Doch die Herstellung des recyclierbaren Werkstoffs ist enorm energieintensiv. Von Inga Pflug
Credits Autorin dieser Folge: Inga Pflug Regie: Martin Trauner Es sprach: Hemma Michel Technik: Adele Kurdziel Redaktion: Anne Kleinknecht
Im Interview:
Johannes Follmer, Papiermühle Homburg, Papiermacher Sonja Neumann, Deutsches Museum München Helga Zollner-Croll, Hochschule München Samuel Schabel, TU Darmstadt
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