Ludwig Siep, emeritierter Professor für Philosophie und Ethiker, diskutiert die Bedeutung von Ethik in der modernen Welt. Er beleuchtet die komplexen ethischen Herausforderungen in der Biomedizin und wie Moral und Gefühl miteinander verwoben sind. Siep argumentiert, dass technischer Fortschritt nicht immer mit einer Verbesserung des Lebens einhergeht. Zudem stellt er die Frage, inwiefern Gentechnik und unsere Beziehung zur Natur neue ethische Ansätze erfordern, und ermutigt dazu, über persönliche und gesellschaftliche Werte nachzudenken.
Ludwig Siep betont, dass Ethik als theoretische Auseinandersetzung mit moralischen Fragen nicht gleichbedeutend mit reiner Moral ist.
Die Diskussion über den Menschen und die Natur erfordert Respekt vor natürlichen Aspekten und eine verantwortungsvolle Beziehung zu unserem Ökosystem.
Deep dives
Der Weg zur Philosophie
Der Philosoph Ludwig Sieb beschreibt, wie ihn frühe Erfahrungen mit Religion und mystischen Erlebnissen zur Philosophie führten. In seiner Kindheit hatte er einen Zugang zu religiösen Fragen, die ihn mit Themen wie Gott, Freiheit und Sterblichkeit konfrontierten. Ein Schlüsselmoment war das Lesen eines Schulbuches, das philosophische Irrwege thematisierte und ihn dazu ermutigte, unabhängig zu denken und zu forschen. Diese neugierige Denkweise führte ihn dazu, den Unterschied zwischen Wunschdenken und der Realität zu hinterfragen, was ihn schließlich auf den Weg in die Philosophie brachte.
Philosophie und Wissenschaft
Sieb betont die Notwendigkeit, in der Philosophie mit den Wissenschaften übereinzustimmen und die bestmögliche Erklärung für Erkenntnisse zu suchen. Er argumentiert, dass Philosophie sich dem Zweifel stellen muss und nicht ohne fundierte Fakten arbeitet. Diese Philosophie der Erkenntnistheorie beinhaltet, dass auch persönliche Lebenserfahrungen die Suche nach Wissen beeinflussen können, jedoch nicht dominieren sollten. Die Balance zwischen philosophischen Überlegungen und empirischen Beweisen bleibt somit ein zentrales Anliegen.
Ethik und ihre Relevanz
Der Diskurs über Ethik wird als essenziell betrachtet, da er hilft, die Komplexität menschlichen Verhaltens und gesellschaftlicher Normen zu beleuchten. Sieb weist darauf hin, dass Ethik nicht gleichzusetzen ist mit Moral, sondern dass Ethik die theoretische Auseinandersetzung mit moralischen Fragen darstellt. Der Einfluss der angewandten Ethik zeigt sich in der wachsenden Notwendigkeit, ethische Prinzipien auf konkrete gesellschaftliche Fragestellungen und Entwicklungen anzuwenden. Diese ethischen Überlegungen sind unerlässlich, um im modernen Kontext gesellschaftliche Verantwortung und gerechte Handlungen zu fördern.
Natur und Mensch
Sieb beschäftigt sich auch mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur und hinterfragt die Tendenz, die Natur als maschinenähnlich zu betrachten, die optimiert und kontrolliert werden kann. Er argumentiert, dass der Mensch nicht nur die Natur kontrollieren sollte, sondern auch deren natürliche Aspekte respektieren und erhalten muss. Diese Überlegung erfordert eine tiefere Auseinandersetzung mit den Konsequenzen menschlicher Eingriffe in die Natur und deren Auswirkungen auf das Ökosystem. Abschließend wird die Frage aufgeworfen, inwieweit technologische Fortschritte den Erhalt der natürlichen Balance gefährden könnten, was eine verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle als Teil der Natur erfordert.
In unserer Gegenwart der Machbarkeit und einer Welt voller Herausforderungen, etwa in der Biomedizin, hat die Ethik eine besondere Bedeutung erhalten. Der Philosoph Ludwig Siep sucht mit Jürgen Wiebicke nach Kriterien dafür, was gut und richtig ist.
Ludwig Siep(*1942)ist emeritierter Professor für Philosophie an der Universität Münster und Ethiker. In seiner “konkreten Ethik“ hat er ein Grundlagenwerk zu den moralischen Fragen der technisierten Wissensgesellschaften entwickelt und war Mitglied verschiedener Ethikkommissionen und -komitees.
Philosophie versus Religion: Wofür der Glaube blind ist und warum Zweifel zu Erkenntnis führt (01:17)
Romantisch oder rational: Das Verhältnis des Menschen zur Natur (07:02)
Verschiedene Formen der Ethik und die mögliche Abgrenzung zur Moral (14:12)
„Konkrete Ethik“: Warum Kommissionen die Gesamtfolgen von Entscheidungen für alle Lebewesen bedenken müssen (20:43)
Wann technischer Fortschritt nicht unbedingt Verbesserung bedeutet (37:10)
Beispiel Menschenrechte: Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zum Wohle aller zu begrenzen (43:26)
Warum der alte Gegensatz von Gefühl und Vernunft ein Irrtum ist (47:59)
Philosophieren Sie mit über die großen Themen unserer Zeit. Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken über KI und Klimawandel, über Einsamkeit und Zusammenhalt, über Glück und Glaube. Das philosophische Radio mit Jürgen Wiebicke immer montags um 20:04 Uhr live in WDR 5. https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio/index.html
Im nächsten Podcast sprechen wir mit dem Publizisten Kersten Knipp über Gespräche.
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Unser Podcast-Tipp: InTee mit Warum - Die Philosophie und wir schauen die Hosts auf die großen Fragen der Philosophiegeschichte, sprechen mit Philosoph:innen und hören Menschen aus dem Alltag. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Donnerstag: https://1.ard.de/tee-mit-warum-podcast-cp
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