Tobias Haberl, Journalist und Autor, teilt seine Erfahrungen als gläubiger Katholik in einer zunehmend konfessionslosen Gesellschaft. Er beleuchtet die Isolation, die viele Gläubige empfinden, und fordert eine Diskussion über den Verlust an Sinn im Leben durch Glaubensverzicht. Haberl argumentiert, dass Gott nicht einfach entsorgt werden kann, ohne die eigene Freiheit zu gefährden. Zudem spricht er über die Bedeutung von Nächstenliebe und Gemeinschaft in der heutigen Zeit und reflektiert über die spirituelle Notwendigkeit von Auszeiten und Gebet im hektischen Alltag.
Tobias Haberl beschreibt seine Rückkehr zum Glauben als mutige Entscheidung in einer zunehmend konfessionslosen Gesellschaft, die oft Unverständnis zeigt.
Er thematisiert die Isolation von gläubigen Menschen und die Herausforderungen, die mit der Rechtfertigung des Glaubens im persönlichen Umfeld verbunden sind.
Haberl hebt die Bedeutung von Nächstenliebe hervor, die unbedingte Wertschätzung für alle Menschen umfasst, unabhängig von deren Ansichten.
Deep dives
Der Weg zum Glauben
Der Weg von Tobias Haberl zum Glauben ist geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit seiner Kindheit und Jugend. Aufgewachsen in einer tiefgläubigen Umgebung im bayrischen Wald, wird sein Glaube zuerst als selbstverständlich erlebt. Nach einer Phase der Abkehr und der Infragestellung während seiner jungen Erwachsenenjahre kehrt der Glaube später mit voller Wucht in sein Leben zurück. Diese Rückkehr ist für ihn eine bewusste Entscheidung, die Mut erfordert und in einem gesellschaftlichen Klima stattfindet, in dem das Bekenntnis zum Glauben oft mit Befremden betrachtet wird.
Gesellschaftliche Isolation von Gläubigen
Haberl thematisiert die zunehmende gesellschaftliche Isolation von Christen in einer immer konfessionsloseren Welt. Die Statistiken zeigen, dass in der Schweiz mittlerweile mehr Menschen ohne Konfession leben als Katholiken. Diese Isolation wird durch Gespräche im persönlichen Umfeld verstärkt, in dem gläubige Menschen oft mit Unverständnis konfrontiert werden. Das Gefühl, sich als Christ rechtfertigen zu müssen und für den Glauben zu kämpfen, inspiriert ihn dazu, ein Buch darüber zu schreiben, um dieser Einsamkeit eine Stimme zu geben.
Die Rolle der Kirche und des Glaubens
Haberl hebt die Trennung zwischen Glaube und Kirche hervor und betont, dass nicht alle Gläubigen mit der Institution Kirche einverstanden sind. Viele Menschen glauben an eine höhere Macht, haben aber Schwierigkeiten mit den Strukturen der Kirche, insbesondere im Kontext von Missbrauchsskandalen. Trotzdem ist für ihn die persönliche Beziehung zu Gott zentral und die regelmäßige Teilnahme an Gottesdiensten unerlässlich. Diese Verpflichtung wird für ihn nicht als Last, sondern als inneres Bedürfnis und Geschenk empfunden, das sein Leben bereichert.
Glauben in einer sich verändernden Welt
Die Auseinandersetzung mit dem Glauben wird von Haberl als eine Art Wanderung beschrieben, bei der es auf die Erfahrungen und das persönliche Wachstum ankommt. Auch wenn er sich selbst als jemand sieht, der nicht alles über den Glauben weiß, erkennt er, dass der Glaube ihm Halt und Sinn im Leben gibt. Die Erfahrungen im Glauben, die sowohl Freude als auch Trost beinhalten, sind für ihn untrennbar mit der menschlichen Existenz verbunden. Diese Verbindung hilft ihm, mit den Herausforderungen und Ängsten des Lebens umzugehen und eröffnet eine tiefere Dimension der Zufriedenheit.
Nächstenliebe und gesellschaftliche Verantwortung
Haberl unterscheidet zwischen Nächstenliebe und Solidarität, wobei letztere politisch und begrenzt ist, während die Nächstenliebe unbedingte Wertschätzung für alle Menschen umfasst. Er sieht Nächstenliebe als eine zentrale christliche Aufgabe, die nicht nur für Freunde oder Gleichgesinnte gilt, sondern auch für die, die als feindlich betrachtet werden. Dies zeigt sich in der Herausforderung, selbst für diejenigen zu beten, die einem Leid zufügen. Ein Leben in der Nächstenliebe erfordert eine solide Verankerung im Glauben, ohne die soziale und politische Verantwortung aus den Augen zu verlieren.
Kaum jemand mag sich heute noch zum Christentum bekennen. Der Journalist Tobias Haberl tut es und stellt fest, dass er dafür belächelt oder sogar diskriminiert wird. Was die heutige Gesellschaft von gläubigen Menschen lernen könnte, erklärt er im Gespräch mit Wolfram Eilenberger.
Der Journalist und Autor Tobias Haberl ist gläubiger Katholik. Er macht die Erfahrung, dass er sich dafür sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld immer öfter rechtfertigen muss. Was in seiner Kindheit selbstverständlich war, als noch die grosse Mehrheit einer christlichen Konfession angehörte, scheint etwas Unerhörtes geworden zu sein. Auch wenn es nur Halbsätze oder subtile Blicke sind, gäben ihm gerade Menschen, die Toleranz für Minderheiten fordern, das Gefühl, den Sprung in die Gegenwart verpasst zu haben. Auch Haberl hadert mit den Fehlern der Kirche, trotzdem plädiert er in seinem Buch «Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe» dafür, im Zusammenhang mit Religion nicht nur über Missbrauch, Vertuschung und die längst fällige Modernisierung zu sprechen. Vielmehr stellt der die Frage, was mit dem Verzicht auf den Glauben verloren geht. Ist die innere Leere und Erschöpfung, die er bei anderen wahrnimmt und die durch Befriedigung immer neuer Bedürfnisse zu stillen versucht wird, nicht eine Folge von Glaubensverlust?
Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger erklärt er, warum das Leben nicht freier werde, wenn Gott entsorgt wird, und warum der Reiz zu glauben gerade darin liege, dass man Gott nicht beweisen kann.
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