#85 Was ist Gesamtverteidigung & braucht man dafür Wehrpflicht? | Zeitenwende im Katastrophenschutz?
Sep 7, 2024
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In dieser Folge wird das Konzept der Gesamtverteidigung erörtert und die Wechselwirkungen zwischen militärischen und zivilen Maßnahmen thematisiert. Experten diskutieren die Notwendigkeit einer zivilen Verteidigung, um auf Krisen und Extremwetterereignisse besser vorbereitet zu sein. Das Gespräch mit Albrecht Broemme gibt spannende Einblicke in den aktuellen Stand des Katastrophenschutzes. Zudem werden Herausforderungen im Krisenmanagement und die Idee einer allgemeinen Dienstpflicht im Zivilschutz beleuchtet, während hybride Kriegsführung und aktuelle Sicherheitslagen analysiert werden.
Gesamtverteidigung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Institutionen, um effizient auf Krisensituationen zu reagieren.
Die Notwendigkeit einer Dienstpflicht wird diskutiert, um das Bewusstsein für zivile Verantwortung und Solidarität in der Gesellschaft zu stärken.
Eine effektive Kooperation zwischen staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft ist entscheidend, um auf hybride Bedrohungen und Naturkatastrophen besser reagieren zu können.
Deep dives
Gesamtverteidigung und ihre Bedeutung
Gesamtverteidigung bezieht sich auf die integrative Strategie, die sowohl militärische als auch zivile Verteidigung umfasst. Dies bedeutet, dass bei einem Verteidigungsfall die Bundeswehr nicht isoliert agiert, sondern enge Kooperation mit zivilen Institutionen notwendig ist. Ein Beispiel dafür ist die Versorgung von Streitkräften durch zivile Unternehmen, wie etwa die Unterstützung bei der Beschaffung von Lebensmitteln oder Dienstleistungen. In Deutschland muss das Bewusstsein für diese wechselseitige Abhängigkeit zwischen militärischer und ziviler Verteidigung gestärkt werden, um im Ernstfall effektiver reagieren zu können.
Rolle der Zivilen Verteidigung
Die zivile Verteidigung hat die Aufgabe, die Aufrechterhaltung von Staats- und Regierungsfunktionen sowie den Zivilschutz bei möglichen Angriffen sicherzustellen. Zivilschutzmaßnahmen beinhalten unter anderem die Einrichtung von Bunkern und die Gestaltung von Notfallplänen zur Schadensbegrenzung. Darüber hinaus muss sich die zivile Verteidigung auch um die Versorgung der Zivilbevölkerung kümmern, was im Falle eines Angriffs essentielle Unterstützung für die Streitkräfte erfordern kann. Die Integration dieser zivilen Aufgaben in die Gesamtverteidigungsstrategie ist entscheidend für die nationale Sicherheit.
Neue Rahmenrichtlinien für die Gesamtverteidigung
Die Rahmenrichtlinien zur Gesamtverteidigung wurden aktualisiert, um modernisierten Herausforderungen Rechnung zu tragen, insbesondere angesichts von Cyberangriffen und sonstigen Bedrohungen. Diese neuen Richtlinien sollen sicherstellen, dass sowohl zivile als auch militärische Institutionen auf zukünftige Krisen vorbereitet sind. Ein zentrales Anliegen der neuen Leitlinien ist, die Verantwortung auf verschiedene gesellschaftliche Akteure zu verteilen, sodass alle notwendigen Ressourcen im Krisenfall optimal genutzt werden können. In Anbetracht der Veränderungen in der globalen Sicherheitslage ist dieses Update von grundlegender Bedeutung für die langfristige Resilienz Deutschlands.
Notwendigkeit einer Dienstpflicht
Die Diskussion über die Einführung einer Dienstpflicht zur Stärkung des Zivilschutzes und der Bundeswehr ist wieder aufgeflammt. Die Argumentation dafür basiert auf der Einsicht, dass nicht nur die militärische Verteidigung, sondern auch Zivilschutzmaßnahmen eine breitere gesellschaftliche Teilhabe erfordern. Eine allgemeine Dienstpflicht könnte dazu beitragen, das Bewusstsein für individuelle Verantwortung in Krisensituationen zu schärfen und die unmittelbare Solidarität innerhalb der Gesellschaft zu fördern. Außerdem besteht die Überlegungen, diese Verpflichtung in regelmäßig wiederkehrenden Ausbildungsprogrammen zu integrieren, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung im Notfall handlungsfähig bleibt.
Zusammenarbeit zwischen Behörden und Gesellschaft
Ein lehrreicher Punkt aus der Diskussion ist die erkennbare Notwendigkeit einer effektiveren Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um auf Naturkatastrophen oder hybride Bedrohungen besser reagieren zu können. Es wurde festgestellt, dass viele Bürger oft darauf vertrauen, dass staatliche Institutionen im Notfall die einzige Verantwortung tragen, was jedoch zu einem gefährlichen Missverständnis führt. Daher muss ein gesellschaftliches Bewusstsein geschaffen werden, das die Bürger ermutigt, aktiv an Notfallvorbereitungen und -maßnahmen teilzunehmen.
Herausforderungen durch hybride Bedrohungen
Die Bedrohungen, die durch hybride Kriegsführungsstrategien entstehen, sind ein zentrales Anliegen für die nationale Sicherheit. Diese Bedrohungen erfordern eine dynamische und adaptive Reaktion auf Sicherheitsherausforderungen, die oft nicht klar als militärisch oder zivil-identifizierbar sind. Es ist essenziell, dass alle Beteiligten, sowohl staatliche Akteure als auch die Gesellschaft, auf dem gleichen Stand sind, was potenzielle Risiken und die entsprechenden Reaktionen betrifft. Eine gezielte Sensibilisierung der Bevölkerung für diese neuen Herausforderungen und deren Vorsorgemaßnahmen könnte dabei helfen, die Resilienz des Landes zu stärken.
“Sicherheitshalber” ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 85 sprechen Thomas Wiegold, Ulrike Franke, Frank Sauer und Carlo Masala zuerst über Gesamtverteidigung und ordnen die Begriffe und Konzepte. Dann diskutieren sie die Frage, ob man für zivile Verteidigung, Zivilschutz und Katastrophenschutz - anders gesagt das, was man gesellschaftliche Resilienz nennt - vielleicht doch mehr Leute und Strukturen braucht als wir sie in Deutschland gegenwärtig haben. Denn, den unwahrscheinlichen und unbedingt zu vermeidenden Fall eines Krieges mal außen vor lassend, die fortschreitende Klimakrise wird ja fortan regelmäßig katastrophale Extremwetter-”Jahrhundertereignisse” mit sich bringen. Im zweiten Teil unterhalten die vier Podcaster sich dann mit Albrecht Broemme, dem ehemaligen Präsidenten des Technischen Hilfswerks, um ein besseres Bild vom Stand der Dinge in Sachen Katastrophenschutz zu bekommen. Abschließend wie immer der “Sicherheitshinweis”, der kurze Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen - diesmal mit russischer Desinformation, russischen Nuklearwaffen, Schweizer Neutralität sowie Kampfjets, die auf finnischen Landstraßen landen.
Gesamtverteidigung: 00:01:49
Katastrophenschutz, mit unserem Gast Albrecht Broemme: 00:50:26
Fazit: 01:21:59
Sicherheitshinweise: 01:23:50
Web: https://sicherheitspod.de/
Shop: https://sicherheitshalbershop.myspreadshop.de/
Patreon: https://www.patreon.com/sicherheitspod
Komplette Shownotes unter: https://sicherheitspod.de/2024/09/07/folge-85-was-ist-gesamtverteidigung-braucht-man-dafur-wehrpflicht-zeitenwende-im-katastrophenschutz/
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