Gunter Erfurt ist Vorstandschef der Solarfirma Meyer Burger, die in Ostdeutschland Solarpanels produziert. Er spricht über den aktuellen Boom der Solarenergie in Deutschland und die Herausforderungen der Branche, wie lange Wartezeiten bei Installationen. Erfurt beleuchtet die Rückkehr der Solarindustrie und das ungenutzte Potenzial von Photovoltaikanlagen. Trotz der Vergangenheit und internationaler Konkurrenz gibt er einen optimistischen Ausblick auf die Zukunft der Solarenergie und diskutiert, wie Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen kann.
Die Solarindustrie in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, insbesondere aufgrund zahlreicher Insolvenzen und der Konkurrenz aus Asien.
Trotz der Krisensituation wächst die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen erheblich, da viele Haushalte nach Lösungen für steigende Energiekosten suchen.
Ein Comeback der Solarindustrie wird als möglich erachtet, erfordert jedoch politische Unterstützung und den Ausbau der Produktionskapazitäten im Inland.
Deep dives
Krise der deutschen Solarindustrie
Die deutsche Solarindustrie befindet sich in einer ernsten Krise, die durch mehrere Unternehmenspleiten, einschließlich der Firma Q-Cells und Suvello, verschärft wird. Diese Insolvenzen markierten den vierten großen Fall in der Branche, nachdem bereits Solarhybrid, Solar Millennium und Solon pleitegegangen waren. Der Rückgang ist größtenteils auf stark gesunkene Förderungen und wachsende Konkurrenz aus Asien zurückzuführen, was die Unternehmen in der Branche enorm belastet. Bis 2011 galt die Solarindustrie noch als zukunftsträchtig, doch der darauffolgende Rückschlag hat zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen und der Schließung vieler Unternehmen geführt.
Steigende Nachfrage nach Solaranlagen
Trotz der Krisensituation besteht in Deutschland eine wachsende Nachfrage nach Photovoltaikanlagen, da viele Menschen aufgrund steigender Strompreise alternative Energielösungen suchen. Das Bewusstsein für Solarenergie wächst und Nachbarn fragen oft, wie man Solaranlagen effizient installieren kann. Ein Beispiel ist ein Kollege, der eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach hat und von anderen angesprochen wird, die ebenfalls Interesse zeigen. Diese steigende Nachfrage zeigt, dass immer mehr Eigentümer den Schritt zur Installation von Solarpanelen erwägen, um unabhängiger von den steigenden Energiekosten zu werden.
Herausforderungen bei der Installation
Die Installation von Solaranlagen ist jedoch nicht ohne Herausforderungen, da viele Installateure überlastet sind und lange Wartezeiten herrschen. Ein Kollege berichtete, dass die Wartezeit für seine Solaranlage bis zu neun Monate betrug und aufgrund der aktuellen Nachfrage sogar auf bis zu zwei Jahre ansteigen könnte. Der Aufwand für die Installation ist signifikant, erfordert aber dennoch die richtige Planung und Vorbereitung. Diese Rahmenbedingungen könnten potenzielle Installateure abschrecken, auch wenn das Interesse an Solarenergie groß ist.
Finanzielle Überlegungen zur Amortisation
Die finanziellen Aspekte einer Solaranlage sind komplex und variieren je nach individuellen Verbrauchsmustern und Strompreisen. Ein Beispiel zeigt, dass eine Anlage, die um die 9000 Euro gekostet hat, nach etwa 16 Jahren rentabel sein könnte, abhängig von den Strompreisen. Ohne einen Speicher für den erzeugten Strom ist der Eigenverbrauch begrenzt, was bedeutet, dass viele Haushalte immer noch auf Netzstrom angewiesen sind. Aufgrund der niedrigeren Einspeisevergütung müssen Nutzer sorgfältig kalkulieren, ob sich die Investition langfristig wirklich lohnt.
Zukunftsperspektiven der Solarindustrie
Die Rückkehr der Solarindustrie in Deutschland wird als möglich erachtet, wenn der richtige politischer Rahmen geschaffen wird, insbesondere durch industriepolitische Unterstützung. Es bestehen jedoch Bedenken, dass die Industrie weiterhin von Importen aus Asien abhängig bleibt, was die langfristige Stabilität der Branche gefährden könnte. Die Gesprächspartner haben klargemacht, dass es notwendig ist, die Produktionskapazitäten in Deutschland auszubauen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Ein erfolgreicher Wiederaufbau der Solarindustrie könnte nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch zur Energiewende in Deutschland erheblich beitragen.
Es ist kaum zu übersehen in den Dörfern und Städten dieses Landes. Und es ist auch nicht zu überhören in den Gesprächen der Menschen. Die Solarenergie erlebt einen Boom in Deutschland. Hauseigentümer installieren Fotovoltaikanlagen auf ihren Dächern, unter Freunden und in der Familie wird darüber beraten, wie sich mit Solarpanels auf dem Balkon die Stromrechnung senken lässt.
In der Energiekrise setzen viele auf die Kraft der Sonne. Nur müssen Käuferinnen und Käufer von Solaranlagen im Moment viele Monate warten, bis ihnen die neue Fotovoltaikanlage geliefert und montiert werden kann. Das liegt einerseits an der extrem hohen Nachfrage, aber auch an der Tatsache, dass die Industrie fast vollständig aus Deutschland nach Asien abgewandert ist – obwohl sie hier ihren Anfang nahm. Schafft die Solarbranche jetzt ein Comeback? Oder wird auch dieser Boom schnell vorübergehen?
Darum geht es in der 24. Folge unseres Wirtschaftspodcasts, in dem zum ersten Mal Zacharias Zacharakis neben Jens Tönnesmann moderiert; Zacharakis ist Wirtschaftsredakteur bei ZEIT ONLINE.
Unterhalten haben sich die beiden Hosts darüber mit einem Mann, der diese Rückkehr der Branche gerade anführt und der schon beim ersten Mal dabei war. Gunter Erfurt ist Vorstandschef der Solarfirma Meyer Burger, die an mehreren Standorten in Ostdeutschland wieder Solarpanels fertigt. Und mit der Produktion kaum hinterherkommt. Er schildert seine Sicht auf die Frage, was geschehen muss, damit die Solarindustrie in Deutschland nachhaltig erfolgreich ist und nicht wie in den Nullerjahren einen Crash erlebt?
Außerdem haben Jens Tönnesmann und Zacharias Zacharakis ihren ZEIT-Kollegen Marcus Rohwetter gefragt, warum es bei ihm seit einiger Zeit häufiger an der Tür klingelt – und wie man ausrechnet, wann sich eine Solaranlage wirklich rechnet.
Im Wirtschaftspodcast Ist das eine Blase? sprechen Lisa Hegemann, Ann-Kathrin Nezik, Jens Tönnesmann und Zacharias Zacharakis immer montags über das, was die Welt im Innersten zusammenhält: Geld, Macht, Gerechtigkeit. Immer mit einem Experten aus der Redaktion, einem Gast – und einem Tier.
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