#115 Die New York Times & das Massaker von Butscha: Eine Aufarbeitung
Oct 18, 2024
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Christoph Köttl, ein zweifacher Pulitzer-Preisträger und Visual Investigator bei der New York Times, teilt spannende Einblicke in seine Arbeit. Er spricht über die Herausforderungen des modernen Journalismus und die Bedeutung von visueller Recherche im Kampf gegen Fake News. Besonders eindrucksvoll sind seine Schilderungen zur Rekonstruktion des Massakers von Butscha, bei dem moderne Technologien und investigative Ansätze genutzt wurden, um die Verantwortung zu dokumentieren. Zudem thematisiert er die psychische Belastung, die Journalisten während solcher Recherchen erfahren.
Visual Investigations nutzen systematisch visuelle Materialien zur Verifizierung von Ereignissen, insbesondere in Konflikten und bei der Aufdeckung von Falschinformationen.
Die Analyse von Satellitenbildern und sozialen Medien spielt eine entscheidende Rolle bei der Widerlegung von Propaganda, wie im Fall des Butscha-Massakers.
Journalisten stehen vor erheblichen emotionalen und ethischen Herausforderungen, wenn sie sensible Inhalte berichten, während sie die Würde der Opfer respektieren müssen.
Deep dives
Die Bedeutung von Visual Investigations
Visual Investigations sind eine spezialisierte Form des Journalismus, die sich auf die Analyse von visuellen Materialien wie Fotos und Videos konzentriert. Diese Methode wird immer wichtiger, da Ereignisse häufig von Zivilisten gefilmt und in sozialen Medien geteilt werden. Journalisten nutzen diese Materialien, um die Authentizität und den Kontext von Ereignissen zu überprüfen, insbesondere in Konfliktsituationen. Ein Beispiel dafür ist die Untersuchung von Polizeigewalt und Gewaltszenen in den USA, wo Videos aus Protesten zur Beweisführung herangezogen werden.
Der Prozess der Beweissammlung
Die Sammlung von Beweismaterial in Visual Investigations erfolgt systematisch, in dem Journalisten sowohl Satellitenbilder als auch Aufnahmen aus sozialen Netzwerken analysieren. Satellitenbilder bieten eine zeitliche Dimension, indem sie es ermöglichen, Änderungen und Bewegungen in bestimmten Gegenden über einen Zeitraum hinweg zu verfolgen. Gleichzeitig suchen Journalisten auf Plattformen wie Telegram und Facebook nach weiteren visuellen Beweisen, um die Geschehnisse zu verifizieren. Dies führt zu einer umfassenden Analyse, die sowohl lokale als auch internationale Quellen berücksichtigt.
Der Einfluss von Propaganda und Fehlinformation
Es wird häufig mit Propagandathemen gearbeitet, insbesondere wenn es um politische Konflikte geht, in denen Falschinformationen verbreitet werden. Im Fall des Butscha-Massakers wurde die russische Propaganda schnell aktiv und versuchte, die Toten als Schauspieler oder Inszenierungen zu deuten. Die Journalisten der New York Times wiederum konnten durch die Analyse von Satellitenbildern beweisen, dass die Leichen bereits zu einem Zeitpunkt auf der Straße lagen, als russische Truppen die Kontrolle über die Stadt hatten. Diese umfassende Überprüfung trug wesentlich dazu bei, die russischen Behauptungen zu widerlegen.
Herausforderungen und ethische Überlegungen
Die Arbeit im Bereich der Visual Investigations bringt bedeutende emotionale und psychologische Herausforderungen mit sich, insbesondere wenn man mit verstörenden Bildern konfrontiert wird. Die Journalisten müssen ständig abwägen, wie sie sensible Inhalte präsentieren können, ohne die Betroffenen weiter zu traumatisieren. Ethische Überlegungen spielen hier eine große Rolle, da es darum geht, die Wahrheit zu berichten, ohne die Würde der Opfer zu verletzen. Dies erfordert kreative Lösungen, wie beispielsweise das Ausblenden von Gesichtern, während man dennoch die Beweiskraft der Bilder nutzt.
Einfluss auf Veränderungen und Verantwortung
Journalisten im Bereich Visual Investigations haben oft direkten Einfluss auf gesellschaftliche und politische Veränderungen, indem sie Missstände aufdecken und Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen. In der Folge von Berichten über Polizeigewalt in den USA haben sich z.B. lokale Regierungen entschuldigt oder Reformen eingeleitet. Diese Resultate zeigen die Macht von Faktenjournalismus und die Verantwortung, die Journalisten tragen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Im Idealfall kann ihre Arbeit nicht nur zur Aufklärung führen, sondern auch zu bedeutenden Veränderungen im Verhalten von Institutionen.
Von Michael Nikbakhsh. Zu Gast in der 115. Ausgabe der Dunkelkammer ist der Journalist und zweifache Pulitzer-Preisträger Christoph Köttl. Der Oberösterreicher arbeitet für die New York Times und da als "Visual Investigator" - 2022 war er Teil eines Teams, das ein Massaker der russischen Armee an der Zivilbevölkerung im ukrainischen Butscha rekonstruierte – und so die russische Propaganda widerlegte. Was genau Christoph bei der New York Times macht und warum er wichtige Arbeit im Kampf gegen Fake News leistet - das gibt es hier. Die Dunkelkammer ist ein Stück Pressefreiheit.
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