Femizid in Bülach: Wie verhindert man Gewalt gegen Frauen?
Oct 10, 2024
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Alexandra Aregger, Inlandredaktorin des Tages-Anzeigers und Expertin für Gewalt gegen Frauen, beleuchtet die alarmierende Zunahme von Femiziden im Kanton Zürich. Sie spricht über die Tragödie des jüngsten Falls in Bülach, bei dem eine 29-jährige Afghanin von ihrem Ehemann getötet wurde. Aregger erörtert die gesellschaftliche Verantwortung und die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Zudem wird die Bedeutung der Täterherkunft und die Herausforderungen bei der Risikoeinschätzung thematisiert.
Femizide in der Schweiz sind häufig mit Partnergewalt verbunden, und es fehlt an effektiven rechtlichen Maßnahmen zum Schutz potenzieller Opfer.
Die Prävention erfordert eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung, die Bildung und Sensibilisierung für häusliche Gewalt umfasst, um patriarchale Werte zu hinterfragen.
Deep dives
Femizid und seine Ursachen
Ein Femizid wird als Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts definiert, wobei diese Taten in der Schweiz häufig mit Partnergewalt in Zusammenhang stehen. Im Fall von Bülach wurde eine 29-jährige Afghanin möglicherweise von ihrem Ehemann getötet, der der Polizei als Bedrohung bekannt war, dennoch gab es keine angemessenen Maßnahmen zu ihrem Schutz. Experten betonen, dass Femizide in der Regel eine lange Vorgeschichte haben und nie überraschend auftreten, was die Schwierigkeiten in der Prävention verdeutlicht. Die gesellschaftliche Frage bleibt, wie man solche Taten vorhersehen und verhindern kann, ohne dass die Rechte potenzieller Täter verletzt werden, was eine ambivalente Herausforderung darstellt.
Herausforderungen der Prävention
Die Prävention von Femiziden erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Strafverfolgung und frühzeitiger Intervention. Bedrohungsmanagement-Programme werden entwickelt, um potenziellen Opfern Hilfestellung zu bieten und Risiken zu beurteilen, doch oft ist es rechtlich schwierig, Maßnahmen zu ergreifen, bevor eine Straftat geschieht. In der Schweiz gibt es keine offizielle Statistik über Femizide, was die Analyse und das Verständnis des Ausmaßes des Problems erschwert. Fachpersonen weisen darauf hin, dass häufig finanzielle Notlagen oder psychische Probleme der Täter zu solchen Gewalttaten führen können, was die Prävention zusätzlich kompliziert.
Gesellschaftliche Verantwortung und Bildung
Die Bekämpfung von Femiziden erfordert eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung, die über rechtliche Maßnahmen hinausgeht. Bildung und Sensibilisierung sind entscheidend, um patriarchale Werte zu hinterfragen und ein besseres Verständnis für häusliche Gewalt zu fördern. Nachbarn und Angehörige werden ermutigt, gefährliche Situationen zu erkennen und gegebenenfalls zu intervenieren, um potenzielle Opfer zu schützen. Die Implementierung von landesweiten Hotlines und Kampagnen zur Unterstützung von Opfern steht an, jedoch bleibt der Erfolg dieser Maßnahmen ungewiss, solange die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Normen nicht geändert werden.
Es ist nur im Kanton Zürich bereits der dritte Femizid in sechs Wochen: Eine 29-jährige Afghanin wird vor einem Wohnhaus in Bülach mutmasslich durch ihren Ehemann, ein 47-jähriger Landsmann, getötet. Der Tatverdächtige war der Polizei bekannt, bereits bei einer Beratungsstelle und durfte sich der Frau nicht nähern.
Es ist bereits der dritte Femizid in sechs Wochen und er reiht sich ein in eine Reihe von Tötungsdelikten, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden.
Welche Möglichkeiten gibt es, solche Gewalttaten zu verhindern? Und welche Rolle spielt die Herkunft von Gewalttätern? Inlandredaktorin Alexandra Aregger ordnet in einer neuen Folge des täglichen Podcasts «Apropos» die aktuellen Geschehnisse ein.