Nach 22 Jahren im Bundeshaus: Abschied von Markus Häfliger
Aug 29, 2024
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Markus Häfliger, ehemaliger Bundeshauskorrespondent mit 22 Jahren Erfahrung, teilt seine tiefen Einblicke aus der Schweizer Politik. Er reflektiert über den Wandel im politischen Journalismus und die Herausforderungen dabei, kritischen Journalismus zu betreiben. Häfliger spricht über die zunehmende Polarisierung in der Politik und die Herausforderungen für Frauen in der Branche. Zudem beleuchtet er seinen Übergang zur Heilsarmee, wo er sich sozialen Themen widmen möchte, und betont die zentrale Rolle des Journalismus in der Demokratie.
Markus Häfliger reflektiert über die früheren Arbeitsbedingungen im Bundeshaus, die durch weniger Zugangskontrollen und enge Beziehungen zwischen Medien und Parlament geprägt waren.
Die politische Landschaft hat sich in zwei Jahrzehnten nicht wesentlich verändert, doch eine jüngere und vielfältigere Altersstruktur im Parlament ist erkennbar.
Der Wandel im Journalismus erfordert von Journalisten, ein starkes Netzwerk aufzubauen, um relevante Informationen trotz abnehmender Ressourcen besser zu erhalten.
Deep dives
Erinnerungen an das Bundeshaus
Die ersten Eindrücke von Markus im Bundeshaus zeichnen ein Bild einer ganz anderen Zeit. In den 1990er Jahren gab es keine Zugangskontrollen, und die Journalisten arbeiteten in beengten Büros ohne Tageslicht. In dieser nostalgischen Atmosphäre bedeuteten das handschriftliche Abstimmen im Ständerat und der enge Kontakt zwischen Parlamentariern und Medien eine völlig andere Dynamik. Diese Veränderungen führten zu einem Gefühl, dass das Parlament eine Distanz gegenüber den Medien schaffen wollte, die viele heutige Journalisten als nachteilig empfinden.
Veränderungen im politischen Umfeld
Die politische Landschaft hat sich in zwei Jahrzehnten kaum grundlegend verändert, da die Regierungsstrukturen und Koalitionen weitestgehend gleich blieben. Dennoch fällt auf, dass die Altersstruktur im Parlament jetzt jünger und vielfältiger ist, mit einem steigenden Frauenanteil. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Gesellschaft insgesamt männlich dominierte Strukturen langsam aufbricht und Raum für neue Stimmen geschaffen wird. Das Fehlen eines klaren Regierungsprogramms bleibt jedoch ein konstant bestehendes Problem.
Transparenz und Intransparenz des Parlaments
Trotz gewisser Fortschritte gibt es immer noch erhebliche Bedenken bezüglich der Transparenz der politischen Prozesse. Während die Einführung elektronischer Abstimmungssysteme einen Schritt in die richtige Richtung darstellt, bleibt die Intransparenz bei Interessenbindungen und Nebeneinkünften ein drängendes Problem. Diese Aspekte erschweren es der Öffentlichkeit und den Medien, informierte Berichterstattung über politische Entscheidungen zu leisten. Markantes Beispiel ist, dass der Ständerat heute stärker nach Parteigrenzen abstimmt, was die Kompromissfähigkeit der politischen Akteure einschränkt.
Die Herausforderungen des Bundeshausjournalismus
Der Journalismus im Bundeshaus hat sich laut der Diskussion in den letzten Jahren stark verändert, insbesondere durch den Rückgang an erfahrenen Journalisten. Die Möglichkeit, wichtige Informationen und Geschehnisse schnell zu erfassen, wird dadurch zunehmend erschwert. Neben der Notwendigkeit, sich mit einer Fülle an Informationen auseinanderzusetzen, müssen Journalisten ein starkes Netz von Kontakten aufbauen, um relevante und exklusive Informationen zu erhalten. Diese Herausforderung betrifft nicht nur den Zugang zu Informationen, sondern auch die Balance zwischen Nähe zu Politikern und dem Erhalt kritischer Distanz.
Zukunft des Journalismus und persönliche Reflexion
Der Abschied von Markus markiert einen Moment der Besinnung über den Zustand des Journalismus in der Schweiz. Angesichts der Herausforderungen und der sich wandelnden Mediensituation wird deutlich, dass die Qualität der Berichterstattung und die politische Aufklärung der Bevölkerung gefährdet sein könnten. Er betont die Wichtigkeit eines funktionierenden Mediensystems in einer direkten Demokratie, das über die Geschehnisse im Bundeshaus aufgeklärt. Die Aufruf zur Unterstützung von Printmedien wird als essenziell hervorgehoben, um die journalistische Unabhängigkeit und Qualität langfristig zu sichern.
Der Eingang war noch kaum bewacht, die Journalisten (es waren vor allem Männer) arbeiteten noch direkt im Bundeshaus, die Parlamentarier (es waren vor allem Männer) waren konformer angezogen und trotzdem jovialer.
Als Markus Häfliger vor 22 Jahren als Bundeshauskorrespondent nach Bern kam, hiessen die Bundesratsmitglieder Ruth Metzler, Pascal Couchepin oder Joseph Deiss. Es war eine andere Zeit. Eine andere Politik - auch eine andere Art von Journalismus.
In der aktuellen Folge des Podcast «Politbüro» schaut Markus Häfliger zurück auf seine Zeit im Bundeshaus. Denn diese Zeit endet heute - der langjährige Redaktor wird eine Stelle bei einer Non-Profit-Organisation antreten.
Seine Nachfolgerin im Politbüro wird Larissa Rhyn - die Bundeshaus-Chefin der Redaktion Tamedia. Sie ist noch nicht so lang im Bundeshaus wie Markus - hat aber dennoch schon einige grosse Veränderungen in der Schweizer Politik erlebt (und der Art und Weise, wie darüber berichtet wird).
Gastgeber ist Philipp Loser.
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