Der Podcast zeigt, dass Axel Springer in Fällen von sexueller Belästigung oft den Schutz des Unternehmens über das Wohl der Mitarbeiter stellt.
Die Erfahrungen von Jasmin verdeutlichen die Ineffektivität des bestehenden Codes, der mutmaßliche Opfer nicht ausreichend schützt oder ernst nimmt.
Deep dives
Interne Aufregung und Reaktionen zu Julian Reichelt
Die Aufregung innerhalb des Unternehmens Axel Springer nach den offensichtlichen Vorwürfen gegen Julian Reichelt, den ehemaligen Chefredakteur der BILD, ist erheblich. Vorstandsvorsitzender Matthias Döpfner adressiert die Mitarbeiter über ein internes Video und gibt zu, dass Fehler gemacht wurden, jedoch ohne wirkliche Verantwortung zu übernehmen oder sich bei den betroffenen Frauen zu entschuldigen. Es wird deutlich, dass der Konzern lange Zeit untätig blieb, während die Informationen über Reichelts Verhalten bereits im Raum waren. Dieser Mangel an prompter Reaktion führt zu einer Atmosphäre des Misstrauens und Unbehagens unter den Mitarbeitern, die sich vor möglichen Konsequenzen fürchten.
Missachtung des Code of Conduct
Der Podcast thematisiert die Diskrepanz zwischen dem auf Papier bestehenden Code of Conduct von Axel Springer und der praktischen Umsetzung innerhalb des Unternehmens. Obwohl der Kodex Mindeststandards für ethisches Verhalten festlegt, zeigt sich, dass mutmaßliche Betroffene von Belästigung oft nicht ernst genommen oder enttäuscht wurden, wenn sie sich an Vorgesetzte wandten. Dies wird am Beispiel von Jasmin deutlich, einer jungen Reporterin, die mit belästigenden Verhaltensweisen konfrontiert war und sich in einem toxischen Arbeitsumfeld befand, wo sexistische Sprüche zur Tagesordnung gehörten. Die Ineffektivität des Codes bedeutet, dass es keinen sicheren Raum für die Opfer gibt, ihre Beschwerden zu äußern.
Jasmins Erfahrungen mit Belästigung
Jasmin, eine ehemalige Mitarbeiterin der BILD, schildert ihre Erfahrungen mit sexualisierter Belästigung durch einen älteren Redakteur. Obwohl sie anfangs die unangemessenen Nachrichten mit Humor zu nehmen versuchte, eskalierte die Situation, als er ihr ein beleidigendes Bild schickte. Nachdem sie den Vorfall meldete, erhielt sie keine adäquate Unterstützung von ihrem Vorgesetzten oder der Compliance-Abteilung, die sie in ihrer Angst und Scham zurückließ. Ihre Erlebnisse verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen Frauen im Unternehmen stehen, sowie die Ineffektivität der bestehenden Systeme zur Meldung und Bearbeitung solcher Vorwürfe.
Strukturen des Missbrauchs innerhalb des Unternehmens
Es wird aufgezeigt, dass der Umgang mit Vorwürfen von sexistischem Verhalten in Axel Springer eher den Schutz des Unternehmens als den der Mitarbeiter ins Zentrum stellt. Der Podcast beleuchtet, wie die internen Ermittlungen oft darauf abzielen, die betroffenen Frauen zu diskreditieren und die Vorwürfe zu verschleiern, anstatt diese ernsthaft zu prüfen. Besonders der Fall des früheren Chefredakteurs Kai Diekmann zeigt, dass das Unternehmen häufig dazu neigt, sich gegen betroffene Mitarbeiter zu stellen. Dies resultiert in einem toxischen Arbeitsklima, in dem Betroffene Angst haben, sich zu äußern oder Unterstützung zu suchen, da die Strukturen darauf angelegt sind, Machtmissbrauch zu schützen und zu vertuschen.
Der Umgang mit den Vorwürfen um Julian Reichelt ist keine Nachlässigkeit, kein Versehen. Bei Springer gab es in der Vergangenheit eine Reihe solcher Ermittlungen, in denen sich mutmaßlich Betroffene vertrauensvoll an ihre Vorgesetzten gewendet haben – und enttäuscht wurden. In dieser Folge erzählen wir vom Umgang mit zwei solcher Fälle. Sie zeigen, dass es Springer darin offenbar um etwas ganz anderes ging.
Wenn ihr von Mobbing oder anderen Formen psychischer Gewalt betroffen seid oder Menschen kennt, die betroffen sind, kontaktiert bitte die Telefonseelsorge – online oder kostenlos unter 0800-1110111 oder 0800-1110222. Besteht die Gefahr der Suizidgefährdung, könnt ihr unter der 112 einen psychiatrischen Notdienst oder den Rettungsdienst rufen. Mehr Informationen zum Thema findet ihr auch bei der Deutschen Depressionshilfe.