Matthias Brink schildert, wie die monotone Struktur des Gefängnislebens oft zu einem Gefühl der Eintönigkeit führte, gleichzeitig aber auch Möglichkeiten zur schulischen und beruflichen Ausbildung bot.
Die hohe Rückfallquote von fast 40 Prozent zeigt, dass ehemalige Insassen Unterstützung und stabile Beziehungen benötigen, um erfolgreich in die Gesellschaft reintegriert zu werden.
Deep dives
Erfahrungen im Gefängnis
Matthias Brink beschreibt seine Zeit im Gefängnis als sehr durchwachsen. Er begann seine Haft mit 17 Jahren in der Jugendstrafanstalt Berlin und verbrachte dort zwei Jahre, in denen er sich mit der monotone Struktur des Gefängnislebens auseinandersetzen musste. Die Tage waren häufig gleich und lang, mit frühmorgendlichem Aufstehen und sehr spät stattfindendem Mittagessen. Diese Routine führte zu einem Gefühl der Eintönigkeit, doch gab es auch Möglichkeiten zur schulischen und beruflichen Ausbildung, die darauf abzielten, den Insassen eine Perspektive und Fähigkeiten für die Zeit nach der Entlassung zu geben.
Rückfallquoten und Herausforderungen nach der Entlassung
Die Herausforderungen, mit denen Matthias nach seiner Entlassung konfrontiert wurde, sind enorm. Die hohe Rückfallquote im Jugendstrafvollzug, wobei fast 40 Prozent innerhalb der ersten dreieinhalb Jahre zurückkehren, zeigt, dass viele ehemalige Insassen Schwierigkeiten haben, sich in die Gesellschaft reintegrieren. Matthias kehrte in sein altes Umfeld zurück, was ihn mit den alten, kriminellen Strukturen konfrontierte, die seine Chancen auf ein neues Leben erschwerten. Der Druck von ehemaligen Freunden und die Suche nach Stabilität können Rückfälle begünstigen, auch wenn der Wunsch, ein ehrliches Leben zu führen, vorhanden ist.
Die Frage der Sinnhaftigkeit von Jugendstrafe
Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Haftstrafen für Jugendliche zeigt, dass harte Strafen nicht immer den gewünschten Effekt haben. Studien bestätigen, dass sie keinen messbaren Einfluss auf die Rückfallraten haben und statt Bestrafung eher Erziehung im Vordergrund stehen sollte. Möglichkeiten wie Berufsausbildung und stabile Beziehungen sind entscheidend dafür, dass Jugendliche einen positiven Veränderungsprozess durchlaufen. Matthias’ Geschichte verdeutlicht, dass das Gefängnis zwar kurzfristig seine kriminellen Aktivitäten stoppte, aber die Nachsorge und die Unterstützung danach entscheidend sind.
Matthias heute: Reflexion und Zukunftsperspektiven
Nach seiner Entlassung hat Matthias Brink begonnen, sein Leben neu zu gestalten und reflektiert über seine Vergangenheit. Die positive Rolle seiner Mutter und seines Sozialarbeiters hat ihm dabei geholfen, auf den richtigen Weg zu kommen. Zudem hat seine Konversion zum Islam ihm eine neue Identität und Gemeinschaft gegeben, die ihn leitet. Trotz der Herausforderungen, die er noch immer bewältigen muss, zeigt Matthias Entschlossenheit, eine positive Veränderung in seinem Leben herbeizuführen und eine bessere Zukunft zu schaffen.
Was würden Sie als Erstes machen, wenn Sie aus dem Gefängnis frei kommen würden? Viele würden wahrscheinlich ihre Freundinnen und Freunde treffen. Einkaufen gehen. Durch den Park spazieren. Matthias Brink entschied sich für ein Frühstück mit seiner Mutter. Denn im Gefängnis schmeckte ihm das Essen einfach nicht: „Ich habe immer erst um 15:00 Uhr gegessen, damit ich irgendwie auf die Kalorien vom Tag komme, dass ich nicht verhungere“, sagte er dem SZ-Reporter Joshua Beer.
Eigentlich heißt Matthias Brink auch anders. Nur unter der Bedingung wollte er mit der SZ über seine Zeit im und nach dem Gefängnis sprechen. Er kam mit 17 in die Jugendstrafanstalt Berlin, wo er zwei Jahre verbringen musste. Natürlich habe er davor schwere Straftaten begangen, das sehe er mittlerweile selbst ein. Dennoch stellt sich auch in seinem Fall die Frage: Ist es zielführend, Jugendliche einzusperren? Oder richten die Einsamkeit oder Gewalt, die man dort teils durch Mithäftlinge erfährt, bei Jugendlichen nur weiteren Schaden an?
Joshua Beer hat Matthias Brink ein Jahr lang begleitet, dessen frühere Jugendstrafanstalt besucht und mit Experten gesprochen. Ronen Steinke, Rechtspolitischer Korrespondent der SZ, hat auch einen Artikel über das hundertjährige Bestehen des Jugendstrafrechts geschrieben.
Moderation, Redaktion: Léonardo Kahn
Redaktion: Léonardo Kahn, Vinzent-Vitus Leitgeb, Lars Langenau
Produktion: Carolin Lenk
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