Ist Deutschlands Konjunkturschwäche nur vorübergehend oder eine wachsende Strukturkrise?
Nov 29, 2024
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Bert Rürup und Michael Hüther analysieren die tiefen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft. Ist die aktuelle Schwäche nur vorübergehend oder ein Anzeichen für eine Strukturkrise? Daten des Ifo-Instituts zeigen, dass Deutschland im europäischen Vergleich hinten liegt. Die möglichen Auswirkungen von Donald Trumps Zollpolitik auf das Wachstum werden ebenfalls thematisiert. Zudem wird der Einfluss von Innovationskraft in Südtirol und die Balance zwischen moralischen Prinzipien und nationalen Interessen in der Außenpolitik beleuchtet.
Deutschlands wirtschaftliche Probleme sind tiefgreifender als vorübergehende konjunkturelle Schwächen und werden durch strukurelle Defizite seit 2017 verschärft.
Um die Krise zu bewältigen, sind umfassende Reformen und Investitionen, insbesondere in die Infrastruktur, dringend erforderlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Deep dives
Strukturkrise in Deutschland
Deutschland steht vor einer tiefergehenden Strukturkrise, die seit 2017 besteht und nicht nur eine vorübergehende konjunkturelle Schwäche darstellt. Diese Einschätzung wird durch das IFO-Institut unterstützt, das feststellt, dass Deutschland im europäischen Vergleich zurückfällt und nicht mithalten kann. Die Rückgänge in der Industrieproduktion seit 2018 sind alarmierend und zeigen einen langfristigen Trend, der nicht ignoriert werden kann. Diese Entwicklungen legen nahe, dass die Wirtschaftsleistung auf der Stelle tritt und keine signifikante Erholung zu erwarten ist.
Infrastrukturprobleme und politische Fehlentscheidungen
Die mangelhafte Infrastruktur wird als zentraler Faktor für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hervorgehoben, da diese unter dem Druck der Schuldenbremse gelitten hat. Der Fokus auf die 'schwarze Null' hat zu einem Verfall der Verkehrsinfrastruktur geführt, der sich nun negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Es wird betont, dass eine dringende Reform und Investitionen erforderlich sind, um diese Probleme anzugehen. In den letzten Jahren wurde auf wichtige Maßnahmen verzichtet, was die Situation zusätzlich verschärft hat.
Zukunftsperspektiven und Handlungsbedarf
Um die gegenwärtigen Herausforderungen zu bewältigen, müssen strukturelle Reformen und Investitionen in die Infrastruktur priorisiert werden. Ein Vorschlag für einen Gesamtstaatlichen Transformationsfonds in Höhe von 600 Milliarden Euro könnte ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein. Zudem muss die Energiepolitik beschleunigt werden, um den industriellen Bedarf zu decken und nachhaltige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die demografische Alterung und geopolitische Veränderungen erfordern zudem eine Neuorientierung in der Außenpolitik, die sowohl moralische als auch wirtschaftliche Interessen berücksichtigt.
In dieser Folge fragen sich Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, wie tief die deutsche Konjunktur wirklich in der Misere steckt. Befindet sich Deutschland „nur“ in einer vorübergehenden Konjunkturschwächephase oder steckt das Land in einer sich immer weiter verschärfenden Strukturkrise?
Laut des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung habe der Abwärtstrend in der Konjunkturentwicklung hierzulande bereits 2017 begonnen. Daher bilde Deutschland heute im europäischen Vergleich mit Finnland, Belgien und Österreich das Schlusslicht.
Was würde es für die ohnehin schon schwache konjunkturelle Entwicklung der Bundesrepublik nun künftig bedeuten, wenn der designierte US-Präsident Donald Trump sein jüngst angekündigten Zölle auf internationale Waren wirklich umsetzt?
Bert Rürup glaubt, dass die deutsche Wirtschaft dann kaum noch wachsen könne. Ob Michael Hüther ähnlich pessimistisch auf die konjunkturelle Entwicklung blick, hören Sie in dieser Folge.
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