Hermann Josef Tenhagen, Verbraucherjournalist und Ex-Chefredakteur von Finanztest, sowie Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, diskutieren die verrückten Zinsen, die Sparer derzeit erleben. Tenhagen fordert höhere Zinsen für Kunden, während Schleweis die Bankenpraxis erläutert. Die hohe Diskrepanz zwischen Spar- und Dispozinsen sorgt für Ärger. Beide Experten beleuchten, warum viele Menschen dennoch keine Bank wechseln und welche Rolle Finanzbildung für Kinder spielt.
Die Banken geben die erhöhten Zinsen der EZB nicht an die Sparer weiter, was zu Unzufriedenheit und Frustration führt.
Historische Werbespots zeigen, wie sich die Sparpsychologie verändert hat, wobei Sparen früher als Weg zum Wohlstand galt.
Die hohe Diskrepanz zwischen Haben-Zinsen und Dispozinsen belastet Verbraucher erheblich und sollte bei der Wahl von Finanzprodukten berücksichtigt werden.
Deep dives
Historische Werbung und Sparpsychologie
Der Podcast nutzt historische Werbespots von Banken, um die Veränderungen in der Sparpsychologie zu beleuchten. Früher wurde Sparen als eine Möglichkeit dargestellt, Wohlstand zu schaffen, oft mit kreativen Anreizen wie Geschenken an Weltspartagen, was die Menschen dazu brachte, ihre Ersparnisse zu vermehren. Diese nostalgischen Aufnahmen erwecken ein Gefühl der Verbundenheit zur Vergangenheit des Sparens, das heute oft nicht mehr vorhanden ist. Es wird diskutiert, wie viele Menschen das Sparen zugunsten anderer Anlageformen vernachlässigen, während der Fokus auf den Zinssätzen liegt, die mit den aktuellen Marktbedingungen korrelieren.
Aktuelle Zinsentwicklung und ihre Auswirkungen
Die Diskussion im Podcast dreht sich um die wieder steigenden Zinsen nach einer längeren Nullzinsphase, die viele Sparer frustriert hat. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt aktuell bei 4,5 Prozent, während die meisten Banken nur geringe Zinsen für Einlagen bieten, oft nur um 1 Prozent. Dies führt zu einem Gefühl der Unzufriedenheit unter Sparern, die sich fragen, warum sie nicht von den höheren Zinsen profitieren können. Es wird auch hervorgehoben, wie wichtig es ist, während dieser Zeit geeignete Sparprodukte zu finden, die den Ertrag maximieren.
Wettbewerb der Banken und Zinsstrategien
Die Banken stehen in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld, in dem Sparer aktiv nach besseren Zinsangeboten suchen. Der Podcast zeigt, dass viele Verbraucher beginnen, ihre Sparstrategien zu überdenken und Banken zu wechseln, um von höheren Zinsen zu profitieren. Online-Banken bieten oft attraktivere Konditionen, was traditionelle Banken unter Druck setzt, ihre Zinssätze zu überdenken und transparenter zu werden. In diesem Zusammenhang sprechen die Moderatoren auch über die Kundenzufriedenheit und das Vertrauen, das Banken aufbauen müssen, um ihre Kunden zu halten.
Die Herausforderung bei Dispozinsen
Ein zentraler Punkt im Podcast ist die hohe Diskrepanz zwischen den Haben-Zinsen und den Dispozinsen, die viele Banken erheben. Oft liegen die Dispozinsen bei über 15 Prozent, während die Zinsen für Einlagen minimal sind, was zu einer ungleichem Last auf den Verbrauchern führen kann. Es wird thematisiert, dass Banken teils hohe Dispozinsen als Abschreckung nutzen, um Kunden vom übermäßigen Kredithandeln abzuhalten. Die Moderatoren betonen, dass Verbraucher sich bewusst sein sollten, dass die Inanspruchnahme von Dispokrediten teuer werden kann und alternative Kreditformen in Betracht gezogen werden sollten.
Erwartungen an die Zukunft der Zinspolitik
Im Podcast gibt es verschiedene Einschätzungen, wie sich die Zinspolitik in naher Zukunft entwickeln könnte. Während einige Moderatoren optimistisch sind und eine Annäherung der Zinsen auf einem faireren Niveau erwarten, zögern andere, da viele Banken wegen ihrer bisherigen Strategien an hohen Dispozinsen festhalten könnten. Die Diskussion legt nahe, dass Verbraucher mehr Einfluss auf die Zinslandschaft haben könnten, indem sie ihre Banken wechseln und ihre Präferenzen durch ihr Handeln deutlich machen. Dies könnte dazu führen, dass Banken gezwungen sind, ihre Zinspolitik zu überdenken und gerechtere Konditionen anzubieten.
Es ist das Aufregerthema dieser Zeit, wenn es ums Geld geht. Zwar hat die EZB den Leitzins immer weiter erhöht. Aber viele Banken geben ihn nicht weiter, als Sparer hat man davon kaum etwas. Bei den Sparkassen zum Beispiel gibt es aufs Tagesgeld im Schnitt gerade einmal 0,59 Prozent. Dazu kommt: Man zahlt so viel wie nie, wenn man sein Konto überzieht. Wer Pech hat, zahlt bereits über 17 Prozent. Wie kann das sein?
Pünktlich zum Weltspartag sprechen wir über die verrückten Zinsen in "Ist das eine Blase?", dem Wirtschaftspodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE über Geld, Macht und Gerechtigkeit. Wir haben uns bei zehn Banken umgehört, die sehr niedrige Zinsen zahlen – und sehr hohe verlangen. Wie rechtfertigen die das eigentlich? Und warum wechseln viele Menschen ihre Bank trotzdem nicht?
Außerdem haben wir für diese Folge gleich zwei Gäste: einen Verbraucherschützer und einen Banker.
Hermann Josef Tenhagen vom Verbraucherportal Finanztip sagt, eigentlich müssten die Kunden auf höhere Zinsen pochen. "Denn wenn der Bank nichts anderes einfällt, kann sie das Geld der Sparer abends bei der EZB abgeben und bekommt dafür vier Prozent aufs Jahr gerechnet", sagt er. "Kunden haben also einen Anspruch darauf, dass sie davon einen wesentlichen Teil abbekommen."
Nur sind die Banken in der Breite bislang nicht bereit, den Sparern mehr von ihren Zinseinnahmen abzugeben. Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, rechtfertigt das im Podcast – genauso wie die hohen Dispozinsen. Und er erklärt, warum er nichts von einem Zinsdeckel hält, wie ihn die Linke gefordert hat.
Am Mikrofon in dieser Folge sind die ZEIT-Wirtschaftsredakteure Carla Neuhaus und Jens Tönnesmann.
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