Keine Wirkung, trotzdem gesund? Warum Placebos funktionieren
Oct 30, 2024
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Manfred Schedlowski, Psychologe und Professor für Medizinische Psychologie, gibt spannende Einblicke in den Placebo-Effekt. Er erklärt, wie auch ohne echte Medikamente Heilungen möglich sind und dass die Erwartungshaltung der Patienten eine entscheidende Rolle spielt. Zudem wird das Phänomen von Placebo-Operationen beleuchtet und der Unterschied zwischen realen und eingebildeten Effekten diskutiert. Ein weiteres Thema ist die Gesundheit von Mischlings- versus reinrassigen Hunden, basierend auf aktuellen Studien zur Zuchtgentechnik.
Der Placebo-Effekt beruht auf psychologischen Mechanismen wie Erwartungen und kann das Schmerzhemmungssystem im Gehirn aktivieren.
Die Gesundheit von Mischlingshunden versus reinrassigen Hunden ist kompliziert und hängt stärker von der Krankheit als von der Rasse ab.
Deep dives
Der Placebo-Effekt und seine Wirkmechanismen
Der Placebo-Effekt ist ein faszinierendes Phänomen, bei dem Menschen durch die Einnahme von scheinbar wirkungslosen Medikamenten eine Verbesserung ihrer Symptome erleben können. Dies geschieht vor allem durch psychologische Mechanismen wie die Erwartung, dass die Einnahme einer Tablette zur Schmerzlinderung führt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Aktivierung bestimmter Hirnareale, insbesondere im präfrontalen Kortex, das körpereigene Schmerzhemmssystem anregen kann, was zu einer tatsächlichen Schmerzlinderung führt. Zudem spielt das erlernte Verhalten eine Rolle, da frühere positive Erfahrungen mit Medikamenten die Wirksamkeit des Placebos verstärken können.
Die Grenzen des Placebo-Effekts
Obwohl der Placebo-Effekt bei vielen subjektiven Beschwerden wirksam ist, stößt er an Grenzen, wenn es um objektive physiologische Veränderungen geht. Placebos können keine bakteriellen Infektionen heilen oder physiologisch messbare Erkrankungen beeinflussen, wie in den Fällen von Placebo-Antibiotika oder Placebo-Verhütungsmitteln. Es gibt jedoch schlüssige Beweise dafür, dass das Gehirn auch andere physiologische Prozesse steuert, was darauf hindeutet, dass der Placebo-Effekt potenziell die Entwicklung von Krankheiten nachhaltig beeinflussen kann. Diese Erkenntnisse eröffnen weiterhin neue Forschungsfelder im Bereich der psychologischen Einflussnahme auf die Gesundheit.
Gesundheit von Mischlings- vs. reinrassigen Hunden
Die Vorstellung, dass Mischlingshunde gesünder sind als reinrassige Hunde, ist weit verbreitet, jedoch nicht eindeutig belegt. Studien zeigen, dass genetische Erkrankungen bei bestimmten Rassen häufiger auftreten, während bei Mischlingen andere gesundheitliche Probleme, wie Kreuzbandrisse, überrepräsentiert sein können. Eine Analyse von mehr als 90.000 Hunderassen ergab, dass die Häufigkeit genetischer Erkrankungen von der Krankheit selbst abhängt und nicht von der Rasse. Zudem zeigen Untersuchungen, dass Mischlinge nicht notwendigerweise länger leben als reinrassige Hunde, was darauf hindeutet, dass verantwortungsvolle Zuchtpraktiken wichtig sind, um genetische Defekte bei Rassehunden zu minimieren.
Medikamente ohne Wirkstoffe können Schmerzen lindern und die Heilung von Krankheiten fördern. Scheinmedikamente wirken sogar dann, wenn Patientinnen und Patienten wissen, dass sie kein echtes Medikament einnehmen. Welche Mechanismen stecken dahinter? Und wo stoßen Placebos an ihre Grenzen? Das erklärt der Psychologe und Professor für Medizinische Psychologie Manfred Schedlowski von der Uniklinik Essen.
Außerdem klären wir die Frage: Sind Mischlinge wirklich gesünder als reinrassige Hunde?