Albrecht von Eyb, ein fränkischer Adliger und Geistlicher des 15. Jahrhunderts, hat mit seinem 'Ehebüchlein' Wellen geschlagen. Er stellt gewagte Fragen zur Ehe und definiert ein unkonventionelles Frauenbild: Die Auserwählte sollte nicht zu schön oder zu reich sein. Albrecht bringt humanistische Ideale wie Selbstbestimmung und Respekt ins Spiel. Sein Werk bildet eine Grundlage für zukünftige Eheratgeber und zeigt, dass er trotz seines unverheirateten Lebens ein Gespür für die Komplexität der Liebe hatte.
15:14
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insights INSIGHT
Humanismus trifft Kirche
Albrecht von Eyb verknüpft italienischen Humanismus mit kirchlicher Tradition.
Er bringt neue Werte wie Selbstbestimmung und Respekt in die starre mittelalterliche Welt.
insights INSIGHT
Ehe als juristisches und praktisches Thema
Albrecht von Eyb betrachtet Ehe nicht nur liturgisch, sondern juristisch und gesellschaftlich.
Seine Eheberatungen basierten auf realistischen Rollenbildern und praktischen Überlegungen.
volunteer_activism ADVICE
Wahl der Ehefrau
Wähle deine Ehefrau mit Bedacht: Sie sollte weder zu schön, noch zu reich sein.
Jungfrauen werden Albrecht zufolge bevorzugt, da sie anhänglicher und formbarer sind.
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Er schreibt über Ehe und Liebe. Offen, klug und riskant. Sein "Ehebüchlein" stellt damals unerhörte Fragen. Am 24.7.1475 stirbt der Jurist und Geistliche Albrecht von Eyb.
In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:
warum ein eheloser katholischer Geistlicher sich um die Ehe kümmert,
welches Frauenbild Albrecht von Eyb zugrunde legt,
wieso das Ehebüchlein zur Vorlage für viele spätere Eheratgeber wird.
Albrecht von Eyb hat Glück: Er kommt 1420 als fränkischer Adliger zur Welt und wird vom Vater für den geistlichen Stand bestimmt. Mit dem Geld der Familie im Rücken studiert er Theologie und Jura und lässt es sich 15 Jahre in Italien gutgehen.
Jenseits der Alpen kommt im 15. Jahrhundert der italienische Humanismus mit einem im mittelalterlichen Franken noch unbekannten Wertekanon auf: Selbstbestimmung, Bildung, Gewaltfreiheit und Respekt vor jeden Menschen rücken in den Fokus.
Diese humanistischen Ideale nimmt Albrecht von Eyb mit nach Deutschland und lässt sie 1472 in seinem Ehe-Ratgeber "Ob eynem manne sey zunemen ein eelichs weyb oder nicht" einfließen. Sein Tipp: Die Auserwählte sollte nicht allzu schön sein – weil sie sonst auch anderen Männern gefällt. Sie sollte nicht allzu reich sein – sonst fühlt sie sich zu unabhängig. Und bitte: Hütet euch vor Witwen!
Überprüfen konnte Albrecht von Eyb seine Tipps nicht. Er stirbt am 24. Juli 1475 – wie es die katholische Kirche von ihm verlangt – unverheiratet.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Jakob Frohmann, Sammlungskurator für Handschriften, Inkunabeln und Alte Drucke an der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Albrecht von Eyb: Ob eynem manne sey zunemen ein eelichs weyb oder nicht. Mit einer Einführung zum Neudruck von Helmut Weinacht (=Texte zur Forschung. Band 36), Darmstadt 1984.
Hörtipp: Quarks Daily - der tägliche Wissenspodcast über die Frage: Hass, Wut und Spaltung - Driften wir immer weiter auseinander?
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