Anita Lasker teilt ihre traumatischen Erlebnisse in Auschwitz und Bergen-Belsen. Sie spricht über die grausamen Bedingungen und die Rolle der Musik in ihrem Überlebenskampf. Der Einfluss ihrer Geschichte auf ihre Tochter Maya wird beleuchtet, die mit den Herausforderungen der Erinnerung an das Trauma ihrer Familie kämpft. Auch Anitas eindringliche Rede im Bundestag thematisiert ihre komplexen Gefühle von Hass und Vergebung. Der Podcast hinterfragt die Erinnerungskultur und die Bedeutung von Zeitzeugen im Holocaust-Kontext.
Anita Lasker schildert eindringlich die Schrecken von Auschwitz und die Furcht der Überlebenden, dass die Welt nicht glauben wird.
Der Erhalt der Erinnerung an Auschwitz ist dringlich, während Zeitzeugen schwinden und Museen eine tragende Rolle spielen müssen.
Anitas Kindheit und die Veränderungen durch die Nationalsozialisten verdeutlichen den dramatischen Verlust von Freiheit und Identität für jüdische Familien.
Deep dives
Anita Laskers Zeugnis über Auschwitz
Anita Lasker teilt ihre schockierenden Erfahrungen aus dem Konzentrationslager Auschwitz, wo sie lebendige Menschen in Feuer geworfen sah. Sie beschreibt den Ort und den Zeitpunkt ihrer Aussagen, kurz nach der Befreiung von Bergen-Belsen. Ihre Schilderungen unterstreichen den Schrecken, den sie und andere Häftlinge erlitten haben, und ihre Angst, dass die Welt nicht glauben wird, was dort geschehen ist. Ihre Schilderungen einer brutalen Realität und den beispiellosen Gräueltaten machen deutlich, wie wichtig es ist, diese Erinnerungen zu bewahren.
Die Herausforderungen der Erinnerungskultur
Die Verantwortung, die Erinnerung an Auschwitz lebendig zu halten, wird immer drängender, da die Zeitzeugen allmählich verschwinden. Ein Besuch im Museum und in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zeigt die Bemühungen der Mitarbeiter, die Erfahrungen der Häftlinge durch authentische Bewahrung der Artefakte zu dokumentieren. Diese Institutionen stehen vor der Herausforderung, die Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust aufrechtzuerhalten und künftige Generationen zu informieren. Der Austausch mit Historikern und Forschern ist entscheidend, um die Lehren aus der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Anitas Kindheit in Breslau
Anita Lasker-Wallfisch wird 1925 in Breslau geboren und wächst in einem jüdisch-bürgerlichen Zuhause auf. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten führt schnell zu Diskriminierung und Problemen im Bildungssystem, was ihre Familie dazu zwingt, sie zunächst nach Berlin zu schicken. Während der Reichspogromnacht wird ihnen klar, dass ihre Lebensbedingungen sich dramatisch verschlechtern und sie versuchen, aus Deutschland zu fliehen. Anitas Kindheitserinnerungen stehen in starkem Kontrast zu dem, was sie später in den Konzentrationslagern erleben musste.
Der Überlebenskampf im Konzentrationslager
Anita und ihre Schwester Renate erleben unglaubliche Schwierigkeiten, nachdem sie deportiert werden, während sie versuchen, so gut wie möglich zu überleben. Nachdem sie gefangen genommen werden, entwickeln die Schwestern ein gefährliches System, um Papiere zu fälschen und sich selbst als französische Zwangsarbeiter auszugeben. Ihre Verhaftung verlangsamt letztendlich ihre Deportation nach Auschwitz, wo der Alltag geprägt ist von weitreichender Willkür und Lebensgefahr. Im Konzentrationslager wird Anita letztendlich Teil des Lagerorchesters, was sogar ihre Überlebenschancen erhöht, da die Musiker relativ besser behandelt werden.
Nachkriegszeit und das Erbe der Erinnerung
Nach der Befreiung verbringen Anita und Renate eine Zeit in Bergen-Belsen, wo sie schließlich wieder an ein normales Leben denken. Auch nach dem Krieg bleibt die Diskussion um den Holocaust und die Verantwortung zur Erinnerung von entscheidender Wichtigkeit. Anita Lasker-Wallfisch wird zu einer Stimme, die die Holocaustüberlebenden repräsentiert und sich für die Bewahrung des Gedenkens einsetzt. Die nächste Generation, vertreten durch ihre Tochter Maya, übernimmt die Herausforderung, die Geschichten und Erfahrungen ihrer Familie und die Lehren aus der Vergangenheit im Gedächtnis zu behalten.
"Die Auschwitzer Häftlinge", spricht Anita Lasker ins Mikrofon der BBC, "fürchten alle, dass die Welt nicht glauben wird, was dort geschehen ist." Es ist Mitte April 1945, Anita Lasker ist wenige Wochen zuvor aus Auschwitz nach Bergen Belsen verschleppt worden. Am 15. April 1945 haben britische Truppen Bergen Belsen befreit und einige Tage später hat ein Reporter der BBC die junge Überlebende gebeten, in ein Mikrofon zu sprechen und zu erzählen, was sie erlebt hat.
Anita Lasker hat gemeinsam mit ihrer Schwester Renate Auschwitz überlebt. Weil Anita Cello spielen konnte, wurde sie Mitglied im Mädchenorchester des Lagers, das war ihre Rettung. Nach ihrem Interview mit der BBC sagte sie noch in einem frühen Prozess gegen das Lagerpersonal im Herbst 1945 aus. Dann ging sie nach London, wurde eine erfolgreiche Musikerin, gründete eine Familie – und begann zu schweigen. Warum Anita eine Nummer auf dem Arm hatte, und warum sie mit ihrem Mann Deutsch sprach, mit den Kindern aber nicht, erfuhr ihre Tochter Maya erst Jahrzehnte später. Da war das Trauma ihrer Mutter längst auch ihres geworden.
In unserer Sendung zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zeichnen wir die Geschichte von Anita Lasker-Wallfisch, ihrer Schwester Renate und ihrer Familie nach. Wir hören sie selbst erzählen, von der Aufnahme der BBC aus dem Jahr 1945 bis zu ihrer Rede vor dem Bundestag im Januar 2018 anlässlich des Holocaustgedenktages. Und wir sprechen mit ihrer Tochter Maya Jacobs Lasker-Wallfisch darüber, wie sich das Trauma des Holocausts in ihrer Familie einschrieb – wie sie es aber auch als Auftrag annahm, an diese Menschheitsverbrechen zu erinnern und für eine bessere Gesellschaft zu kämpfen.
Mehr zum Thema, zum Beispiel ein Gespräch mit dem Historiker Michael Wildt über die Debatte um die Singularität des Holocausts, eine Reportage aus der Gegenwart der Gedenkstätte Auschwitz und einen Besuch bei den Überlebenden Eva Szepesi und Albrecht Weinberg finden Sie in der neuen Ausgabe des Magazins ZEIT Geschichte. Hier können Sie eine aktuelle Gratisausgabe von ZEIT Geschichte zum Testen bestellen. Sie bekommen das Heft zu Auschwitz, aber auch viele andere, im Handel oder online im ZEIT Shop.
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