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Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist der Dachverband großer deutscher Gewerkschaften, der in Deutschland für die Aushandlung von Tarifverträgen verantwortlich ist. Er wurde mit der Gründung der Bundesrepublik ins Leben gerufen und feierte 2023 sein 75-jähriges Bestehen. Organisatorisch fasst der DGB verschiedene Gewerkschaften zusammen, die in unterschiedlichen Branchen tätig sind, um die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Der DGB fördert die Einheit und Zusammenarbeit unter den Gewerkschaften, will gleichzeitig aber auch die Unterschiede und Besonderheiten der einzelnen Verbände respektieren.
Im Laufe der Jahre haben sich die Strukturen und Herausforderungen innerhalb des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften verändert. Während man früher klare Trennungen beispielsweise zwischen den Industrien konnte, ist die Vernetzung zwischen den Gewerkschaften in prägenden Bereichen gewachsen. So finden mittlerweile gemeinsame Aktionen in Tarifverträgen statt, ohne dass es zu ernsthaften Konkurrenzsituationen zwischen den Gewerkschaften kommt. Diese Entwicklung zeigt, dass die Gewerkschaften erkannt haben, dass Zusammenarbeit für die Durchsetzung ihrer Interessen unerlässlich ist.
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Frage der Konkurrenz zwischen verschiedenen Gewerkschaften, speziell in Bezug auf die GDL und die EVG im Bereich der Bahn. Die GDL wurde als eine noch nicht integrierte Gewerkschaft vorgestellt, die eine Konkurrenz zur EVG darstellt. Es wurde dargestellt, dass diese Rivalität ein potenzielles Hindernis darstellt, um eine einheitliche gewerkschaftliche Vertretung zu gewährleisten. Angesprochen wurde auch, dass im Falle einer Fusion oder Kooperation zwischen Gewerkschaften der DGB einen Rahmen schaffen könnte, um gemeinsame Positionen zu entwickeln.
Tarifverträge spielen eine entscheidende Rolle für die Absicherung sozialer Standards und Arbeitsbedingungen in Deutschland. Sie fixieren für verschiedene Branchen angemessene Löhne und Arbeitsbedingungen und schaffen damit für die Beschäftigten ein gewisses Maß an Sicherheit. Es wurde betont, dass eine langfristige und nachhaltige Sicherung dieser tariflichen Vereinbarungen wichtig für die Bindung der Beschäftigten an ihre Gewerkschaften ist. Die Möglichkeit, die allgemeine Verbindlichkeit von Tarifverträgen zu erwirken, wurde ebenfalls erörtert, um zu verhindern, dass Unternehmen sich zu einfachen Löhne zurückziehen können.
Es wurde ein kritischer Blick auf die Entwicklung des Sozialstaates geworfen, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsmarktreformen und deren Auswirkungen auf die Menschen. Die Hoffnung auf einen Sozialstaat, der für alle Menschen in Deutschland eine gewisse Lebensqualität garantiert, hat abgenommen. Die Reduzierung sozialer Sicherheiten und die damit verbundene Unsicherheit für Arbeitnehmer, insbesondere in prekären Beschäftigungsverhältnissen, war ein bedeutendes Thema. Es gab einen Appell für eine Rückbesinnung auf sozialstaatliche Prinzipien und für eine stärkere Unterstützung sozial benachteiligter Gruppen.
Der Mindestlohn ist ein zentrales Thema in den tarifpolitischen Debatten, denn sein Anpassungsbedarf ist besonders relevant in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten. Ein angestrebter Mindestlohn von 15 Euro wurde als notwendig erachtet, um Arbeitnehmern ein existenzsicherndes Einkommen zu garantieren. Das aktuelle System zur Anpassung des Mindestlohns zeigt, dass es weiter Verbesserungen in der Tarifbindung und bei der Umsetzung durch die Arbeitgeber braucht. Die Notwendigkeit, den Mindestlohn an die Entwicklung der Löhne in den Branchen zu koppeln, ist ebenso gekommen.
Die Gewerkschaften erkennen die Herausforderungen, die durch Krisenzeiten entstehen, und wie diese Zeiten auch Chancen für einen Anstieg der Mitgliederzahlen bringen können. Die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt führen dazu, dass Menschen wieder vermehrt den Wert von Gewerkschaften wahrnehmen und sich zusammenschließen wollen. Auch die gewerkschaftlichen Organisationen haben in Krisenzeiten ihre wichtigere Rolle als Stimme der Arbeiternehmer für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen unter Beweis gestellt. Diese Zeit des Wandels erfordert jedoch auch eine Weiterentwicklung der Kommunikationsstrategien der Gewerkschaften, um jüngere Mitglieder anzusprechen.
Die aktiven Beteiligung junger Menschen ist für die Zukunft der Gewerkschaften entscheidend. Es wurde betont, dass junge Menschen oft entscheidende Impulse für eine aktive gewerkschaftliche Arbeit setzen können, insbesondere in turbulenten Zeiten. Die Ansprache und Integration von Jugendlichen in die Gewerkschaftsbewegung fordert sowohl kreative Ideen als auch auszubauende Kommunikationskanäle. Das Engagement junger Gewerkschafter ist unerlässlich, um die Interessen aller Arbeitnehmer effektiv zu vertreten und frische Perspektiven in die gewerkschaftliche Arbeit zu integrieren.
Die Themen Gleichstellung und Diversität innerhalb der Gewerkschaften standen ebenfalls im Mittelpunkt der Diskussion. Es wurde festgestellt, dass die Führungspositionen von Frauen im Gewerkschaftsbereich in den letzten Jahren gewachsen sind, was eine positive Entwicklung darstellt. Diese Veränderungen bringen auch neue Perspektiven und Herangehensweisen in die gewerkschaftliche Arbeit ein. Ein wichtiges Ziel bleibt, eine gerechtere und inklusivere Kultur innerhalb der Gewerkschaften zu fördern, die alle Mitglieder repräsentiert.
Die Digitalisierung stellt eine der größten Herausforderungen für die Gewerkschaften dar, da sie die Arbeitswelt und die Arbeitsbedingungen fundamental beeinflusst. Die Notwendigkeit steht im Raum, dass Gewerkschaften auch in digital fortschrittlichen Kulturen vertreten sind und die neuen Arbeitsmodelle und deren Anforderungen auch entsprechend begleiten. Eine Schlüsselaufgabe wird darin bestehen, sicherzustellen, dass die Rechte der Arbeitnehmer in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt geschützt sind. Das fördert das Engagement und die Integration der Mitglieder auch in neue digitale Strukturen und deren Angebote.
Künftige Herausforderungen erfordern eine neue starke sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Diese Partnerschaft wird als notwendig erachtet, um über die strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Der DGB strebt an, auch unter Berücksichtigung der neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine starke Stimme für die Beschäftigten zu sein. Ziel muss sein, auf eine positive Art und Weise in die Zukunft zu gehen und gemeinsam Herausforderungen anzupacken, die eine bessere Lebensqualität für alle Menschen in Deutschland garantieren.
Zu Gast im Studio: Yasmin Fahimi. Von Januar 2014 bis Dezember 2015 war sie Generalsekretärin der SPD. Anschließend war sie von Januar 2016 bis September 2017 Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Von 2017 bis 2022 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, in dem sie dem linken Flügel der SPD-Bundestagsfraktion angehörte, der Parlamentarischen Linken. Seit Mai 2022 ist Fahimi Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Ein Gespräch über den DGB als Dachverband und "Einheitsgewerkschaft", Tarifverträge für Berufsgruppen vs. Branchen, Tarifflucht der Arbeitgeber, sinkende Tarifbindung in Deutschland von 90% Ende der 80er zu 50% heute, den volkswirtschaftslichen Schaden durch fehlende Tarifbindung, die Agenda 2010 und den großen Niedriglohnsektor, die schlimmsten Ausbeuter in Deutschland, "Union Busting" von Arbeitgebern wie Lieferdienste und Tesla sowie die Forderung "Union Busting" zum Offizialsdelikt zu machen, den "Dritten Weg" der Kirchen, die Mitglieder des DGB, sein Budget, Yasmins Gehalt und Nebentätigkeiten, ihre Biografie, ihren Lebensweg, ihr Chemie-Studium und ihren Weg in die SPD und Gewerkschaft, ihre politische Analyse als Jungsozialistin 1997, Yasmins Rolle als SPD-Generalsekretärin unter dem damaligen Vorsitzenden Sigmar Gabriel, Leih- und Zeitarbeit, Schwarzarbeit bei Bürgergeld-Empfängern vs. Menschen mit hohen Einkommen sowie die neoliberalen "Nadelstiche" aktuell im Bundestagswahl (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Rente mit 70, Mindestlohn) + eure Fragen via Hans
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