Warum haben die Depressionen Sie zu einer besseren Chefin gemacht, Katharina Borchert?
Nov 26, 2019
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Katharina Borchert ist Innovationschefin bei Mozilla im Silicon Valley und hat zuvor als Chefredakteurin bei der WAZ-Mediengruppe gearbeitet. Im Gespräch geht es um ihre Erfahrungen mit Depressionen und wie diese sie zu einer empathischeren Führungskraft gemacht haben. Sie betont die Wichtigkeit von Verletzlichkeit und Raum für Zweifel in der Teamführung. Zusätzlich reflektiert sie über die Herausforderungen im Umgang mit Stress und die Bedeutung von Bewegung für das Wohlbefinden, wobei sie auch ihre Wurzeln auf einem Bauernhof in Bochum teilt.
Katharina Borchert betont, dass persönliche Herausforderungen wie Depressionen Empathie fördern und eine inklusive Teamdynamik stärken können.
Im internationalen Arbeitsalltag erfordern frühe Videokonferenzen und flexible Büropräsenz eine effiziente Kommunikation und innovative Zusammenarbeit.
Deep dives
Der Arbeitsalltag einer Innovationschefin
Der Arbeitsalltag in einem internationalen Team in Silicon Valley ist geprägt von frühen Videocalls und flexibler Büropräsenz. Videokonferenzen beginnen oft bereits um 7 Uhr morgens, was für viele Mitarbeiter aufgrund der Zeitverschiebung erforderlich ist. Die Technologiewelt erfordert ständig effiziente Kommunikationsformen, daher wird viel Zeit mit Videocalls und Teamarbeit verbracht. Das Büro wird genutzt, um realen Austausch mit wenigen Kollegen zu haben, während der Großteil der Interaktionen virtuell stattfindet.
Innovationskultur in der Open-Source-Welt
Bei Mozilla wird Innovation nicht nur intern entwickelt, sondern auch durch die Einbeziehung einer globalen Open-Source-Community gefördert. Der Quellcode ist öffentlich einsehbar und eingeladen, mitzugestalten, was eine Brücke zwischen internen Mitarbeitern und externen Entwicklern schlägt. Viele komunitätsbasierte Initiativen, wie der Kundensupport, basieren auf der Unterstützung von Freiwilligen, die aktiv an der Verbesserung des Produkts arbeiten. Diese Form des Crowdsourcings ermöglicht es dem Unternehmen, vielfältige Perspektiven in den Entwicklungsprozess einzubringen.
Positive und negative Stressfaktoren
Stress wird als ein zweischneidiges Schwert betrachtet, bei dem positiver Stress aus einem dynamischen Arbeitstempo entsteht, das eine kontinuierliche Wissensaufnahme fördert. Gleichzeitig wird negativer Stress durch endlose interne Konflikte und politische Differenzen ausgelöst, die den Fortschritt behindern können. Vor allem frustrierende Meetings ohne klare Ergebnisse tragen erheblich zum Stress bei. Ein Gleichgewicht zwischen produktiven und belastenden Arbeitssituationen ist entscheidend für das individuelle Wohlbefinden.
Der Einfluss persönlicher Erfahrungen auf die Führungsstile
Persönliche Herausforderungen, wie das Überwinden von Depressionen, prägen die Herangehensweise an Leadership und Teamdynamik. Solche Erfahrungen fördern Empathie und das Verständnis, dass Führung mehr mit Dialog und Teamarbeit als mit autoritärem Vorgehen zu tun hat. Ihre Fähigkeit, unsichere Entscheidungen und Verletzlichkeit zuzulassen, schafft ein kreatives Umfeld, in dem Teammitglieder offen Ideen präsentieren können. Dies fördert nicht nur Innovation, sondern trägt auch dazu bei, ein unterstützendes und inklusives Arbeitsklima zu gestalten.
Eine gute Führungskraft müsse Verletzlichkeit zeigen und Zweifel zulassen, sagt Katharina Borchert. "Die Tiefen, die ich durchlaufen habe, haben mir das erleichtert", sagt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 47-Jährige arbeitet heute als Innovationschefin bei dem Tech-Unternehmen Mozilla im Silicon Valley. Im Podcast erzählt sie, dass sie früher unter Depressionen gelitten habe. "Ich hatte damit weit über zehn Jahre zu kämpfen", sagt sie. "Es gab viele Phasen in meinen Zwanzigern, in denen ich definitiv keine Vollzeitstelle hätte ausfüllen können.“ Geholfen hätten ihr „sehr gute Therapie und wahnsinnig viel Zeit.“ Sie sei durch ihre Erfahrungen empathischer, lasse ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiraum, könne Konflikte gut aushalten. Borchert wuchs auf einem Bauernhof bei Bochum auf. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als freie Journalistin, wurde später Online-Chefredakteurin der WAZ-Mediengruppe und dann Geschäftsführerin von Spiegel Online in Hamburg. Vor vier Jahren wechselte sie zu Mozilla und zog in die USA. Was Borchert antreibt, ist ihr Wille, etwas zu verändern. Daher wolle sie keinen Tag ungenutzt lassen. Die Erfahrungen mit den Depressionen, die sie als junge Frau gemacht habe, hätten sie kompromissloser gemacht. "Ich weiß besser, was mir guttut und was nicht", sagt sie. Um bei der vielen Arbeit emotional stabil zu bleiben, bewegt sie sich jeden Tag eine Stunde an der frischen Luft. "Klingt altmodisch, aber da komme ich am besten runter", sagt Borchert.
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