Charles Goodhart, ein renommierter britischer Ökonom, spricht über die alarmierende Inflation, die die Verbraucher belastet. Er warnt vor weiter steigenden Preisen und sieht die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank kritisch. Goodhart empfiehlt, jetzt Gehaltserhöhungen zu fordern und drückt seine Skepsis gegenüber Bitcoin aus – Finger weg! Auch die potenziellen Auswirkungen der Omikron-Variante aus China auf den Weltmarkt werden thematisiert, was zusätzliche inflationäre Druck erzeugen könnte.
Die Inflation in Deutschland hat mit 5,3 Prozent den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht, was viele Menschen im Alltag stark betrifft.
Charles Goodhart betont, dass die Europäische Zentralbank zu zögerlich auf die steigenden Preise reagiert und eine aggressive Zinspolitik nötig ist.
Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme könnten langfristig zu einer Lohnpreisspirale führen, was die wirtschaftliche Stabilität gefährdet.
Deep dives
Aktuelle Inflationszahlen
Die Inflationsrate im Euroraum erreichte im Dezember 2021 5 Prozent, das höchste Niveau seit Beginn der Statistik im Jahr 1997. In Deutschland betrug die Inflation im gleichen Zeitraum sogar 5,3 Prozent, was die stärkste Zunahme in fast 30 Jahren darstellt. Im Vergleich zu den USA liegt die Inflation nochmals höher, bei 7 Prozent im Dezember, was die schnellste Rate seit 1982 ist. Diese signifikanten Preissteigerungen bei Waren und Dienstleistungen sind für viele Menschen im Alltag spürbar geworden.
Ursachen der Inflation
Ein zentraler Grund für die steigende Inflation wird in der aktuellen wirtschaftlichen Lage gesehen, die durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde. Rückgänge in der Produktionskette und steigende Energiepreise haben zu einer erhöhten Nachfrage und Angebotsengpässen geführt. Zudem wird auf die Rolle der Notenbanken hingewiesen, die durch expansive Geldpolitik mehr Geld in Umlauf gebracht haben, was die Inflation weiter antreibt. Es wird diskutiert, ob die Inflation auf einem vorübergehenden Trend beruht oder ob sich strukturelle Veränderungen abzeichnen.
Einfluss von Angebot und Nachfrage
Die Inflationsproblematik zeigt sich in einem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Da aktuell Fachkräfte fehlen und viele Menschen während der Pandemie ihre Jobs aufgegeben haben, könnte eine Lohnpreisspirale entstehen. Diese beschreibt einen Kreislauf, in dem steigende Preise zu höheren Lohnforderungen führen, was wiederum die Kosten für Unternehmen erhöht und zu weiteren Preiserhöhungen führt. Dies könnte langfristig die wirtschaftliche Stabilität gefährden und die Unsicherheit über die Preisgestaltung vergrößern.
Reaktionen der Notenbanken
Die Reaktionen der Notenbanken weltweit sind entscheidend, um die Inflation zu kontrollieren. Es gibt Bedenken, dass eine zu schnelle Erhöhung der Zinsen zu einer neuen Rezession führen könnte, während eine zu zögerliche Politik die Inflation weiter anheizen könnte. Insbesondere die Europäische Zentralbank wird beobachtet, ob sie rechtzeitig Maßnahmen ergreift, um die Inflation einzudämmen. Experten sind geteilter Meinung darüber, ob und wann die Geldpolitik gestrafft werden sollte, um die Inflation zu steuern.
Ausblick auf die zukünftige Preisentwicklung
Die Prognosen über die zukünftige Inflation sind momentan unsicher und variieren stark. Während einige Ökonomen von einem langfristig höheren Inflationsniveau ausgehen, sind andere optimistisch, dass sich die Inflation möglicherweise stabilisieren könnte. Faktoren wie die demografische Entwicklung, der Arbeitsmarkt und politische Entscheidungen werden den weiteren Kurs der Inflation stark beeinflussen. Insbesondere das Verhalten der Verbraucher und Arbeitskräfte könnte entscheidend sein, um den Druck auf die Preise zu entschärfen.
Benzin, Butter, Malerarbeiten: Die Preise für viele Güter und Dienstleistungen des Alltags steigen seit ein paar Monaten immer schneller – in Europa und in Amerika. Die Inflation lag in Deutschland zuletzt so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Geht das bald vorüber? Oder verlieren Löhne und Ersparnisse weiter an Wert? Und was können die Notenbanken tun, um die Preise unter Kontrolle zu bringen?
Über diese Fragen sprechen Lisa Nienhaus und Jens Tönnesmann in einer neuen Folge des Wirtschaftspodcasts Ist das eine Blase? von ZEIT und ZEIT ONLINE. Zu Gast haben sie den britischen Ökonomen Charles Goodhart, nach dem nicht nur ein ökonomisches Gesetz benannt ist: Er hat auch als einer der wenigen die aktuelle Inflation präzise vorhergesehen. Mit ihm sprechen sie über seine Erfahrung mit der Inflation in früheren Zeiten – und über seinen Rat fürs Hier und Jetzt. Er erklärt, wieso er jetzt eine Gehaltserhöhung fordern würde und man bloß nicht in Bitcoin investieren sollte ("Finger weg!").
Goodhart fürchtet, dass die Preise weiter steigen werden – anders als es einige Experten wie die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, vorhersagen. Unter anderem sorgt er sich, dass die Omikron-Variante des Coronavirus China hart treffen könnte. Wenn die billigen chinesischen Produkte fehlten am Weltmarkt, würde das "massiv inflationär" wirken. Goodhart kritisiert die Europäische Zentralbank, zu zögerlich zu reagieren. "Die Zinssätze sind fast lächerlich niedrig", sagt Goodhart. Er findet: "Das erste, was jetzt zu tun ist, ist, die Zinsen von einem außergewöhnlich niedrigen Niveau wieder auf ein Niveau anzuheben, das der Norm näherkommt."
Im Wirtschaftspodcast Ist das eine Blase? sprechen Lisa Nienhaus, Jens Tönnesmann und Lisa Hegemann immer montags über das, was die Welt im Innersten zusammenhält: Geld, Macht, Gerechtigkeit. Alle 14 Tage untersuchen je zwei der Moderatoren ein wirtschaftliches Phänomen und fragen sich, ob es sich um einen kurzfristigen Hype handelt oder ob es bleibt. Immer mit einem Gast – und einem Tier.
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