"Die Polykrise stellt uns vor ganz neue Herausforderungen" - WAS TUN?
Nov 10, 2024
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Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall und Experte für Arbeitspolitik, beleuchtet die drängenden Herausforderungen der Polykrise. Er erklärt den Tarifkonflikt bei VW und wie ökologische und soziale Belange eng miteinander verknüpft sind. Urban betont die Rolle der Gewerkschaften in der ökologischen Transformation und die Notwendigkeit, soziale Ungleichheiten zu bekämpfen. Abschließend diskutiert er die Bedeutung der Zusammenarbeit verschiedener progressiver Gruppen und die Stärkung demokratischer Strukturen am Arbeitsplatz.
Die Polykrise verstärkt bestehende Herausforderungen in der Automobilindustrie, besonders während des Übergangs zu elektrischen Fahrzeugen und den damit verbundenen sozialen Konflikten.
Gewerkschaften wie die IG Metall sind entscheidend für die Förderung von sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit im Transformationsprozess der Industrie.
Die Demokratisierung von Arbeitsplätzen ist unerlässlich, um eine aktive Mitbestimmung der Beschäftigten im Rahmen der ökologischen Transformation zu gewährleisten.
Deep dives
Die Polykrise und ihre Auswirkungen
Die Polykrise beschreibt die Wechselwirkungen vieler Krisen, die sich gegenseitig verstärken und erschweren politische Lösungsansätze. Dies bedeutet, dass Ansätze zur Lösung einer Krise in anderen Bereichen zu neuen Herausforderungen führen können. Ein Beispiel ist die Automobilindustrie, die durch den Übergang zu Elektrofahrzeugen nicht nur vor ökologischen, sondern auch vor wirtschaftlichen Herausforderungen steht. Die sich zuspitzenden Klassenkonflikte während dieser Transformation zeigen, wie wichtig es ist, die Interessen der Arbeitnehmenden in diesen Prozessen zu schützen, um ein sozial-ökologisches Gleichgewicht zu erreichen.
Die Rolle der Gewerkschaften in der Transformation
Gewerkschaften spielen eine entscheidende Rolle bei der Verknüpfung von sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. Sie müssen sicherstellen, dass die Transformationsprozesse sowohl umweltfreundlich als auch sozial gerecht gestaltet werden. Die IG Metall, als eine der bedeutendsten Gewerkschaften, engagiert sich aktiv, um die Belange ihrer Mitglieder während der ökologischen Transformation zu vertreten. Indem sie die Arbeitsplätze sichern und gleichzeitig die ökologischen Standards erhöhen, versuchen sie, die Interessen der Beschäftigten und die Notwendigkeit der ökologischen Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen.
Herausforderungen der Elektroauto- Produktion
Die Diskussion über die Wende von Verbrenner- zu Elektrofahrzeugen zeigt die Schwierigkeiten der Transformation innerhalb der Automobilindustrie. Während man versucht, die Produktion auf grüne Technologien umzustellen, stehen viele Beschäftigte vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Der Industrie müssen die Veränderungen nicht nur ökologisch, sondern auch aus einer sozialen Perspektive begegnen, um das Vertrauen der Belegschaft nicht zu verlieren. Ein Beispiel ist die Notwendigkeit, die Anzahl der produzierten Fahrzeuge zu reduzieren und gleichzeitig qualitativ hochwertige Arbeitsplätze in der Branche zu erhalten.
Demokratisierung der Arbeitswelt
Ein zentraler Aspekt ist die Demokratisierung am Arbeitsplatz, die eine aktive Mitbestimmung der Beschäftigten erfordert. Während in der Politik wachsende Beteiligung und Demokratisierung angestrebt werden, bleiben viele industrielle Arbeitsplätze von dieser Entwicklung ausgeschlossen. Dies führt zu einem enormen Diskrepanz zwischen politischer Mitbestimmung und betrieblichem Alltag, der oft als eher autoritär betrachtet wird. Ein Ziel könnte sein, die Arbeitsplätze demokratischer zu gestalten, um eine positive Identifikation der Beschäftigten mit den Transformationsprozessen zu fördern.
Veranstaltungen und Austausch in Transformationsräten
Die Einrichtung von Transformationsräten kann helfen, verschiedene Interessen zu bündeln und Lösungen für die Herausforderungen zu entwickeln, die mit der sozial-ökologischen Transformation einhergehen. Solche Gremien könnten eine Plattform bieten, um sowohl die Beschäftigten als auch die betroffenen Anwohner in den Dialog einzubeziehen. Der Austausch kann dazu beitragen, dass verschiedene Akteure gemeinsame Vorstellungen entwickeln, wie die Transformation in ihren Regionen gestaltet werden kann. Durch gemeinsames Handeln und Planung kann das Vertrauen gestärkt und ein breiterer sozial-ökologischer Fortschritt gefördert werden.
Das Konzept der Mosaik-Linken
Das Konzept der Mosaik-Linken beschreibt, wie verschiedene progressive Gruppen, Individuen und Bewegungen bei der Verfolgung gemeinsamer Ziele zusammenarbeiten können. Es betont die Wichtigkeit, die Identitäten und Besonderheiten der einzelnen Gruppen zu bewahren, während man ein gemeinsames Ziel verfolgt. In einer Zeit, in der viele unterschiedliche Strömungen innerhalb der Linken agieren, ist es entscheidend, einen gemeinsamen Nenner zu finden, um effektive Koalitionen zu bilden. Eine Herausforderung besteht darin, einen klaren strategischen Rahmen zu schaffen, der die unterschiedlichen Zielsetzungen und Interessen miteinander in Einklang bringt.
Hans-Jürgen Urban (IG-Metall Vorstand) im Interview bei "Was tun?"
Trump-Wahl, Ampel-Aus: In dieser Woche steht die Welt Kopf. Doch die aktuelle Wirtschaftskrise geht in dem Tumult fast unter - der sich zuspitzende Konflikt zwischen kapitalistischem Konzernmanagement und Beschäftigten bei VW. Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG-Metall erklärt im Interview bei "Was tun?", wie sich in dem Tarifkonflikt bei Deutschlands größtem Autobauer die Polykrise aus Erderhitzung, Naturverwertung geopolitischen Verwerfungen und Klassenkonflikten zeigt. Außerdem sprechen Valentin und Inken mit Hans-Jürgen Urban darüber, wie sich die Mosaik-Linke in der Polykrise neu zusammen setzen kann.
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