Erlebe die dramatische Flucht von Papst Johannes XXIII. aus Konstanz und seine Festnahme während des Konzils von 1415. Entdecke, wie dieser historische Umbruch den Humanisten Poggio Bracciolini zum Bücherjäger machte, der antike Schriften wiederentdeckte. Die Machtspiele der Zeit und die Rolle von König Sigismund kommen ebenso zur Sprache wie die faszinierenden Entdeckungen in Klöstern, die die Bildung der Renaissance beeinflussten. Ein Blick auf die komplexen Zusammenhänge zwischen Kirche und Politik im Mittelalter.
Papst Johannes XXIII. floh heimlich aus Konstanz, was seine Absetzung und einen wichtigen Wendepunkt in der Kirchenpolitik darstellte.
Das Konzil von Konstanz versammelte einflussreiche religiöse und weltliche Führer, um die Kirchenspaltung und die Frage der Päpste zu klären.
Poggio Bracciolini entdeckte bedeutende antike Schriften in Klöstern, was zur Wiederbelebung des antiken Wissens und zur Renaissance beitrug.
Deep dives
Die Flucht von Papst Johannes XXIII.
Papst Johannes XXIII. flüchtete heimlich aus der Stadt Konstanz, als er sich vor König Sigismund versteckte. Er wurde als der 'mit der leeren Tasche' bekannt, nachdem er mit einem gefälschten Auftritt einem möglichen Gefängnis zu entkommen versuchte. Seine Flucht führte zur Entsetzung des Papstes, was für die damalige Zeit skandalös war. Schließlich wurde er für abgesetzt erklärt und an den Hof des Heidelberger Schlosses gesendet, wo er bis 1419 blieb.
Das Konstanzer Konzil
Das Konzil von Konstanz, das von 1414 bis 1418 stattfand, war ein bedeutendes Event in der Geschichte der katholischen Kirche, da es die Einheit der Kirche wiederherstellen sollte. Es gab zu dieser Zeit drei Päpste, und das Konzil kam zusammen, um diese Kirchenspaltung zu beenden. Die Versammlung umfasste zahlreiche Kardinäle, Bischöfe und weltliche Fürsten, was Konstanz zu einem wichtigen Zentrum der politischen und religiösen Macht machte. Sich zusammenzufinden, um diese Konflikte anzugehen, geschah unter der Leitung von König Sigismund.
Der Einfluss von Jan Hus
Jan Hus, ein böhmischer Reformator, spielte eine entscheidende Rolle beim Konzil von Konstanz, da er kam, um seine Lehren zu verteidigen und ihm Schutz zugesichert wurde. Trotz des Schutzversprechens wurde er schnell verhaftet und als Ketzer zum Tode verurteilt. Seine Verurteilung und Hinrichtung führten zu den Hussitenkriegen, die die politische Landschaft Böhmens nachhaltig veränderten. Diese Ereignisse trugen zur Auseinandersetzung mit der kirchlichen Autorität und der Forderung nach Reformen in der Kirche bei.
Der Bücherjäger Poccio Bracciolini
Poccio Bracciolini, der Sekretär von Papst Johannes XXIII., nutzte seine Zeit in Konstanz, um nach vergessenen antiken Schriften zu suchen und trug zur Wiederentdeckung vieler Werke der Antike bei. Er fand mehrfach bedeutende Texte, darunter das Gedicht 'De Rerum Natura' von Lucrez, das zuvor über Jahrhunderte vergessen war. Seine Suchaktionen machten ihn zu einer Schlüsselfigur der Renaissance, da er das Wissen der Antike wieder ans Licht brachte. Bracciolini gilt als einer der Vorreiter des Humanismus, dessen Einfluss bis in die moderne Philosophie reicht.
Auswirkungen auf die deutsche Herrschaft
Die Entscheidungen, die beim Konzil von Konstanz getroffen wurden, hatten weitreichende Folgen für die europäische Geschichte, insbesondere für das Heilige Römische Reich. Der Kurfürst Sigismund von Luxemburg spielte eine zentrale Rolle bei der Wiederherstellung der kirchlichen Einheit und der Wahl von Martin V. zum neuen Papst. Dies führte zur Schaffung eines stabilisierten politischen Umfelds, das der Habsburger Dynastie den Zugang zur Macht ermöglichte. Der Verlauf dieser Ereignisse war entscheidend für die zukünftige Politik in Mitteleuropa und prägte die Entwicklung der Region für Jahrhunderte.
Ende März 1415 flieht Papst Johannes XXIII. verkleidet als Reitknecht aus Konstanz, wo gerade der größte Kongress des europäischen Mittelalters stattfand: das Konzil von Konstanz. Sigismund, der amtierende römisch-deutsche König, lässt ihn ausfindig machen und gefangen nehmen. Der Papst wird eingesperrt und abgesetzt.
Wir sprechen in der Folge über das Konzil, das Abendländische Schisma und wie die Absetzung des Papstes, seinen apostolischen Sekretär, Poggio Bracciolini, zum Bücherjäger machte und er in den umliegenden Klöstern zahlreiche Schriften der Antike wiederentdeckte.
Erwähnte Folgen
GAG145: Barbara von Cilli oder Wie eine 100 mal wiederholte Lüge zur Wahrheit wird - https://gadg.fm/145
GAG83: 100 Jahre vor der Reformation – Jan Hus und die Hussitenkriege - https://gadg.fm/83
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