Dominik Barta, ein aufstrebender Autor, spricht über sein Debütroman "Vom Land" und die Herausforderungen des Schriftstellerdaseins. Er reflektiert die Vorurteile ländlicher Menschen in städtischen Gesellschaften und die emotionalen Veränderungen durch familiäre Rückkehr. Ihre Freundschaft zwischen zwei Jungen zeigt, wie trotz kultureller Unterschiede Brücken gebaut werden können. Barta beleuchtet auch die Bedeutung von Sprache in der Literatur und empfiehlt aktuelle Werke, die von Erinnerungen und Gefühlen geprägt sind.
Dominik Barta beschreibt den Wandel in der Wahrnehmung ländlicher Herkunft, wobei junge Menschen zunehmend stolz auf ihre Wurzeln und Dialekte sind.
Die Freundschaft zwischen Daniel und dem syrischen Flüchtling Toti verdeutlicht, dass Kinder kulturelle Unterschiede oft überwinden und somit Vorurteile abbauen können.
Deep dives
Identität und Herkunft vom Land
Vom Land zu sein, trägt eine autobiografische Bedeutung für viele Menschen und vermittelt oft bestimmte Vorstellungen über Identität. Dominik Bata erläutert, dass die Wahrnehmung des Landlebens in der Jugend häufig mit einem Gefühl der Provinzialität verbunden war, was den Mut erforderte, stolz auf seine Herkunft zu sein. In der heutigen Zeit zeigt sich jedoch ein Wandel, bei dem jüngere Generationen selbstbewusster ihre Wurzeln betonen und Dialekte offen sprechen. Diese Verschiebung zeigt, dass sich die gesellschaftlichen Einstellungen und Wertungen gegenüber Herkunft und Identität verändern.
Veränderungen im ländlichen Leben
Das Bild des Landlebens hat sich dramatisch gewandelt und spiegelt nicht mehr das idyllische Bild wider, das oft in Kinderbüchern dargestellt wird. In Batthas Debütroman wird eine Bäuerin beschrieben, die sich vom aktiven Leben zurückzieht, während neue Bewohner, darunter Flüchtlinge, das Dorf betreten und die bestehenden Strukturen herausfordern. Diese Veränderungen zeigen die Herausforderungen, denen sich moderne Landwirte gegenübersehen, insbesondere in Bezug auf die Nachfolge der Betriebe, da viele junge Menschen von der Landwirtschaft Abstand nehmen. Die Darstellung dieser Umbrüche ist kein bewusster Versuch, Klischees zu brechen, sondern ein authentischer Blick auf die gegenwärtigen Phänomene im ländlichen Raum.
Zwischen Tradition und persönlicher Entfaltung
Eine zentrale Thematik in dem Roman ist das Spannungsfeld zwischen traditionellen Werten und individueller Freiheit. Die Protagonisten haben die Möglichkeit, ihre eigenen Lebenswege zu wählen und müssen sich oft mit der Erkenntnis auseinandersetzen, dass diese Entscheidungen auch den Verlust von Traditionen zur Folge haben. Bata reflektiert über die Ambivalenz, dass während die jungen Generationen selbstbestimmt leben wollen, dies gleichzeitig eine schöne Lebensweise und jahrzehntelange Traditionen gefährdet. Diese Dualität wird in der Geschichte sowohl als Errungenschaft als auch als Verlust dargestellt, was den Lesern viele Denkanstöße bietet.
Freundschaft über kulturelle Grenzen hinweg
Die Entwicklung einer Freundschaft zwischen Daniel, einem Bauernsohn, und Toti, einem syrischen Flüchtling, stellt einen weiteren zentralen Punkt dar. Ihre Beziehung zeigt, dass Kinder oft unbefangener sind und kulturelle Unterschiede im Hintergrund stehen können, wenn es um Freundschaft geht. Die Begegnungen der beiden Charaktere, gepaart mit den Herausforderungen, denen sie in ihrem persönlichen Leben gegenüberstehen, spiegeln gesellschaftliche Themen wider, die auch in der realen Welt von Bedeutung sind. Diese Freundschaft ermöglicht es den Charakteren, Vorurteile zu überwinden und eine Bindung zu schaffen, die über kulturelle und soziale Barrieren hinausgeht.
Alle zwei Wochen spricht Moderatorin Petra Hartlieb mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich. Zu Gast in der Premierenfolge ist Dominik Barta, dessen vielbeachteter Debütroman im Januar 2020 "Vom Land" bei Zsolnay erschienen ist. Klaus Nüchtern aus der FALTER-Redaktion bespricht auch noch "Die Bagage" von Monika Helfer und "Florida" von Lauren Groff.
Zur Moderatorin: Petra Hartlieb betreibt nicht nur zwei Buchhandlungen in Wien, sondern ist auch als Schriftstellerin überaus erfolgreich. Ihr Roman “Meine wundervolle Buchhandlung” wurde zum Bestseller und in acht Sprachen übersetzt. 2019 war sie Jurymitglied des Deutschen Buchpreises. Der Podcast "Besser lesen mit dem FALTER" erscheint alle zwei Wochen; Hartlieb spricht darin mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich.