Michael Häupl, ehemaliger Bürgermeister von Wien und Präsident der Volkshilfe, teilt seine Erfahrungen mit Flüchtlingskrisen und gibt seine Sicht auf den Ukrainekrieg. Er beleuchtet die emotionalen Herausforderungen für ukrainische Zivilisten und beschreibt die veränderte Flüchtlingspolitik in Österreich. Dabei wird die Bedeutung der Unterstützung für bedrohter Menschen hervorgehoben. Außerdem diskutiert Häupl die österreichische Neutralität und deren praktische Relevanz im konfliktbeladenen Kontext, ohne das Konzept der Neutralität zu untergraben.
Michael Häupl betont die Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge und warnt vor der Isolierung aggresser Unterstützender.
Die österreichische Neutralität im Ukraine-Konflikt wird als aktive Unterstützung der Demokratie interpretiert, wodurch humanitäre Hilfe weiterhin möglich bleibt.
Deep dives
Die humanitäre Krise in der Ukraine
Der Angriff der russischen Föderation hat in der Ukraine eine massive humanitäre Krise ausgelöst, die das Leiden von 44 Millionen Bürgern zur Folge hat. Die Reaktionen auf diese Krise variieren, wobei viele Menschen in Europa emotional betroffen sind und sich stark engagieren, um den Flüchtlingen zu helfen. In der Vergangenheit gab es unterschiedliche gesellschaftliche Reaktionen auf Flüchtlingsströme, etwa während der ungarischen Krise, wobei ein Bild von einem österreichischen Bürger, der einem Kind hilft, als Symbol der Hilfsbereitschaft heraussticht. Im Gegensatz dazu gibt es heutzutage eine wachsende Skepsis gegenüber Flüchtlingen, die selbst emotionale Ablehnung hervorruft, besonders wenn kleine Gemeinschaften mit großen Zuwächsen an Flüchtlingen konfrontiert sind.
Die österreichische Flüchtlingspolitik
Die Haltung der österreichischen Regierung gegenüber Flüchtlingen hat sich in Anbetracht der ukrainischen Krise gewandelt, was als positiv gewertet wird, auch wenn die Gründe hinter dieser Änderung nicht thematisiert werden. Es wird betont, dass eine gesellschaftliche Isolierung von Kräften notwendig ist, die den Aggressor unterstützen und gleichzeitig Flüchtlingen Hilfe verweigern. Die Wichtigkeit der allgemeinen Hilfsbereitschaft und der rechtlichen Unterstützung für Menschen, die akut bedroht sind, wird hervorgehoben. Österreich hat eine lange Tradition bei der Unterstützung von Flüchtlingen und wird sich bemühen, diese Tradition auch in der aktuellen Lage aufrechtzuerhalten.
Neutralität und Unterstützung der Ukraine
Das Konzept der Neutralität wird im Kontext des aktuellen Ukraine-Konflikts diskutiert, wobei klargestellt wird, dass Neutralität nicht Gleichgültigkeit bedeutet. Österreich sollte klar auf der Seite der Demokratie und gegen die Aggression stehen, auch wenn Waffenlieferungen an die Ukraine aus Neutralitätsgründen ausgeschlossen sind. Dennoch bleibt es Österreich erlaubt, humanitäre Hilfe zu leisten und Flüchtlingen beizustehen, die aus der Ukraine entkommen. Die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und die bereits vorhandenen Ressourcen in Wien sollen genutzt werden, um effektiv Hilfe zu leisten.
Michael Häupl, Präsident der Volkshilfe und Wiener Ex-Bürgermeister, spricht über den Ukrainekrieg, Flüchtlinge und die österreichische Neutralität. Ein Gespräch mit Barbara Tóth in der Buchhandlung Thalia in Wien vom 1.3.2022. Anlass war die Veröffentlichung von Häupls Autobiografie „Freundschaft“.
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