Schönheitsideal - Wie wir selbstbewusster mit unserer Körperbehaarung umgehen
Mar 22, 2024
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Franziska Setare Koohestani, Autorin von "Hairy Queen" und Journalistin, diskutiert die gesellschaftlichen Normen rund um Körperbehaarung und die damit verbundenen Schönheitsideale. Sie beleuchtet den Druck, dem Frauen ausgesetzt sind, und reflektiert über die politischen Dimensionen dieser Themen. Koohestani teilt persönliche Anekdoten und spricht über die Herausforderungen, die ethnische Merkmale und natürliche Haarstrukturen mit sich bringen. Zudem wird die Bedeutung von Selbstbestimmung und Akzeptanz von Körpervielfalt hervorgehoben.
Gesellschaftliche Normen und Schönheitsideale beeinflussen stark, wie Frauen ihre Körperhaare wahrnehmen und behandeln.
Die Stigmatisierung von Körperbehaarung ist nicht nur individuell, sondern auch ein politisches und kulturelles Problem, das systemische Wurzeln hat.
Deep dives
Gesellschaftliche Normen und Körperbehaarung
Körperbehaarung wird stark von gesellschaftlichen Normen geprägt, die oft als politisch betrachtet werden. Die Diskussion darüber, ob man sich beispielsweise die Achselhaare rasiert oder nicht, spiegelt nicht nur persönliche Vorlieben wider, sondern auch tief verwurzelte kulturelle und soziale Erwartungen, die insbesondere Frauen betreffen. In der Jugend ist es häufig der Einfluss von Gleichaltrigen und Medien, der dazu führt, dass viele mit der Haarentfernung beginnen, um den Schönheitsstandards zu entsprechen. Das erschafft einen Kreislauf, in dem Körperbehaarung als unästhetisch gilt und Frauen oft das Gefühl haben, kontrollieren zu müssen, wie ihr Körper aussieht.
Persönliche Erfahrungen und Kontrolle über den Körper
Die persönliche Betroffenheit vieler Frauen wird durch ihre Erfahrungen mit Körperbehaarung und Schönheitsidealen deutlich. Eine Interviewpartnerin begann bereits in der Grundschule, sich mit Körperbehaarung zu beschäftigen, beeinflusst von Kommentaren von anderen und dem gesellschaftlichen Druck. Der Versuch, die Kontrolle über den eigenen Körper zurückzugewinnen, führt oft zu exzessivem Umgang mit Haarentfernungsmethoden, was in der Pubertät besonders ausgeprägt ist. Diese Form der Körperkontrolle hinterlässt Spuren und kann das Selbstbild über Jahre hinweg negativ beeinflussen.
Politische Dimension der Körperbehaarung
Körperbehaarung ist ein politisches Zeichen, das sowohl mit Geschlechterrollen als auch mit Rassismus verknüpft ist. Insbesondere Frauen mit nicht-westlichen Hintergründen sind häufig mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um gesellschaftliche Erwartungen in Bezug auf Haarentfernung geht. Die Diskussion über Körperbehaarung wird auch von einer milliardenschweren Kosmetikindustrie unterstützt, die Schönheitsnormen kreiert und durch Werbung aufrechterhält. In diesem Kontext wird deutlich, dass die Stigmatisierung von Körperbehaarung nicht nur individuell, sondern auch kollektiv und systemisch ist.
Kulturelle Unterschiede und historische Perspektiven
Die Geschichte der Haarentfernung zeigt, dass Schönheitsnormen nicht universell sind, sondern stark von kulturellen und historischen Kontexten abhängen. In verschiedenen Kulturen gab es unterschiedliche Einstellungen zur Körperbehaarung, wobei einige Kulturen eine positive Sichtweise hatten und Körperhaare zelebrierten. Der Einfluss von westlichen Schönheitsidealen hat jedoch dazu geführt, dass in vielen Gesellschaften bestimmte Körpermerkmale als weniger attraktiv gelten. Die Vorstellung von 'Normalität' und die damit verbundenen Ängste, nicht dazuzugehören, sind oft das Ergebnis kolonialer und rassisierter Diskurse, die sich über Jahrhunderte erstrecken.
Gezupfte Oberlippenbärtchen, rasierte Achsel – für die Entfernung von Körperhaaren geht viel Zeit und Geld drauf. Besonders in Bezug auf weibliche Körper gilt ein vermeintliches, haarloses Schönheitsideal.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde Liebe":
00:01:10 - Autorin Franziska Setare Koohestani über ihr Buch "Hairy Queen"
00:33:00 - Liebestagebuch: Milan erzählt von seiner Erfahrung mit dem HP-Virus
00:37:10 - Unser Hörtipp: der Psychologie-Podcast "Wie wir ticken" (Bayern 2 radioWissen / SWR2 Wissen)