1948: Westdeutschland ist besetzt, besitzt keine Souveränität und erhält doch von den westlichen Alliierten den Auftrag, eine Verfassung zu schaffen. Nach neunmonatiger kontroverser Arbeit beschloss der Parlamentarische Rat das Grundgesetz, das als Provisorium bis zur einer möglichst baldigen Wiedervereinigung dienen sollte. Die Reaktionen auf die Verabschiedung des Grundgesetzes in der Öffentlichkeit waren eher kritisch. Zweifel an der Legitimation des Grundgesetzes, die mit Blick auf die alliierten Vorgaben und Kontrollen und die fehlenden Volksabstimmungen immer wieder vorgebracht worden sind, sind jedoch über die Zeit obsolet geworden. Die Medienöffentlichkeit, die Parteien, die Institutionen und die Bevölkerung gaben und geben tatsächlich ein plébiscite de tous les jours zum Grundgesetz. Die Gefährdung des Grundgesetzes liegt heute nicht in einer Fundamentalopposition oder Ablehnung, sondern in der schleichenden Umdeutung und Missachtung wichtiger Normen des Grundgesetzes.
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