Wie wichtig nehmen Sie als Opernsängerin Applaus und Buhrufe, Annika Schlicht?
Jun 25, 2019
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Annika Schlicht, Mezzosopranistin im Ensemble der Deutschen Oper Berlin, spricht über ihren anspruchsvollen Alltag. Sie liebt die Stille nach der Bühne und den unverfälschten Publikumseindruck in der U-Bahn. Die Ängste vor Buh-Rufen und der Druck, Erwartungen zu erfüllen, sind zentrale Themen. Außerdem reflektiert sie über das Gleichgewicht zwischen Singen, Karriere und Erholung. Interessant sind auch ihre Vorlieben für Podcasts und das Vermeiden von klassischer Musik in ihrer Freizeit.
Annika Schlichts Werdegang zur Opernsängerin begann zufällig, nachdem eine Gesangslehrerin ihr verborgenes Talent entdeckte.
Die Unsicherheiten im Operngesang sind groß, da die Konkurrenz hoch ist und sich selbst mit guter Ausbildung wenig Chancen bieten.
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Gewerken ist entscheidend, um die kollektive Kunstform der Oper als bereicherndes Erlebnis zu gestalten.
Deep dives
Der Weg zur Opernsängerin
Annika Schlicht narrt von ihrem ungewöhnlichen Werdegang zur Opernsängerin, der eher zufällig begann. Ursprünglich lernte sie das Schneiderhandwerk, hatte aber eine Leidenschaft für das Singen. Durch eine Gesangslehrerin wurde ihr Potenzial erkannt, weshalb sie sich spontan an Musikhochschulen bewarb. Trotz des späten Einstiegs in die Oper hatte sie das notwendige Engagement, um sich erfolgreich im Bereich Gesang zu etablieren.
Die Herausforderungen des Operngeschäfts
Die Unsicherheiten im Bereich Operngesang werden stark betont, da es viele talentierte Sänger gibt und der Jobmarkt sehr umkämpft ist. Schlicht erklärt, dass selbst bei einer soliden Ausbildung die Wahrscheinlichkeit, einen dauerhaft solistischen Job zu bekommen, gering ist. Diese Probleme werden durch die physische Gesundheit der Stimme verstärkt, da selbst eine vorübergehende Krankheit den Karriereweg gefährden kann. Stattdessen müssen Opernsänger oft alternative berufliche Wege in Erwägung ziehen, selbst wenn sie gut ausgebildet sind.
Der abwechslungsreiche Arbeitsalltag
Schlicht beschreibt einen typischen Arbeitstag an der Deutschen Oper in Berlin, der von Proben, Coaching-Sitzungen und Auftritten geprägt ist. Die hohe Flexibilität und der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Opern sorgen dafür, dass kein Tag dem anderen gleicht. Während der Ruhephasen, wie während der Sommerpause, bleibt sie weiterhin im Training, um ihre Technik zu bewahren. Diese Mischung aus intensiver Arbeit und Phasen der Ruhe ermöglicht es ihr, sich künstlerisch weiterzuentwickeln.
Die Bedeutung von Kollaboration
Ein zentraler Aspekt ihres Berufs ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Gewerken, einschließlich Regisseuren, Orchestermusikern und Bühnenbildnern. Schlicht schätzt die Möglichkeit, in einem kreativen Team zu arbeiten und die unterschiedlichen Künste zu vereinen. Diese umfassende Zusammenarbeit macht den Opernauftritt zu einem besonderen Erlebnis, das weit über das Singen hinausgeht. Sie hebt hervor, dass die Oper eine kollektive Kunstform ist, die das Zusammenspiel aller Beteiligten erfordert.
Die Sicht des Publikums
Schlicht reflektiert, wie das Publikum die darbietende Kunst wahrnimmt und den Einfluss des Applauses auf die Performerin. Während sie wissenschaftlich und selbstkritisch auf ihre Leistung blickt, kann ein positives Publikumserlebnis sie enorm motivieren. Sie betont jedoch, dass die elitäre Vorführung nicht durch den Applaus definiert werden sollte, da viele Faktoren in die Qualität einer Aufführung einfließen. So begegnen sie der Herausforderung, sowohl künstlerische Integrität als auch die Erwartungen des Publikums zu balancieren, um letztlich die besten Ergebnisse zu erzielen.
"Wenn ich mich abschminke und die Perücke abnehme, das ist am besten", sagt die Opernsängerin Annika Schlicht. Sie möge es, in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause neben Menschen zu sitzen, die gerade aus der Oper kämen, in der sie aufgetreten sei. Erkannt werde sie nie, dadurch bekäme sie häufig ungefiltert mit, was das Publikum über sie denke, sagt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 31-jährige Schlicht studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin Operngesang und gehört heute als Mezzosopranistin zum Ensemble der Deutschen Oper in Berlin. Im Podcast erzählt Schlicht, wie anspruchsvoll ihre Woche ist: "Ein voller Arbeitstag heißt: Probenstart um zehn Uhr für eine dreistündige Oper, dann Einzelwiederholungen und am Abend eine Vorstellung mit einer anderen Oper." Zu Hause höre sie daher gar keine Opern mehr, auch keine Radiomusik. Stille, sagt Schlicht, sei ihr am liebsten. Es gäbe keine Arbeitstage, die sie mit halber Kraft bewältigen könne. Krank habe sie allerdings schon gearbeitet. Ihre Sorge, das Publikum zu enttäuschen, ist groß. "Ich will nie gegen eine Buh-Wand laufen", sagt Schlicht. "Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin, ist der Applaus nicht so wichtig. Aber an manchen Tagen kann einen der Applaus auch wieder hochpushen.“
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