David Schalko, Autor von "Bad Regina" und bekannt für "Braunschlag", teilt seine Einsichten über den kreativen Prozess des Schreibens und die Unterschiede zur Filmproduktion. Er diskutiert die komplexe Charakterentwicklung und die verzweifelte Heldenreise seiner Protagonisten. Schalko beleuchtet auch kulturelle Unterschiede in der Literaturkritik zwischen Deutschland und Österreich sowie den Einfluss von Wiener Humor auf seine Werke. Zusätzlich werden spannende Buchempfehlungen präsentiert, die von Wikipedia bis zur Wiener Mundart reichen.
David Schalko beschreibt den fiktiven Kurort als Sinnbild für Lethargie und kollektives Gedächtnis der Bewohner, die an der Vergangenheit festhalten.
Im Podcast erklärt Schalko den kreativen Prozess des Schreibens im Vergleich zur Filmproduktion und betont die individuelle Freiheit beim Schreiben eines Buches.
Deep dives
Der verfallene Kurort als Setting
Der Roman spielt in einem fiktiven, heruntergekommenen Kurort, der stark an Bad Gastein angelehnt ist. Dieser Ort ist nicht mehr die blühende Destination von einst, sondern zeigt die Spuren von Verfall und Vergänglichkeit. Der Autor nutzt die Szenerie als Sinnbild für die Lethargie und das kollektive Gedächtnis der Bewohner, die sich an der Vergangenheit festklammern. Schalko beschreibt den Kurort als eine Mischung aus morbider Schönheit und tragischer Realität, was die Atmosphäre des Romans prägt.
Bittere Charaktere und ihre Geschichten
Die Hauptfigur, Ottmar, ist ein passiver, krankheitsgeplagter Alkoholiker, dessen Vergangenheit und Erinnerungen ihn prägen. Er lebt in einer Welt, in der der Rest der Bewohner ebenfalls von ihren Ruinen und verlorenen Träumen geprägt ist. Die Charaktere sind Skizzen von gescheiterten Existenzen, die in einem Umfeld agieren, das von nostalgischen Rückblicken auf bessere Zeiten durchdrungen ist. Der Autor zeigt, wie diese Charaktere trotz ihrer Defizite nach einer Art Existenz suchen, was die Identität der dargestellten Gemeinschaft spiegelt.
Die Thematisierung von Vergangenheit und Lethargie
In dem Roman werden Rückblenden und Wahrnehmungen über die Vergangenheit zum zentralen Thema, da die Charaktere in einer Art zeitlicher Lethargie gefangen sind. Diese Rückgriffe zeigen ein starkes europäisches Gefühl von Verlust und Verfall, wobei die Charaktere oft nach einer besseren Vergangenheit streben, die es nicht mehr gibt. Diese ständige Projektion in die Vergangenheit führt zu einer Art Stillstand, der das Leben in dem Kurort prägt. Schalko verdeutlicht, dass das Gefühl des Verlorenseins und die Unfähigkeit, gegenwärtige Veränderungen anzunehmen, die Protagonisten lähmt.
Der Unterschied zwischen Literatur und Film
Der Autor diskutiert den kreativen Prozess des Schreibens im Vergleich zur Filmproduktion und betont, dass ein Buchschreiben eine individuelle Reise ist, die weniger Abhängigkeit von anderen erfordert. Im Gegensatz dazu ist die Filmproduktion ein kollektiver Prozess, der zahlreiche externe Faktoren berücksichtigt, was die Dynamik der kreativen Gestaltung verändert. Schalko hebt hervor, dass die Freiheit, über einen Text allein zu verfügen, ihm ermöglicht, tiefere und intimere Verbindungen zu seinen Charakteren herzustellen. Diese Unterschiede zwischen den Medien formen seine Herangehensweise an die schriftstellerische Arbeit und beeinflussen den erzählerischen Stil.
In Folge 24 von "Besser lesen mit dem FALTER" spricht Moderatorin Petra Hartlieb mit David Schalko über sein neues Buch "Bad Regina". Ein Gespräch über Anti-Helden, Lethargie und den Unterschied zwischen Bücher schreiben und Filme machen. Schließlich stellt Ihnen Kirstin Breitenfellner, die im FALTER für das Sachbuch zuständig ist, noch zwei aktuelle Veröffentlichungen vor.
Zu den Büchern:
"Bad Regina" von David Schalko: https://shop.falter.at/detail/9783462053302
"Die Wikipedia-Story" von Pavel Richter: https://shop.falter.at/detail/9783593514062
"Wienerisch für Fortgeschrittene" von Arik Brauer: https://shop.falter.at/detail/9783990501863