#275 Preppen for Future: Kollapspolitiken als Weg nach vorn in der Klimakatastrophe?
Sep 25, 2024
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Tadzio Müller ist ein engagierter Klimaaktivist und Mitbegründer der Anti-Kohle-Bewegung „Ende Gelände“. In einem tiefgehenden Gespräch thematisiert er die Krise der Klimabewegung und neue Aktionsfelder im Angesicht des drohenden Klimakollapses. Er erörtert, wie Gesellschaften sich auf extreme Wetterereignisse und soziale Ungerechtigkeiten vorbereiten sollten. Müllers visionärer Ansatz verbindet klimatische Herausforderungen mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit und fordert solidarische Politiken, um Gemeinschaften im Chaos der Zukunft zu stärken.
Die Klimabewegung muss ihre Strategien überdenken und solidarische Maßnahmen für den Umgang mit dem Klimakollaps entwickeln.
Emotionale Resonanz ist entscheidend, um eine stärkere Gemeinschaft in der Klimabewegung zu fördern und kollektives Handeln zu ermöglichen.
Praktische Ansätze wie Nachbarschaftsinitiativen sind notwendig, um marginalisierten Gruppen in Krisenzeiten effektiv Unterstützung zu bieten.
Deep dives
Der aktuelle Zustand der Klimabewegung
Die Klimabewegung sieht sich gegenwärtig einer kritischen Situation gegenüber, die durch eskalierende klimatische Katastrophen wie Überschwemmungen und Hitzewellen gekennzeichnet ist. In vielen Gesellschaften gibt es eine zunehmende Verrohung des Diskurses und ein erstarkendes Auftreten faschistischer Bewegungen. Trotz der Bemühungen der Klimabewegung ist die politische Antwort auf Klimaanliegen oft defensiv, was zu Resignation innerhalb der Bewegung führt. Der Gesprächspartner betont die Notwendigkeit, die Strategien der Klimabewegung neu zu überdenken und eine anzupassende Form der Proteste und des Aktivismus zu entwickeln, die sich den realen Herausforderungen des bevorstehenden Kollapses stellt.
Solidarische Kollapsbewegung
Es wird vorgeschlagen, die Klimabewegung in Richtung einer solidarischen Kollapsbewegung zu reorganisieren, die sich auf Katastrophenschutz und solidarische Vorkehrungen konzentriert, anstatt weiterhin vergeblich gegen den fossilen Kapitalismus zu kämpfen. Die Idee ist, innerhalb des bestehenden Klimakollapses Handlungsfähigkeit zu entwickeln und in den betroffenen Gemeinschaften aktiv zu werden, um konkrete Hilfe zu leisten. Unternehmerische Netzwerke sollten mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass gefährdete Bevölkerungsgruppen, insbesondere in Krisenzeiten, unterstützt werden. Damit soll eine positive WR wahrnehmbar werden, die letztendlich den Stellenwert der Klimabewegung in der Gesellschaft neu definiert.
Der Prozess der Verdrängung und dessen Folgen
Die Gesellschaft ist zunehmend in einer Verdrängungssituation gefangen, in der sie sich scheut, die ernsten klimatischen Herausforderungen anzunehmen und zu akzeptieren. Diese Verdrängung führt nicht nur zu einem intellektuellen Versagen, sondern auch zu einem moralischen, da die Menschen die persönliche Verantwortung und den Einfluss ihrer Handlungen auf das Klima zunehmend ignorieren. Dieses Verhalten kann wiederum in einer steigenden Aggressivität und der Abwehr gegenüber Personen, die auf diese Missstände hinweisen, resultieren. Die Auseinandersetzung mit und das Erkennen dieser Verdrängung ist ein notwendiger Schritt für die Klimabewegung, um in Zukunft wirksame Strategien zu entwickeln.
Die Rolle der Emotionen im Klimakampf
Emotionale Resonanz wird als entscheidend für die politische Kommunikation innerhalb der Klimabewegung hervorgehoben. Anstatt sich ausschließlich mit Fakten und Statistiken zu beschäftigen, ist es wichtig, die emotionalen Kämpfe und Ängste der Menschen ernst zu nehmen und darauf einzugehen. Der Austausch über diese emotionalen Erfahrungen kann eine stärkere Gemeinschaft bilden und einen Raum für kollektives Handeln schaffen. Diese emotionale Verbundenheit kann helfen, die Motivation für den Aktivismus aufrechtzuerhalten und gleichzeitig ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Veränderungen zu schaffen.
Praktische Ansätze für solidarische Kollapsstrategien
Ein zentraler Aspekt einer solidarischen Kollapsbewältigung ist es, praktische Ansätze zu entwickeln, die den Menschen helfen, mit den unmittelbaren Folgen des Klimawandels umzugehen. Beispiele dafür sind Nachbarschaftsinitiativen und Workshops, die sich mit Katastrophenschutz befassen, um Marginalisierten zu helfen und Gemeinschaftsnetzwerke aufzubauen. Das gemeinsame Anpacken von Problemen, wie z.B. die Verteilung von Wasser während Hitzewellen oder das Bereitstellen von Informationen und Ressourcen, stellt nicht nur einen praktischen Nutzen dar, sondern stärkt auch die Gemeinschaft. Solche Maßnahmen können als Vorbild für eine umsetzbare, solidarische Politik dienen, die nicht nur auf das Überleben sondern auch auf ein gerechtes Leben abzielt.
Zukunftsperspektiven im Klimakampf
In Zukunft sollte der Fokus auf der Schaffung und dem Erhalt künftiger Räume liegen, in denen ein gutes Leben möglich ist, anstatt auf der Illusion einer unmittelbaren revolutionären Veränderung. Der Aufbau von solidarischen Gemeinschaften, die durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung geprägt sind, wird als essenziell für die Resilienz in Krisenzeiten angesehen. Das Ziel ist nicht nur das Überleben im Klimakollaps, sondern auch das Schaffen eines Lebensrahmens, der Menschen in ihrer ganzen Vielfalt anerkennt und schützt. Durch die Stärkung dieser Gemeinschaften können neue Perspektiven für einen emanzipatorischen Wandel auch in Zeiten des gesellschaftlichen Rückschrittes eröffnet werden.
Tadzio Müller über die Krise der Klimabewegung und neue Aktionsfelder im Klimakollaps
Was kann die Klimabewegung noch tun, wenn sich die Gesellschaft gegen Klimaschutz entschlossen hat und eine Phase des Klimachaos begonnen hat? In seinem Buch "Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps" entwirft Klimaaktivist Tadzio Müller Ideen, wie sich innerhalb des Klimazusammenbruchs für Gerechtigkeit kämpfen lässt. Ein Gespräch über das Scheitern der Klimabewegung, Politik im Kollaps als Aktionsfeld von morgen und Emanzipation in einer düsteren Zukunft.
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