Michel Friedman ist ein deutsch-französischer Publizist, Talkmaster und ehemaliger Politiker mit einer bewegten Karriere. In diesem Gespräch beleuchtet er seine Wurzeln als Kind von "Schindlerjuden" und kritisch die deutsche Erinnerungskultur. Themen wie Antisemitismus und die Verantwortung der Generationen werden diskutiert. Friedman reflektiert über persönliche Krisen, die Koks-Affäre und seine politische Reise von der CDU zur Auseinandersetzung mit der AfD. Er spricht auch über die Bedeutung von Bildung und den Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft.
Michel Friedman hebt die Bedeutung des Dialogs hervor, um Verständnis für unterschiedliche Perspektiven und menschliche Erfahrungen zu fördern.
Er betont, dass tiefgründige Fragen Sensibilität erfordern und zur Aufdeckung von komplexen Wahrheiten beitragen können.
Die Erinnerungen seiner Eltern an den Holocaust prägten Friedmans Sicht auf Identität und das Bedürfnis nach Gerechtigkeit.
Friedman sieht Oskar Schindler als Beispiel für die Möglichkeit individueller Veränderung und positiven Einfluss auf andere.
Er kritisiert die unzureichende Gedächtniskultur in Deutschland und fordert intensivere Diskussionen über Holocaust und Antisemitismus.
Friedman ermutigt die Jugend, aktiv zu werden und sich mit historischen und aktuellen Fragen auseinanderzusetzen.
Deep dives
Die Person Michel Friedmann
Michel Friedmann beschreibt sich als Mensch, der denkt, nachdenkt und mit Menschen spricht. Er ist Jurist, Rechtsanwalt und Philosoph, der in verschiedenen kulturellen Institutionen engagiert ist. Seine Leidenschaft für das Gespräch mit anderen und das Stellen von Fragen wird hervorgehoben, da er glaubt, dass das Verständnis von Menschen durch Dialog und Neugier gefördert wird. Durch diesen Austausch entsteht ein Spannungsfeld, in dem tiefere Einsichten möglich sind.
Die Kraft der Fragen
Friedmann betont die Bedeutung, tiefgründige Fragen zu stellen, anstatt einfache Antworten zu geben. Fragen erfordern Sensibilität und ein gewisses Maß an Wissen, da sie oft eine Diskussion und eine kritische Auseinandersetzung hervorrufen. Er sieht Fragen als ein Werkzeug zur Dekonstruktion von einfacheren Überzeugungen oder Wahrheiten, die oft als fest gelten. Diese Art des Fragens spielt eine zentrale Rolle in seinem Leben und seiner Philosophie.
Einfluss der Kindheit auf die Identität
Friedmann reflektiert über seine Kindheit und die Fragen, die ihn geprägt haben, insbesondere die Frage, warum seine Familie verfolgt wurde. Dies hat ihn mit einem tiefen Bedürfnis nach Antworten und einem Verständnis von Gerechtigkeit geprägt. Seine Erziehung in einer polnisch-jüdischen Familie, die den Holocaust überlebt hat, beeinflusst seine Sichtweise auf Identität und Diskriminierung. Diese prägenden Erfahrungen treiben ihn an, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen.
Die Herausforderung des Erinnerns
Friedmann spricht darüber, wie die Erinnerungen seiner Eltern an den Holocaust von Scham und Schmerz geprägt sind. Er erklärt, dass Überlebende oft Schwierigkeiten haben, ihre traumatischen Erfahrungen zu teilen, was einer aktiven Erinnerung entgegenwirken kann. Diese Erinnerungen werden häufig nicht offen besprochen, wodurch eine Diskrepanz zwischen den Erfahrungen der Überlebenden und den nachfolgenden Generationen entsteht. Er sieht es als wichtig an, dass solche Geschichten gehört und anerkannt werden, um eine lebendige Erinnerungskultur zu fördern.
Der Einfluss von Oskar Schindler
Friedmann hat eine persönliche Verbindung zu Oskar Schindler, einem Mann, der während des Holocausts viele Leben rettete. Er erklärt, dass Schindler eine komplexe Figur war, die von einem egoistischen Geschäftsmann zu einem Verfechter jüdischen Lebens wurde. Dies zeigt die Fähigkeit zur Veränderung im Angesicht des Unrechts. Friedmann sieht Schindler als Beispiel dafür, dass Einzelpersonen durch ihr Handeln einen positiven Unterschied machen können.
Die Frage des Überlebens
Die Thematik des Überlebens und der Schuld, die viele Überlebende empfinden, wird von Friedmann intensiv diskutiert. Er beschreibt, dass viele Überlebende sich schämen, dass sie leben, während andere in ihrer Familie ermordet wurden. Diese psychologischen Kämpfe prägen die Identität der Überlebenden und ihrer Nachkommen tiefgreifend. Friedmann sieht die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen als notwendig an, um ein tieferes Verständnis für die menschliche Erfahrung zu erlangen.
Kritik an den aktuellen politischen Zuständen
Friedmann äußert sich kritisch zu den politischen Entwicklungen in Deutschland und den wachsenden Einfluss der AfD. Er betont die Gefahren, die von einer Normalisierung extremistischer Ansichten ausgehen. Die Diskrepanz zwischen den Worten und Taten der politischen Eliten wird als besorgniserregend betrachtet. Friedmann fordert eine aktive politische Beteiligung der Bürger, um gegen diese Entwicklungen anzukämpfen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.
Erinnerungskultur und ihre Herausforderungen
Die Gedächtniskultur in Deutschland wird von Friedmann als unzureichend beschrieben. Er kritisiert, dass viele gesellschaftliche Diskussionen um den Holocäust und Antisemitismus nicht intensiv genug geführt werden. Nach seiner Meinung muss die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit aktiver und in einem breiteren Rahmen stattfinden, um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Er empfielt mehr Dialog und Auseinandersetzung mit komplexen historischen Themen.
Die Rolle des Judentums in der Gesellschaft
Friedmann spricht über die Rolle des Judentums und die Herausforderungen, die jüdische Menschen in der heutigen Gesellschaft sehen. Er sieht das Judentum nicht nur als Glauben, sondern als Teil einer komplexen Identität, die auch politische Implikationen hat. Der Holocaust hat dazu geführt, dass jüdische Identität in Deutschland eine besondere historische Verantwortung trägt. Auf dieser Grundlage fordert er Respekt und Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.
Die Bedeutung von Demokratie und Aktivismus
Friedmann betont die Wichtigkeit des Engagements für die Demokratie und den Schutz der Menschenrechte. Er warnt davor, apathisch zu sein, wenn es um das politische Geschehen geht, da jede Generation in der Verantwortung steht, aktiv zu werden. Diese aktive Teilnahme ist für ihn essenziell, um die Werte einer offenen und gerechten Gesellschaft zu erhalten. Er ruft dazu auf, sich zu mobilisieren und für demokratische Prinzipien einzutreten.
Abschließende Gedanken zur Hoffnung
Trotz der ernsten Themen blickt Friedmann hoffnungsvoll in die Zukunft und sieht in der Jugend das Potenzial für positive Veränderungen. Er ermutigt junge Menschen, sich engagiert und aktiv mit den Fragen der Zeit auseinanderzusetzen. Dabei sieht er die Notwendigkeit, das Wissen über Geschichte und aktuelle Entwicklungen weiterzugeben. Eine lebendige Gesellschaft hängt von der Fähigkeit ab, Fragen zu stellen und aufeinander zu hören.
Politik für Desinteressierte
Zu Gast im Studio: Michel Friedman, deutsch-französischer Publizist, Talkmaster, Jurist, Philosoph und ehemaliger Politiker. Von 1994 bis 1996 gehörte Friedman dem CDU-Bundesvorstand an. Er war von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und Herausgeber der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine sowie von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, bis er im Zuge der „Friedman-Affäre“ alle öffentlichen Ämter niederlegte. Er moderierte mehrere Talksendungen, zum Beispiel von 1998 bis 2003 Vorsicht! Friedman beim Hessischen Rundfunk oder von 2004 bis 2021 Studio Friedman beim Sender N24 (heute Welt). Seit 2016 ist er Honorarprofessor für Immobilien- und Medienrecht an der Frankfurt University of Applied Sciences.
Ein Gespräch über seine Berufe, Aufwachsen als Kind von "Schindlerjuden", sein Verhältnis zu Oskar Schindler, die deutsche "Erinnerungskultur", Schweigespirale und der vorherrschende Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus im heutigen Deutschland, die Migration seiner Eltern nach Frankfurt, Erziehung und deutsche Sprache, seine Rolle in der Schule, Angst vor Gewalt, sein Medizinstudium, Einfluss von Sartre und de Beauvoir, sein Weg in die Medien und vor die Kamera, die Koks-Affäre 2003, seine CDU-Mitgliedschaft, die AfD und die potenzielle Kooperation mit der Union, Hans-Georg Maaßen & Höcke, das Ost-CDU-Feindbild Grüne, CDU-Chef Friedrich Merz sowie deutsche Streitkultur und die Staatsräson gegenüber Israel + eure Fragen via Hans
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