Mauritius Much, Mitglied des SZ-Investigativteams, berichtet über die russische Schattenflotte, die mehr als 650 Tanker umfasst, die internationale Embargos umgeht. Er diskutiert prekäre Arbeitsbedingungen für Seeleute und die Verbindung zu prorussischen Oligarchen. Außerdem wird die Umweltgefahr durch unversicherte Tanker und mögliche Spionageaktionen thematisiert. Much beleuchtet auch, wie Russlands gescheiterte Sanktionen und hybride Kriegsführung durch diese Flotte unterstützt werden, was zu zusätzlichen Einnahmen von 15 Milliarden US-Dollar führt.
Die russische Schattenflotte, die internationale Embargos umgeht, hat Schätzungen zufolge Russland seit Kriegsbeginn 15 Milliarden US-Dollar eingebracht.
Die extrem schlechten Arbeitsbedingungen auf den Tankern, einschließlich mangelhafter Versorgung und Abhängigkeit von ihren Eignern, stellen ein erhebliches Risiko für die Crew dar.
Deep dives
Havarie des Tankers Elventin
Der mit nahezu 100.000 Tonnen Öl beladene Tanker Elventin havarierte vor Rügen, wobei alle Systeme ausfielen und das Schiff manövrierunfähig wurde. Glücklicherweise trat kein Öl aus, was eine drohende Umweltkatastrophe verhinderte, während deutsche Schlepper das Schiff vor den Hafen von Sassnitz brachten. Dieser Vorfall verdeutlicht die Gefahren, die von der russischen Schattenflotte ausgehen, einem Netzwerk von Tankern, die internationale Handelsembargos umgehen. Die drohende Umweltverschmutzung in empfindlichen Küstengebieten wie der Ostsee ist ein ernsthaftes Risiko, insbesondere wenn ältere, schlecht gewartete Schiffe wie der Elventin im Einsatz sind.
Profit von westlichen Unternehmen
Deutsche und europäische Unternehmen profitierten erheblich von der erhöhten Nachfrage nach gebrauchten Tankern während des Ukraine-Kriegs, da viele alte Schiffe an die Schattenflotte verkauft wurden. Dies führte dazu, dass ehemalige deutsche Eigentümer von Tankern in der Lage waren, ihre Schiffe zu überhöhten Preisen zu verkaufen, da der Markt für gebrauchte Tanker explodierte. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 15 Milliarden Dollar seit Kriegsbeginn durch den Verkauf und Transport von russischem Öl in die Kriegskasse von Russland geflossen sind. Diese wirtschaftlichen Verbindungen zeigen, wie westliche Unternehmen ungewollt zu den russischen Kriegsanstrengungen beitragen.
Bedingungen der Crew und Sicherheitsrisiken
Die Bedingungen, unter denen die Crewmitglieder der Schattenflotte arbeiten, sind oft besorgniserregend, mit Berichten über mangelhafte Ernährung und medizinische Versorgung sowie überfüllte und ungepflegte Schiffe. Seeleute werden häufig über Social-Media-Plattformen wie Telegram angeworben, oft ohne Informationen über die wahre Natur der Einsätze, die sie antreten. Diese Crewmitglieder sind oft von ihren Eignern abhängig, die ihre Dokumente einbehalten, was ihre Rückkehr in die Heimat erheblich erschwert. Angesichts dieser schlechten Bedingungen besteht ein erhebliches Risiko für die Sicherheit der Crew, insbesondere wenn es zu Unfällen oder Havarien kommt, wie im Fall des Elventin.
Mehr als 650 Tanker sollen zur sogenannten russischen Schattenflotte gehören. Also Schiffe, die das internationale Handelsembargo gegen Russland wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine umgehen.
Wie auch deutsche Firmen mitverdienen - und die nicht selten menschenunwürdigen Bedingungen auf diesen Tankern, das steht in den "Shadow Fleet Secrets". Das ist eine gemeinsame Recherche von SZ, NDR, WDR und internationalen Partnern. Mauritius Much und Ben Heubl aus dem SZ-Investigativ Team berichten in dieser Folge von "Das Thema", wie diese Tanker der Schattenflotte dazu genutzt werden, um russisches Öl zu transportieren und dabei vielfach den Preisdeckel umgehen. Experten zufolge soll das Russland zusätzliche Einnahmen von etwa 15 Milliarden US-Dollar eingebracht haben.
Neben schlechten Arbeitsbedingungen für die Crews stellen diese Schiffe auch eine Gefahr für die Umwelt dar, da sie oft nicht versichert sind und im Falle eines Unfalls keine Haftung übernommen wird. Darüber hinaus berichten Much und Heubl über Hinweise, dass einige dieser Tanker auch für Spionage- und Sabotageaktionen gegen die kritische Infrastruktur des Westens eingesetzt wurden.
Moderation, Redaktion: Lars Langenau
Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb
Produktion: Carolin Lenk
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