Ilse Helbich, eine 96-jährige Schriftstellerin, ist bekannt für ihre autobiografischen Erzählungen. Im Gespräch mit Petra Hartlieb teilt sie faszinierende Einblicke in ihren kreativen Prozess. Sie beleuchtet die Bedeutung ihres Buches 'Diesseits' und die Symbolik der Hausrenovierung als Quelle der Erlösung. Helbich spricht über den Einfluss des eigenen Raumes auf das Schreiben und ihre späte Veröffentlichungskarriere. Außerdem reflektiert sie über Intimität, das Altern und die Herausforderungen des Lebens, die ihre Geschichten prägen.
Ilse Helbich reflektiert darüber, wie ihre Lebenserfahrung und das Alter neue Tiefen in ihre literarischen Werke bringen.
Die Autorin beschreibt, wie ihr Zuhause als kreativer Raum fungiert und ihre Schreibpraktiken nachhaltig beeinflusst.
Deep dives
Ilse Helbigs Werk und der Einfluss des Alters
Ilse Helbig, eine erfahrene Autorin, reflektiert über den Einfluss des Alters auf ihr Schreiben. Sie stellt fest, dass ihre Lebenserfahrung und die Entfaltung ihrer kreativen Gedanken über die Jahre zu neuer Tiefe in ihren Werken führen. Besonders in ihrem neuesten Buch, das gesammelte Erzählungen umfasst, zeigt sich, wie das Erlebnis des Alterns bedeutende Themen stärkt. Helbig beschreibt, dass sie durch das Schreiben von ihren eigenen Erfahrungen im Alter vermittelt, was viele Leser dazu bringt, ihr eigenes Leben zu reflektieren.
Der Entstehungsprozess ihrer Bücher
Helbig schildert den Zustand, aus dem ihre Geschichten entstehen, und erklärt, dass ihre Erfahrungen oft in Form von Erzählungen oder Kolumnen verarbeitet werden. Ihre erste große Veröffentlichung kam erst im Alter von 80 Jahren, nachdem sie zuvor viele Jahre lang literarisch tätig war. Diese späte Veröffentlichung wird als Resultat eines langen kreativen Prozesses gesehen, der Hilfe und Unterstützung durch ihre Lektoren hinzufügt. Ihre Erzählungen sind das Produkt des ständigen Schreibens, das sich wie ein geduldiger Fluss durch ihr Leben zieht, auch wenn sie zwischen den Buchprojekten entsteht.
Die Bedeutung des Heims für die Kreativität
Helbig betont die essentielle Rolle, die ihr eigenes Zuhause für ihre Schreibpraktiken spielt. Sie verbindet die Renovierung ihres alten Hauses mit einem Gefühl der persönlichen Freiheit und des kreativen Raums, der ihr ermöglicht, sich vollständig dem Schreiben zu widmen. Diese Zurückgezogenheit in ihrem Heim eröffnet ihr verschiedene inspirierende Schreibplätze, was ihr helfen kann, den künstlerischen Prozess intensiver zu erleben. Ihr Haus wird somit zu einem Symbol für ihre kreative Freiheit und die Möglichkeit, ihrer Stimme durch das Schreiben Ausdruck zu verleihen.
Intimität und Distanz im Schreiben
Die Autorin diskutiert, wie sie in ihren Erzählungen Intimität und persönliche Erfahrungen mitteilt, ohne ihre Privatsphäre vollständig preiszugeben. Sie verwendet häufig die dritte Person, um eine gewisse Distanz zu den Ereignissen und Charakteren zu schaffen, was es ihr erlaubt, ihre Gedanken offen zu erkunden. Diese Schreibweise verirrt sich in komplexe Themen des Alters, der Selbstreflexion und der menschlichen Beziehungen, während sie gleichzeitig einen Raum für den Leser schafft, selbst zu interpretieren. Helbig möchte ihren Lesern viel zumuten, da sie an deren Fähigkeit glaubt, tiefere Bedeutungen und persönliche Resonanz zu finden.
Die 96-jährige Schriftstellerin Ilse Helbich ist diese Woche bei Moderatorin Petra Hartlieb zu Gast. Helbich publiziert im Literaturverlag Droschl, zuletzt erschien von ihr "Diesseits" (2020).
Matthias Dusini aus dem FALTER-Feuilleton bespricht Antonio Scuratis "M. Der Sohn des Jahrhunderts" und Jonathan Franzens "Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?".
Zur Moderatorin: Petra Hartlieb betreibt nicht nur zwei Buchhandlungen in Wien, sondern ist auch als Schriftstellerin überaus erfolgreich. Ihr Roman “Meine wundervolle Buchhandlung” wurde zum Bestseller und in acht Sprachen übersetzt. 2019 war sie Jurymitglied des Deutschen Buchpreises. Der Podcast "Besser lesen mit dem FALTER" erscheint alle zwei Wochen; Hartlieb spricht darin mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich.