Vom Trump-Sieg zur Bundestagswahl: Elon Musk, Big Tech und die Zukunft der Demokratie
Dec 24, 2024
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David Karpf, US-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler und Aktivist, beleuchtet die alarmierende Verbindung zwischen Big Tech und dem globalen Rechtsruck. Er diskutiert, wie Elon Musk durch seine Unterstützung der AfD in Deutschland die politische Landschaft beeinflusst. Die Gefahren unregulierter Technologien für die Demokratie kommen zur Sprache, während Karpf erläutert, warum linke Alternativen zu Big Tech schwer zu etablieren sind. Der "eXit" von Twitter zu Bluesky bietet ihm Hoffnung auf eine Rückkehr zu politisch geprägten Plattformen.
Die Verbindung zwischen Big Tech und autoritären Regierungen ist entscheidend für das Verständnis des globalen Rechtsrucks, da Silicon Valley moderner repressiver Rhetorik dient.
Die Herausforderung für progressive Kräfte besteht darin, komplexe politische Botschaften zu kommunizieren, die im Vergleich zur simplen Rhetorik der Rechten oft schwerer verständlich sind.
Die Fragmentierung der Social-Media-Landschaft zwingt politische Akteure dazu, neue Kommunikationsstrategien zu entwickeln, um gegen die zunehmen Einflussnahme rechter Stimmen anzukämpfen.
Deep dives
Die Ungleichheit im politischen Spielfeld
Das politische Spielfeld zwischen progressiven und rechten Bewegungen wird als nachhaltig unausgewogen betrachtet. Der grundlegende Diskurs der Rechten beruht auf der simplen Erzählung, dass der Staat und die Politik aus korrupten Individuen bestehen, die das Leben der Menschen erschweren. Im Gegensatz dazu ist die progressive Botschaft komplexer, indem sie erklärt, dass Veränderung durch demokratische Prozesse zwar möglich, aber sehr arbeitsintensiv ist. Diese Komplexität macht es für progressive Politiker herausfordernd, ihre Botschaften effektiv zu kommunizieren und Unterstützer zu mobilisieren, während die einfachen Erzählungen der Rechten oft ansprechender sind und leicht verstanden werden können.
Gefahren einer zweiten Trump-Präsidentschaft
Die potenziellen Konsequenzen einer zweiten Amtszeit von Donald Trump werden als ernsthaft besorgniserregend eingeschätzt. Die politische Stimmung wird durch eine Mischung aus Ablehnung und Angst geprägt, da viele Wähler erkennen, dass Trump mit ungebremster Macht ausgestattet sein könnte. Insbesondere wird angemerkt, dass die Unterstützung seiner ehemaligen loyalen Anhänger nach dem Sturm auf das Kapitol weiter wachsen könnte, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine zweite Trump-Regierung autoritäre Züge annimmt. Diese Unsicherheiten werfen Fragen darüber auf, wie schnell und umfassend progressive Kräfte auf diese Bedrohungen reagieren können.
Lehren aus den US-Wahlen für Deutschland
Die bevorstehenden Wahlen in Deutschland stehen unter dem Schatten der US-Wahlen, da Ähnlichkeiten wie gesellschaftliche Unruhen und Inflationsängste zu beobachten sind. Der Einfluss globaler Trends, insbesondere der amerikanischen politischen Entwicklungen, zeigt, dass Veränderungen in der Wählerschaft jederzeit eintreten können. In diesem Kontext wird auch hervorgehoben, dass es für progressive Bewegungen unerlässlich ist, ernsthafte Rahmenbedingungen zu schaffen und sich mit den aktuellen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Organisatorische Grundprinzipien und die Mobilisierung auf lokaler Ebene sind entscheidend für den Aufbau von Widerstandskraft gegenüber möglichen rechten Strömungen.
Die Rolle von Social Media in Wahlkämpfen
Social Media hat sich von einem Ort des demokratischen Austauschs zu Plattformen entwickelt, die stark von kommerziellen Interessen geprägt sind. Insbesondere Twitter, jetzt X, hat sich zu einem Raum gewandelt, in dem rechte Akteure dominieren, während progressive Stimmen es zunehmend schwerer haben, gehört zu werden. Die Fragmentierung der Social-Media-Landschaft bedeutet, dass politische Akteure sich anpassen müssen und neue Wege finden müssen, um ihre Botschaften an die Wähler zu bringen. Dies erfordert ein Umdenken in der strategischen Kommunikation und das Entdecken neuer Plattformen, die möglicherweise ein günstigeres Umfeld für progressive Politik bieten.
Die Gefahren der Desinformation und KI
Der Begriff der Desinformation wird im Hinblick auf die aufkommende Rolle der Künstlichen Intelligenz als besonders besorgniserregend angesehen. Die Unreguliertheit des AI-Sektors könnte dazu führen, dass Unternehmen vor allem die billigsten und betrügerischen Geschäftsmodelle verfolgen, was die Verbreitung von Falschinformationen begünstigt. Dies hat das Potenzial, das Vertrauen der Wähler in legitime politische Kampagnen weiter zu untergraben. Daher wird betont, dass eine Regulierung der Geschäftsmodelle notwendig ist, um die negativen Auswirkungen auf die Demokratie einzudämmen.
Die "Was tun?"-Crew spricht mit dem US-amerikanischen Aktivisten David Karpf
"Only the AfD can save Germany" - mit Tweets wie diesem versucht Elon Musk, in den deutschen Wahlkampf einzugreifen. Nachdem Musk Donald Trump mit hunderten Millionen Dollar finanzierte, unterstützt der Milliardär jetzt die AfD in Deutschland. Das nehmen Inken Behrmann und Valentin Ihßen zum Anlass, um mit dem US-amerikanischen Kommunikationswissenschaftler und Aktivisten David Karpf über die Verbindung zwischen Big Tech und dem globalen Rechtsruck zu sprechen. Gemeinsam beleuchten sie, wie das einst liberale Silicon Valley zur Stütze autoritärer Regierungen wurde und wie Tech-Milliardäre ihre Plattformen von einem Ort der Gegenmacht entweder entpolitisieren oder sie zu einem Instrument rechter Propaganda umbauen. Inken und Valentin diskutieren mit David, was das alles für die bevorstehende Bundestagswahl bedeutet, warum es so schwer war, linke Alternativen zu Big Tech aufzubauen – und fragen, weshalb für ihn der „eXit“ von Twitter zu Bluesky ein echter Hoffnungsschimmer ist.
Das Interview haben Valentin und Inken mit David auf Englisch geführt, die Nachbesprechung hört ihr wie immer auf deutsch.
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Disclaimer
Die im "Was tun?"-Podcast geäußerten Meinungen sind die der Beteiligten Moderator*innen und Interviewgäste. Redaktionell verantwortlich sind Inken Behrmann und Valentin Ihßen.
Alle Folgen des "Was tun?"-Podcast laufen jetzt bei Dissens. Warum? Weil ich den Podcast von Inken und Valentin super finde und glaube, dass er auch Euer Leben bereichern kann, deshalb. Bei den vielen Krisen, die wir erleben, ist es nicht nur schwer, den Überblick zu behalten, sondern auch, den Blick dafür zu schärfen, wie sich substantielle politische Veränderung erreichen lassen. Genau darum geht es Inken und Valentin, die mit ihrem Podcast "Was tun?" der Debatte über linke Politstrategien Raum geben.