Sascha Milin, Suchtforscher und Mitentwickler eines Selbsthilfeportals, diskutiert die komplexen Themen rund um Chemsex. Er beleuchtet, wie Drogenkonsum das Sexualverhalten beeinflusst und oft zu Einsamkeit und Sucht führt. Erfahrungsberichte von Betroffenen zeigen die Herausforderungen beim Ausstieg aus dieser Szene. Milin spricht über die wichtige Rolle von Unterstützungsnetzwerken und Selbsthilfegruppen. Zudem wird die Verbindung zwischen gesellschaftlichem Druck und dem Streben nach körperlicher Idealisierung behandelt.
Chemsex führt zu einer extremen Enthemmung, die es Teilnehmern ermöglicht, sexuelle Fantasien auszuleben, jedoch häufig auch zur Isolation beiträgt.
Der Ausstieg aus Chemsex erfordert sowohl persönliche Motivation als auch professionelle Unterstützung, was einen herausfordernden, aber notwendigen Prozess darstellt.
Deep dives
Chemsex und seine Anziehungskraft
Chemsex beschreibt die Kombination von Sex und Drogen, besonders in der schwulen Szene urbaner Räume. Teilnehmer erleben oft eine extreme Enthemmung, die es ihnen erleichtert, sexuelle Fantasien auszuleben, die sie im nüchternen Zustand möglicherweise zurückhalten würden. Raphael teilt seine Erfahrungen, wie er Drogen wie GBL und Amphetamin konsumierte, um intensiven und langanhaltenden Sex zu haben. Diese Drogen ermöglichen es den Menschen, sexuelle Hemmungen abzubauen, was das Erlebnis für viele sowohl aufregend als auch beunruhigend macht.
Folgen und Stigmatisierung
Der Drogenkonsum im Zusammenhang mit Chemsex hat schwerwiegende Folgen auf persönliche Beziehungen und das eigene Wohlbefinden. Melanie berichtet von der Schwierigkeit, im nüchternen Zustand sexuelle Erregung zu empfinden, nachdem sie zuvor Drogen konsumiert hatte. Diese Erfahrung ist häufig mit Einsamkeit und Stigmatisierung verbunden, die aus der Teilnahme an Sexpartys resultieren, was das Gefühl der Isolation verstärkt. Solche Erfahrungen können dazu führen, dass Betroffene sich von der Gemeinschaft entfremden und den Kontakt zu Freunden verlieren.
Motive für Chemsex
Die Beweggründe für die Teilnahme an Chemsex-Events sind vielfältig und reichen von dem Wunsch nach intensiven Erfahrungen bis hin zu Flucht vor Einsamkeit. Forscher stellen fest, dass viele Teilnehmer die wahrgenommene Stigmatisierung suchen, um in einem Umfeld Gleichgesinnter zu sein, in dem sie sich akzeptiert fühlen. Der Drogenkonsum wird oft als Möglichkeit gesehen, das eigene Sexualverhalten zu erleichtern, was zu einer Abhängigkeit führen kann. Diese Abhängigkeit kann sich so weit entwickeln, dass Menschen Schwierigkeiten haben, im nüchternen Zustand Sex zu haben oder eine Beziehung zu führen.
Der Weg aus der Chemsex-Szene
Der Ausstieg aus der Chemsex-Szene ist oft ein langer und herausfordernder Prozess, der Unterstützung und Selbstreflexion erfordert. Raphael erzählt, wie er mithilfe seines Partners und einer Psychotherapie die Entscheidung traf, sein Leben zu ändern, da er erkannte, dass sein Lebensstil nicht nachhaltig war. Norbert berichtet von seinem Kampf mit der Sucht und wie er positives Feedback von Fachleuten und Selbsthilfegruppen erhielt, um aus dem Konsum auszusteigen. Diese Erfahrungen verdeutlichen, dass eine Kombination aus professioneller Hilfe und persönlicher Motivation entscheidend sein kann, um die eigene Lebensweise nachhaltig zu verändern.
Sex auf Drogen gibt es wohl seit Jahrhunderten. Bei Chemsex-Partys geht es aber um stunden- oder tagelangen Sex – meist mit mehreren Menschen und zum Teil mit heftigen Neben- und Nachwirkungen. Raphael, Melanie und Norbert erzählen von ihrer Chemsex-Zeit und ihrem Ausstieg. Suchtforscher Sascha Milin verrät, wo es Hilfe für Abhängige gibt.