Sahra Wagenknecht – Ein neuer Rechts-Links-Populismus?
Feb 15, 2025
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Christian Zaschke, Journalist der Süddeutschen Zeitung und Experte für Populismus, diskutiert mit Leidenschaft die politische Landschaft in Deutschland. Sie beleuchten den Einfluss von Sahra Wagenknecht auf die Wähler und die wachsenden Herausforderungen für ihre neue Bewegung, das BSW. Zaschke analysiert die rhetorischen Fähigkeiten Wagenknechts und vergleicht populistische Strategien mit denen in den USA. Zudem werden Wagenknechts politische Dilemmata und umstrittene Ansichten zur Migrationspolitik thematisiert, die zu einem Bruch mit ihrer Partei führten.
Sahra Wagenknecht verkündet ihren Austritt aus der Linkspartei und gründet das BSW, das schnell Erfolge bei Wahlen erzielt.
Die politische Zukunft des BSW könnte durch die Herausforderungen der Regierungsverantwortung und den Rückgang der anfänglichen Unterstützung gefährdet sein.
Deep dives
Austritt und Neugründung
Sarah Wagenknecht verkündet ihren Austritt aus der Linkspartei und präsentiert den neuen Verein "Bündnis Sarah Wagenknecht für Vernunft und Gerechtigkeit", der nur kurze Zeit später zur Partei erhoben wird. Ihr Austritt kommt für die Linke als Überraschung, da sie als zentraler Kopf der Partei galt, trotz anhaltender Spannungen. Nach der Gründung erzielt das BSW rasch Erfolge, indem es bei der Europawahl 2024 6,2 Prozent der Stimmen erhält, gefolgt von starken Ergebnissen in mehreren ostdeutschen Landtagswahlen. Diese Entwicklungen stellen die Frage in den Raum, ob die neu gegründete Partei langfristig bestehen kann oder ob sie bald wieder an Bedeutung verlieren wird.
Sarah Wagenknechts politische Strategie
Wagenknecht wird oft als klassische Populistin beschrieben, da sie stark gegen bestehende politischen Mehrheiten auftritt und die Ängste der Menschen thematisiert. Sie äußert sich kritisch gegenüber der NATO-Osterweiterung und fordert eine diplomatische Lösung im Ukraine-Konflikt, wobei sie den Westen für Fehler verantwortlich macht und einen sofortigen Waffenstillstand propagiert. Ihre Strategie beinhaltet auch, eine große Zielgruppe anzusprechen, insbesondere in Ostdeutschland, wo ihre Positionen uneingeschränkten Zuspruch finden können. Damit versucht sie, sich als einzige friedensorientierte Stimme im deutschen Politikfeld zu profilieren.
Herausforderungen der neuen Partei
Das BSW, nun unter dem Druck der politischen Realität, sieht sich mit Herausforderungen konfrontiert, die mit Regierungsverantwortung verbunden sind, die zuvor in der Opposition leichter zu handhaben waren. Trotz ihrer anfänglichen Erfolge wird die Partei nervös und leidet unter dem Druck, dass die Wähler ihre in den Umfragen geäußerten Erwartungen nicht erfüllt sehen. Wagenknecht muss zudem ihre Glaubwürdigkeit als Anführerin der neuen Partei unter Beweis stellen, nachdem sie die Freiheiten, die sie in der vorhergehenden Opposition genoss, hinter sich lassen musste. Die Initiative zur Gründung einer neuen Partei könnte sich als riskant erweisen, wenn sie nicht in der Lage ist, die Unterstützer in der praktischen politischen Arbeit zu mobilisieren.
Rückgang der Popularität
Mit dem fortschreitenden Wahlkampf und der anhaltenden Belastung durch die Regierungsarbeit der neuen Partei zeigt sich ein langsamer Rückgang der anfänglichen Begeisterung für das BSW. Die Linke hingegen hat in den letzten Wochen an Stabilität gewonnen und könnte mit ihrer wiederauflebenden Basis in den Bundestag zurückkehren. Dies wirft die Frage auf, ob der anfängliche Hype um Wagenknechts Persönlichkeit allein ausreicht, um politische Erfolge zu sichern. Anzeichen deuten darauf hin, dass die Bekanntheit einer Einzelperson nicht genügen könnte, um die nachhaltige Unterstützung der Wählerschaft aufrechtzuerhalten.
Sahra Wagenknecht ist eine talentierte Populistin. Viele Überzeugungen, für die das BSW stehen soll, vertrat sie schon in ihrer Zeit bei der Linken. Nach ersten Erfolgen auf Länderebene scheint das BSW nun allerdings an Schwung zu verlieren. Neuen Aufwind bekommt dagegen Wagenknechts frühere Partei, "Die Linke", mit Heidi Reichinnek und Jan van Aken an der Spitze des Wahlkampfs.
Darum geht es in dieser fünften von sechs Sonderfolgen von "Auf den Punkt" zur Bundestagswahl am 23. Februar. In sechs Episoden, die immer Samstag und Sonntag bis zur Wahl erscheinen werden, stellen wir die Personen genauer vor, die diesen ungewöhnlichen, kurzen und lauten Wahlkampf prägen: Woher kommen sie und wie kommen sie daher auch zu ihren inhaltlichen Überzeugungen? Was treibt sie an und wie wollen sie das Land verändern?