Wozu braucht man heute noch Schornsteinfeger, Christian Werner?
Jan 4, 2022
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Christian Werner ist ein selbstständiger Schornsteinfegermeister aus Berlin-Pankow mit langjähriger Erfahrung. Er erzählt von den Herausforderungen seines Berufs und der schwindenden Bedeutung traditioneller Kamine. Werner amüsiert sich über seine Rolle als Glückssymbol und berichtete von spannenden Erlebnissen mit Kunden. Die moderne Heiztechnik und die Notwendigkeit, sich an neue Technologien anzupassen, spielen ebenfalls eine zentrale Rolle in seinem Geschäft. Schließlich reflektiert er über die Freude und die Anerkennung, die Schornsteinfeger oft fehlt.
Der Schornsteinfegerberuf, stark durch körperliche Arbeit geprägt, erfordert Fitness und Mobilität, um gefährliche Situationen zu meistern.
Trotz des Rückgangs klassischer Schornsteinreinigungen bleibt die Wartung von Heizsystemen und deren Prüfung von hoher Relevanz.
Der Beruf steht vor bürokratischen Herausforderungen, die die Freiheit der Schornsteinfeger einschränken und eine Kundenwahl ermöglichen könnten.
Deep dives
Der alte Beruf des Schornsteinfegers
Der Schornsteinfeger ist ein traditioneller Beruf, der bis ins Mittelalter zurückreicht, und gilt in vielen Kulturen als Glückssymbol. In Kindern und der Gesellschaft bleibt das Bild des Schornsteinfegers lebendig, wobei er mit der Farbe Schwarz und der typischen Bekleidung assoziiert wird. Trotz der Anlehnung an Märchen und Traditionen musste sich der Beruf im Laufe der Jahre an moderne Gegebenheiten und gesellschaftliche Ansprüche anpassen. Heute ist der Schornsteinfeger nicht nur für die Reinigung der Schornsteine zuständig, sondern auch für die Überprüfung von Heizungsanlagen, was die Relevanz des Berufs im Kontext der Klimapolitik verdeutlicht.
Körperlicher Aspekt des Berufs
Der Schornsteinfegerberuf ist stark körperlich geprägt, da viele Aufgaben das Klettern auf Dächer und das Krabbeln in engen Schornsteinen erfordern. Diese körperliche Anstrengung und die Notwendigkeit, schweres Equipment zu transportieren und zu benutzen, stellen hohe Anforderungen an die Fitness und Mobilität der Fachkräfte. Die professionelle Arbeit setzt eine gute Körperbeherrschung voraus, da oft auch gefährliche Situationen überwunden werden müssen, insbesondere bei der Arbeit in Höhen. Es wird deutlich, dass diese körperlichen Herausforderungen für viele Schornsteinfeger ein unverzichtbarer Teil ihrer täglichen Routine sind.
Heiztechnologien im Wandel
Mit dem Wandel der Heiztechnologien haben sich auch die Aufgaben des Schornsteinfegers diversifiziert. Während vor Jahrzehnten Kamine und Öfen die hauptsächlichen Heizmethoden waren, haben sich heute alternative Heizsysteme wie Gasheizungen und erneuerbare Energien etabliert. Diese Entwicklungen stellen die Schornsteinfeger vor neue Herausforderungen, da sie sich mit den neuen Geräten und deren Wartung auseinandersetzen müssen, um den aktuellen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Der Bedarf an traditionellen Schornsteinreinigungen könnte zurückgehen, jedoch bleibt die Notwendigkeit der Inspektion und Wartung von Heizsystemen bestehen.
Bürokratie und Herausforderungen
Der Beruf des Schornsteinfegers wird maßgeblich durch staatliche Vorschriften und bürokratische Hürden geprägt, die oft als hinderlich empfunden werden. Diese Regulierungen beschränken die Freiheiten der Schornsteinfeger, da sie an bestimmte Bezirke gebunden sind und nur bestimmte Dienstleistungen anbieten dürfen. Es wird angeregt, dass ein System entstehen könnte, in dem die Kunden die Wahlfreiheit haben, ihren Schornsteinfeger selbst auszuwählen, was die Verbindung zwischen Kunden und Schornsteinfeger stärken könnte. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Beruf auch in Zeiten des Wandels relevant und es gibt nach wie vor ein starkes Interesse an den Dienstleistungen der Schornsteinfeger.
Zukunft des Schornsteinfegerberufs
Die Perspektiven innerhalb des Schornsteinfegerberufs stehen vor einigen Veränderungen, da sich die Anforderungen durch technologische Entwicklungen und Klimaschutzmaßnahmen wandeln. Ein wichtiger Aspekt ist, dass langfristig weniger Kamine und Öfen in neuen Gebäuden installiert werden, was zu einem potenziellen Rückgang der Nachfrage nach traditionellen Schornsteinreinigungen führen könnte. Dennoch zeigt sich, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in der Heizungs- und Anlagentechnik weiterhin bestehen bleibt, wodurch der Beruf auch in Zukunft nicht ausstirbt. Die Schornsteinfeger stehen vor der Herausforderung, sich ständig weiterzubilden und an neue Standards anzupassen, um in der Branche relevant zu bleiben.
"Es gibt bis heute kein Bluetooth-Gerät, das den Schornstein reinigt!", sagt der Berliner Schornsteinfeger Christian Werner, der in Berlin-Pankow einen eigenen Betrieb führt. "Wir Schornsteinfeger kriechen immer noch durch die Schornsteine. Wir müssen manchmal immer noch auf allen Vieren herumkrabbeln, mit Gewichten hantieren und auf dem Dach balancieren!"
Ihm sei schon als Kind klar gewesen, dass er mal Schornsteinfeger wird, sagt der 41-Jährige im Podcast "Frisch an die Arbeit". "Schon in meinem Schulfreunde-Album stand bei Berufswunsch: Schornsteinfeger. Ich wollte nie Kosmonaut oder Lokführer werden wie die anderen Jungs", erzählt Werner.
Zwar gebe es immer weniger klassische Schornsteinfegerarbeit, weil Kohle- und Holzöfen seltener seien, doch er habe genug zu tun. Denn er sei nun auch für die Wartung und Reinigung von Gasheizungen und Lüftungsanlagen zuständig. "Aber eine Lüftungsanlage mit einer Taschenlampe zu kontrollieren und dann ein Protokoll zu schreiben – das ist im Vergleich zu den klassischen Aufgaben nicht ganz so spannend."
Dass er als Schornsteinfeger als Glückssymbol gilt, amüsiert Werner. "Es gibt jeden Tag einen, der mit dem Auto anhält und fragt: Ey, darf ich dich mal anfassen." Damit habe er kein Problem. Was ihn viel mehr irritiere, sei, dass ihn die Kinder von heute nicht immer als Schornsteinfeger erkennen würden.
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