#25 2025 Über die Abschaffung der romantischen Liebe - mit Beatrice Frasl
Apr 24, 2025
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Beatrice Frasl, Kulturwissenschaftlerin und Host des Podcasts 'Große Töchter', analysiert in ihrer Arbeit die romantische Liebe und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Sie kritisiert, dass romantische Beziehungen oft Frauen in Abhängigkeiten drängen und die Kommerzialisierung der Liebe durch Dating-Apps gesellschaftliche Normen verstärkt. Frasl plädiert für die Wertschätzung von Freundschaften als wertvolle Beziehungen und betont die Zufriedenheit unverheirateter, kinderloser Frauen. Sie fordert dazu auf, Liebe neu zu denken und alternative Lebensformen sichtbar zu machen.
Romantische Liebe ist nicht nur emotional, sondern auch politisch relevant und beeinflusst Machtverhältnisse in der Gesellschaft.
Die kritische Auseinandersetzung mit romantischen Idealen ist notwendig, um die wirtschaftliche und soziale Abhängigkeit von Frauen zu verstehen.
Freundschaften und alternative Beziehungsmodelle bieten häufig stabilere emotionale Unterstützung als traditionelle romantische Beziehungen.
Deep dives
Bedeutung des Concordia-Balls
Der Concordia-Ball, der seit 1863 jährlich in Wien stattfindet, ist ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis zur Feier der Pressefreiheit. Er wird vom Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein organisiert und hebt die unüberschätzbare Rolle des unabhängigen Journalismus für Demokratie und Rechtsstaat hervor. Der nächste Ball wird am 23. Mai 2025 im Wiener Rathaus stattfinden und erwartet über 2500 Gäste aus aller Welt, darunter ein zunehmend internationales und jüngeres Publikum. Dieses Event kombiniert Musik, Tanz und Konversation mit der Förderung demokratischer Grundwerte und Lebensfreude.
Romantische Liebe als politisches Thema
Romantische Liebe wird häufig als reines Gefühl wahrgenommen, hat jedoch tiefgreifende gesellschaftliche und politische Implikationen. In einem Dialog wird erörtert, dass die romantische Liebe in einer patriarchalen Gesellschaft oft dazu führt, dass Frauen unbezahlt aus Liebe dienen, was ihre wirtschaftliche und soziale Position schwächt. Besonders Männer zeigen oft defensiv-reagierende Haltungen, wenn das Ideal der romantischen Liebe hinterfragt wird, da es auch ihre eigenen Verhaltensweisen in Beziehungen in Frage stellt. Die schädlichen Aspekte dieser Idealisierung müssen kritisch betrachtet und zur Diskussion gestellt werden.
Frauen und unbezahlte Fürsorgearbeit
Die Diskussion zeigt auf, dass das Ideal der romantischen Liebe Frauen oft dazu drängt, unbezahlte Fürsorgearbeit im privaten Bereich zu leisten, was zu einer ökonomischen Abhängigkeit führt. Studien belegen, dass Frauen in heterosexuellen Beziehungen häufig die Hauptverantwortung für Haushalt und Kindererziehung tragen, während Männer in diesen Beziehungen oft profitieren. Diese ungleiche Verteilung der Arbeit führt nicht nur zu einem Gender Pay Gap, sondern auch zu einem Altersarmut-Risiko für Frauen. Die Argumentation fordert dazu auf, diese Muster zu durchbrechen und die vielfältigen Auswirkungen der romantischen Liebe zu beleuchten.
Freundschaften und alternative Beziehungsmodelle
Es wird angeregt, Freundschaften als tragfähiges Beziehungsmodell zu betrachten, das oft mehr Stabilität und Unterstützung bietet als romantische Beziehungen. Frauen, die Single sind, sind häufig besser in soziale Netzwerke integriert und führen oft emotional stärkere Bindungen zu ihren Freundinnen, was ihre Lebenszufriedenheit erhöht. Der gesellschaftliche Fokus auf romantische Beziehungen lässt viele andere wertvolle Bindungen in den Hintergrund treten. Die Argumentation plädiert dafür, die Konzentration auf Freundschaften und alternative Beziehungsmodelle zu verstärken, um ein erfülltes Leben zu gestalten.
Kritik an Dating-Apps und Konsumismus
Die Nutzung von Dating-Apps wird kritisch betrachtet, da sie oft eine oberflächliche und konsumorientierte Betrachtung von Beziehungen fördern. Studien zeigen, dass die intensive Nutzung solcher Apps zu Einsamkeit und emotionalen Problemen führen kann, anstatt authentische menschliche Verbindungen herzustellen. Das Phänomen wird als Komodifizierung romantischer Beziehungen kritisiert, die bereits in traditionellen Dating-Szenarien verankert ist. Es wird eine Reflexion über die Art und Weise angeregt, wie Beziehungen in der heutigen Gesellschaft wahrgenommen und behandelt werden sollten.
Romantische Liebe spielt nicht nur im Privaten eine Rolle – sie ist auch politisch. In dieser Folge von Ganz Offen Gesagt spricht Anna-Lisa Bier mit der Autorin und Podcasterin Beatrice Frasl über ihr neues Buch Entromantisiert euch!, in dem sie romantische Liebe als gesellschaftliches Strukturprinzip analysiert.
Frasl argumentiert, dass Liebe nicht nur ein persönliches, sondern ein zutiefst politisches Thema ist– und zeigt auf, wie heteronormative Beziehungsmodelle Frauen in emotionale, ökonomische und soziale Abhängigkeiten drängen. Wer liebt wie – und mit welchen Konsequenzen – ist nicht nur eine Frage der Emotion, sondern auch eine der Machtverhältnisse. Wer profitiert vom klassischen Beziehungsmodell? Warum gelten bestimmte Lebensentwürfe als „richtiger“ als andere? Dabei stellt Frasl auch gängige Ideale infrage, etwa die Vorstellung, dass Partnerschaft und Elternschaft automatisch zum Glück führen. Studien legen nahe, dass unverheiratete, kinderlose Frauen zu den zufriedensten und gesündesten Bevölkerungsgruppen zählen. Was bedeutet das für unsere gesellschaftlichen Leitbilder – und was braucht es, damit auch alternative Beziehungs- und Lebensformen gesellschaftlich sichtbar und anerkannt werden?
Ein Gespräch über eines der stärksten Narrative unserer Zeit – und über die Frage, wie wir Liebe neu denken können: jenseits von Abhängigkeit, Idealisierung und gesellschaftlichem Erwartungsdruck.