Oxford versinkt in blutigen Krawallen: War das Bier schuld?
Feb 9, 2025
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Am 10. Februar 1355 führt ein Streit um verwässertes Bier in einer Oxford-Kneipe zu blutigen Krawallen. Gewalt zwischen Studenten und Bürgern eskaliert, was zu zahlreichen Toten führt. Die ungleiche Bestrafung und das Privileg der Studenten verschärfen die Spannungen. Der englische König greift ein, um die Ordnung wiederherzustellen und verhängt strenge Strafen. Diese Ereignisse werfen ein Licht auf die turbulente Beziehung zwischen akademischen Institutionen und der Stadtbevölkerung im Mittelalter.
Die Krawalle in Oxford im Jahr 1355 zeigen die ungleiche Behandlung von Studenten und Stadtbewohnern, was zu sozialen Spannungen führte.
Die Intervention des englischen Königs veränderte die Machtverhältnisse zwischen der Universität und der Stadt nachhaltig und bestrafte die Bürger.
Deep dives
Konflikte zwischen Studenten und Stadtbewohnern
Die Spannungen zwischen den Stadtbewohnern von Oxford und den Studenten der Universität beruhen auf dem Gefühl der Ungerechtigkeit und den unterschiedlichen Konsequenzen für Vergehen. Während Studenten als Geistliche klerikalen Schutz genießen und nicht den regulären Strafgerichten unterliegen, erleben Stadtbewohner bei ähnlichen Vergehen drastischere Strafen. Diese ungleiche Behandlung führte zu einer wahrgenommenen Zweiklassengesellschaft, in der die Studenten sich oft an den städtischen Normen verhielten, während die Bürger sich über deren Verhalten beschwerten. Solche sozialen Spannungen entluden sich schließlich in gewaltsamen Auseinandersetzungen, die die gesamte Stadt erschütterten und einen bedeutenden Teil der Universitätsgeschichte prägten.
Die blutigen Krawalle von 1355
Die Krawalle, die ihren Ursprung in einer Kneipenschlägerei hatten, eskalieren und führen innerhalb von drei Tagen zu zahllosen Toten, wobei die meisten der Opfer Studenten sind. Die Schlägerei begann mit einer einfachen Auseinandersetzung um verdünntes Bier, wich jedoch schnell zu gewalttätigen Übergriffen, bei denen Stadtbewohner und sogar Landwirte zu den Waffen griffen. Besonders grausame Taten wurden verübt, wie das Skalpern von Studenten, was die Brutalität des Konflikts noch verstärkte. Diese Ausschreitungen hatten dauerhafte Auswirkungen auf die Beziehung zwischen der Universität und der Stadt und markierten einen blutigen Abschnitt in der Geschichte beider Institutionen.
Folgen und historische Bedeutung der Ereignisse
Nachdem der englische König in die Situation intervenierte, wurden die Stadtbewohner für ihre Rolle in den Krawallen bestraft, was zu einer stärkeren Machtstellung der Universität führte. Die Stadt musste nicht nur hohe Geldstrafen zahlen, sondern verlor auch die Kontrolle über bestimmte Handelsrechte, was die künftige Dynamik zwischen Stadt und Universität veränderte. Diese Ereignisse zeigen nicht nur die Spannungen des Mittelalters auf, sondern stellen auch einen Wendepunkt im Verhältnis zwischen akademischen Institutionen und der umliegenden Zivilgesellschaft dar. Solche Konflikte waren nicht einzigartig für Oxford, sondern spiegelten ähnliche Kämpfe in anderen europäischen Universitätsstädten wider, die die westliche Bildungsgeschichte prägten.
Es beginnt am 10.2.1355 mit einem Streit in einem Pub um verwässertes Bier, am Ende sterben in Oxford viele Menschen. Ursache: ein Konflikt zwischen Studenten und Bürgern.
In diesem Zeitzeichen erzählt Nik Berger:
wie gewalttätig und unkontrollierbar einige Oxford-Studenten im Mittelalter sind,
über die ungleiche Bestrafung von Studenten und anderen Stadtbewohnern für gleiche Vergehen,
warum der englische König persönlich zur Streitschlichtung anreist,
wann im 20. Jahrhundert auch die letzte der nach den Unruhen verhängten Strafen aufgehoben wird.
Das mittelalterliche Oxford ist gespalten: Auf der einen Seite die Bürger. Und auf der anderen die privilegierten Studenten, die sich aufgrund ihrer Immunität mehr leisten können als die übrigen Einwohner. Immerhin verdienen die Bürger gut an den Studenten. Die allerdings fühlen sich wegen der Preise für Wein und Bier über den Tisch gezogen.
Am 10. Februar 1355 eskaliert der Streit: Aus einer abendlichen Prügelei in einem Pub wird ein dreitägiges Hauen und Stechen. Am Ende sind zwischen 60 und 90 Menschen tot, die meisten von ihnen Studenten. Der englische König verdonnert die Stadt zu Strafzahlungen und öffentlicher Buße: An jedem Jahrestag des Massakers muss der Bürgermeister fortan mit 60 Bürgern an einem Gottesdienst in der Universitätskirche teilnehmen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Dr. Hannah Skoda, Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Oxford
Dr. Klaus-Peter Schroeder, Professor an der Uni Heidelberg für Geschichtliche Rechtswissenschaft
C. H. Lawrence: The University in State and Church. In: J. I. Catto (Hrsg.): The history of the University of Oxford. Vol. 1: The early Oxford schools. Oxford 1984. S. 97-151.
Henry Maxwell Lyte: A History of the University of Oxford from the Earliest Times to the Year 1530. London 1886.
Klaus-Peter Schroeder: "Tod den Scholaren!" – Studentische Kriege, Revolten, Exzesse und Tumulte an der Heidelberger Universität von den Anfängen bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts. Heidelberg 2016.
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