#748 - Klimaforscher Mojib Latif über das Versagen der Menschheit
Jan 16, 2025
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Mojib Latif, ein angesehener Klimaforscher und Professor, spricht über die drängenden Themen des Klimawandels. Er analysiert die Rolle der Ozeane bei der globalen Erwärmung und die von der fossilen Lobby beeinflussten Versäumnisse im Klimaschutz. Latif kritisiert das ungebremste wirtschaftliche Wachstum und betont die Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft. Zudem erörtert er das Vertrauen der Gesellschaft in wissenschaftliche Erkenntnisse und die dringende Notwendigkeit, den Energieverbrauch zu senken.
Mojib Latifs Werdegang zeigt, wie wichtig es ist, seinen Leidenschaften zu folgen und eine anerkannte Karriere im Naturwissenschaftsbereich zu wählen.
Die gesellschaftliche Toleranz der 60er Jahre half Latif bei der Integration, während heutige Migranten häufig mit Vorurteilen konfrontiert sind.
Latif warnt vor dem schwindenden Vertrauen in die Wissenschaft und der Notwendigkeit, Experten zu unterstützen, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Die Energiewende ist unerlässlich und machbar, um eine nachhaltige Wirtschaft mit erneuerbaren Energien und Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Deep dives
Der Werdegang von Mujib Latif
Mujib Latif erklärt seinen Weg zum Klimaforscher, beginnend mit seiner Schulzeit, in der er trotz Schwierigkeiten in der Schule ein Interesse an wissenschaftlichen Themen entwickelte. Darüber hinaus erzählte er, wie der Einfluss seiner Eltern und ihr Wunsch, dass er ein sicheres Einkommen erzielen sollte, ihn zunächst dazu brachte, Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Allerdings stellte er schnell fest, dass seine Leidenschaft für naturwissenschaftliche Themen ihn zur Meteorologie führte, was schließlich zu seinem Diplom in Ozeanografie und seiner Promotion führte. Sein akademischer Werdegang zeigt, wie wichtig es ist, seiner Leidenschaft zu folgen und eine Karriere in einem Bereich zu verfolgen, der einen wirklich interessiert und begeistert.
Kulturelle Vielfalt und Identität
Latif spricht über seine Kindheit als Kind eines Imams und die Gründer der ersten Moschee in Deutschland, was eine wichtige kulturelle Prägung für ihn darstellt. Er beschreibt, wie die Gesellschaft der 60er Jahre für Migranten interessierte und neugierig war, anstatt feindlich zu sein, was ihm half, sich in der deutschen Kultur zu integrieren. Dies stellt einen Kontrast dar zu den Herausforderungen, die heutige Migranten oft erleben, insbesondere im Hinblick auf Islamophobie und gesellschaftliche Vorurteile. Latif hofft, dass die Situation heute auf eine ähnliche Weise tolerant ist und wünscht sich mehr Akzeptanz gegenüber Menschen unterschiedlicher Herkunft.
Das Vertrauen in die Wissenschaft
Ein zentrales Thema in Latifs Erzählung ist das Vertrauen in die Wissenschaft, das er als zunehmend gefährdet empfindet. Er unterstreicht, dass es entscheidend ist, das Vertrauen in Experten zu bewahren, um gesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel effektiv zu bekämpfen. Zudem betont er, dass die Wissenschaft oft zu Unrecht kritisiert wird und erklärt, dass die Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen häufig aus politischen oder wirtschaftlichen Interessen resultieren. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Gesellschaft aufzuklären und eine Grundlage für einen konstruktiven Dialog zu schaffen.
Die Herausforderungen des Klimawandels
Latif thematisiert die ggfs anstehenden Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, insbesondere im Hinblick auf den Anstieg der globalen Temperaturen und das Abschmelzen der Pole. Er weist darauf hin, dass die Ozeane als Puffer fungieren, indem sie große Mengen CO2 aufnehmen, jedoch nicht unbegrenzt wirken können, da dies die marine Lebenswelt gefährdet. Des Weiteren schildert er die Konsequenzen einer sich verschärfenden ökologischen Krise, die bereits jetzt Spuren in der Natur hinterlässt, wie z.B. häufigere Dürren, Fluten und Waldbrände, die die Lebensgrundlagen vieler Menschen bedrohen. Diese Probleme erfordern sofortige Maßnahmen und eine massive Umstellung der bisherigen Praktiken.
Der Einfluss von Politik und Lobbyismus
Latif kritisiert die Rolle von Politik und Lobbyismus im Zusammenhang mit der Klimakrise und erörtert, wie bestimmte Interessen dazu beitragen, dass dringende Maßnahmen verzögert werden. Er hebt hervor, dass viele Entscheidungsträger trotz eindeutiger wissenschaftlicher Evidenz zögerten, substantielle Veränderungen herbeizuführen, da sie oft auf kurzfristige wirtschaftliche Vorteile setzen. Diese Diskrepanz zwischen Wissenschaft und politischem Handeln verstärkt das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen und erfordert eine stärkere Grundlage für den Dialog zwischen Klimawissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, das Vertrauen in die Akteure der Klimaforschung aufzubauen.
Die Energiewende und nachhaltiges Wachstum
Der Gesprächspartner von Latif diskutiert, wie wichtig die Energiewende zur Bekämpfung des Klimawandels ist, und betont, dass diese nicht nur notwendig, sondern auch machbar ist. Latif ist der Überzeugung, dass eine nachhaltige Wirtschaft erreicht werden kann, wenn der Fokus auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz gelegt wird, anstatt in fossile Brennstoffe zu investieren. Er weist darauf hin, dass der Fortschritt in Bezug auf Recycling und die Förderung einer Kreislaufwirtschaft ebenfalls unerlässlich ist, um den Ressourcenverschleiß zu reduzieren und eine gerechtere Verteilung der Ressourcen zu ermöglichen. Der Ansatz von postwachstumsorientierten Wirtschaftssystemen könnte auch helfen, die planetaren Grenzen zu respektieren.
Die Rolle der Jugend im Klimawandel
Latif ermutigt die jüngere Generation, aktiv zu werden und ihren Platz im Diskurs um den Klimawandel zu finden. Er betont, dass der Erfolg der Klimabewegung stark davon abhängt, wie die heutigen und zukünftigen Generationen auf die Herausforderungen reagieren und sich für eine bessere Zukunft einsetzen. Die Rolle der Bildung, um das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas zu schärfen, ist von zentraler Bedeutung, um ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken. Diese Maßnahmen, kombiniert mit dem gegenseitigen Vertrauen zwischen Wissenschaft und Bevölkerung, können dazu beitragen, eine nachhaltigere Lebensweise voranzutreiben.
Zu Gast im Studio: Mojib Latif, Meteorologe, Ozeanograph, Klimaforscher und Hochschullehrer. Er ist Seniorprofessor der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR). Latif ist seit 2017 Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome und seit Januar 2022 Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
Ein Gespräch über Mojibs Jugend und Werdegang, seine pakistanische Familie und ihren Weg nach Deutschland, die Rolle des Klimawandels in seinem Studium, Mojibs Forschung über El Nino, die Rolle der Ozeane bei der Erderwärmung, die planetaren Grenzen, Technikglaube, den "Elefanten im Raum" beim Klimawandel, Kapital und Macht, ein anderes Wirtschaftssystem, Kreislaufwirtschaft, die Energiewende, Individualisierung vom CO2-Ausstoß, den Weltklimarat uvm. + eure Fragen via. Hans