#315 Über Trauma und Männer - Im Gespräch mit Michael Diemer
Sep 6, 2024
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Michael Diemer, ein Experte für Trauma und emotionale Herausforderungen bei Männern, spricht über die oft übersehenen Themen Trauma und Gewalt. Er beleuchtet, warum Männer Schwierigkeiten haben, über ihre Erfahrungen zu sprechen und welche gesellschaftlichen Prägungen dies beeinflussen. Diemer stellt das Projekt 'Traumamann' vor, das Männern hilft, ihre emotionalen Bedürfnisse auszudrücken. Zudem diskutiert er die Bedeutung von geschlechtshomogenen Gruppen und frühzeitiger Bildung zur Gewaltprävention.
Männer leiden oft unter Trauma und Gewalt, die in der Gesellschaft übersehen werden, was zu emotionaler Isolation und Hilflosigkeit führt.
Geschlechtshomogene Gruppen bieten Männern einen sicheren Raum, um emotionale Themen offen zu besprechen und Unterstützung zu finden.
Deep dives
Die Bedeutung von Trauma bei Männern
Trauma hat einen signifikanten Einfluss auf Männer und wird in der Gesellschaft oft vernachlässigt. Männer erleben häufig gewaltsame Situationen, und trotz der Möglichkeit, Opfer von Gewalt zu werden, wird dieses Thema selten öffentlich besprochen. Michael Diemer führt aus, dass viele Männer sich mit Einsamkeit, Hilflosigkeit und Verwirrung konfrontiert sehen, da ihre Erfahrungen oft nicht gesehen werden. Daher ist es wichtig, Räume zu schaffen, in denen Männer über ihre Erfahrungen sprechen und Unterstützung finden können.
Die Herausforderungen in der Männerarbeit
In der Arbeit mit Männern wird deutlich, dass geschlechtshomogene Gruppen oft eine höhere Sicherheit bieten, um emotionale Themen anzusprechen. Michael beschreibt, dass Männer in gemischten Gruppen tendenziell von sozialen Rollen geprägt sind, die ihre Fähigkeit zur offenen Kommunikation einschränken. Durch die Schaffung eines geschützten Raums, in dem ausschließlich Männer zusammenkommen, können sie sich freier äußern und ihre Bedürfnisse klarer formulieren. Diese Art der Zusammenarbeit hat sich als bereichernd erwiesen und hat einen positiven Einfluss auf die Bereitschaft, über Trauma zu sprechen.
Gewalt gegen Männer als Tabuthema
Die Realität, dass Männer Opfer von Gewalt werden, ist ein tiefes Tabu, das es zu durchbrechen gilt. Statistisch gesehen erleiden 20 bis 25 Prozent der Männer Gewalt im häuslichen Kontext, jedoch ist das Dunkelfeld aufgrund von Scham und gesellschaftlichem Druck weitaus größer. Männer finden oft keine Worte für ihre Erfahrungen und haben Schwierigkeiten, Hilfe zu suchen, da ihnen gesellschaftliche Narrative und Männlichkeitsbilder als Barrieren im Weg stehen. Es ist entscheidend, diese Erlebnisse anzuerkennen und Männer zu ermutigen, Hilfe anzunehmen, um das Bewusstsein und die Sensibilität für ihre Situation zu erhöhen.
Der Weg zu mehr Achtsamkeit und Unterstützung
Um Gewalt zu reduzieren und Männer zu unterstützen, ist es notwendig, bereits in der frühen Bildung mit der sensiblen Thematik zu beginnen. Jungen sollten frühzeitig lernen, ihre Gefühle zu kommunizieren und ihre Grenzen zu erkennen, um gesunde Beziehungen zu entwickeln. Ein Fokus auf geschlechtsspezifische Beratung in Therapie- und Bildungseinrichtungen ist unerlässlich, um das Selbstbewusstsein von Männern zu stärken und Räume zu schaffen, in denen sie Unterstützung erhalten können. Dadurch können Männer lernen, sich selbst und ihre Bedürfnisse besser zu kommunizieren und in ihrer Identität zu wachsen.
Mit meinem Gast Michael Diemer sehe ich mir in dieser Folge Trauma bei Männern an: Wie können Männer mit schlimmen Erfahrungen umgehen? Warum werden Trauma & Gewalt an Männern oft übersehen?
In dieser Folge erfährst du:
warum Trauma und Gewalt an Männern oft übersehen werden
wie Männer eine emotionale Sprache entwickeln können
welche Formen von Gewalt existieren und weshalb sie oft nicht erkannt werden
wieso geschlechtshomogene Gruppen und Männerberatungen wichtig sind
wie gesellschaftliche Prägungen die Wahrnehmung von Gewalt beeinflussen
weshalb frühzeitige Bildung in Kitas und Schulen Gewaltprävention fördern kann
Shownotes:
Wie Du mit unterdrückter Wut umgehen kannst // Podcast #103
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