Wie viele Autos verträgt Deutschland? Und wie viele braucht es?
Dec 28, 2022
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Andreas Knie, Soziologe und Verkehrsexperte am WZB, beleuchtet die Verkehrswende in Deutschland. Er diskutiert, warum das Auto nach wie vor ein zentrales Thema ist und welche Alternativen es gibt. Interessant ist seine Sicht auf die wachsende Zustimmung zu elektrisch betriebenen Verkehrsmitteln sowie die Herausforderungen des urbanen Verkehrs. Knie erklärt, wie andere Länder wie die Niederlande als Vorbild dienen können und thematisiert innovative Ansätze für eine nachhaltige Mobilität in Deutschland. Gibt es bald mehr Fahrradfahrer als Autofahrer?
Eine autofreie Stadt könnte besonders vulnerable Gruppen wie Kinder und ältere Menschen entlasten, jedoch für wohlhabende Autofahrer weniger attraktiv sein.
Die hohen Zulassungszahlen von PKWs, insbesondere von SUVs, stehen im Widerspruch zu den Zielen einer klimaschonenden Verkehrswende.
Innovative Ansätze wie Elektromobilität und autonome Fahrzeuge sind entscheidend, um den aktuellen Herausforderungen im Verkehr effektiv zu begegnen.
Deep dives
Das Autofreie Stadtleben
Eine autofreie Stadt könnte für vulnerable Gruppen, wie Kinder und ältere Menschen, von Vorteil sein, während sie weniger für wohlhabende Autofahrer attraktiv ist. Die Diskussion über Verkehr und Mobilität zeigt, dass oft Frustration zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern herrscht. Jeder hat seine eigenen Ansicht darüber, welches Verkehrsmittel die beste Option ist und neigt dazu, andere Verkehrsteilnehmer zu kritisieren. Die Herausforderung besteht darin, Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen aller gerecht werden.
Zunehmender Autoverkehr
In Deutschland sind mittlerweile 48 Millionen Autos angemeldet, was bedeutet, dass jeder Erwachsene im Prinzip einen Platz im Auto finden könnte, selbst wenn viele nie ein Auto fahren. Trotz der Diskussion um Verkehrsinfarkt und Klimakrise steigen die Zulassungszahlen von PKWs kontinuierlich an. Insbesondere ist 2022 ein Anstieg bei SUV und Geländewagen zu verzeichnen, die oft als Statussymbole gelten. Das führt zu einer paradoxer Situation, in der gleichzeitig der Wunsch nach weniger Verkehren in Städten besteht.
Verkehrswende und Individualverkehr
Die Notwendigkeit einer Veränderung im Verkehr ist drängend, da das derzeitige System als ineffizient und klimaschädlich gilt. Unser gegenwärtiger Verkehr ist stark vom Individualverkehr geprägt, wobei Autos mehr Platz einnehmen, als ihr Anteil an den täglichen Wegen rechtfertigt. Der öffentliche Verkehr muss attraktiver gestaltet werden, um einen Wechsel der Mobilitätsformen zu fördern, allerdings wird dieser Wunsch durch anhaltende Autoprivilegien erschwert. Es besteht die Gefahr, das Auto wird als das dominante Verkehrsmittel beibehalten, während moderne Alternativen zu wenig gefördert werden.
Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur
Eine veraltete Verkehrsinfrastruktur entwickelt sich häufig nicht im Sinne der heutigen Mobilitätsanforderungen und der wachsenden Bevölkerung. Die Diskussion über die Straßenverkehrsordnung zeigt, dass diese oft den Autofahrern Vorrang einräumt, was letztendlich anderen Verkehrsteilnehmern schadet. Effiziente Mobilitätskonzepte können in verschiedenen Städten beobachtet werden, doch in Deutschland wird es bislang schwieriger, solche Veränderungen umzusetzen. Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen müssen angepasst werden, um eine nachhaltige Verkehrswende zu ermöglichen.
Technologischer Wandel im Verkehr
Die Entwicklungen in der Elektromobilität und der autonomen Fahrzeugtechnologie bieten neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Verkehrsgestaltung. Allerdings muss die Realisierung innovativer Ansätze fokussiert werden, um den Herausforderungen des Verkehrs gerecht zu werden. Während einige Länder in der Entwicklung autonomer Fahrzeuge fortschreiten, hängt Deutschland oft hinterher, insbesondere aufgrund der Verhaftung an traditionellem Auto-Besitz. Die Vorstellung von einem „Hub and Spoke“-Modell könnte eine praktikable Lösung für die letzten Meilen in der Mobilität darstellen, die autonomes Fahren miteinbezieht.
Von A nach B zu kommen, heißt nicht zwangsläufig, ein Auto nehmen zu müssen – geschweige denn das eigene. Und doch entzündet sich der Streit über mehr Klimaschutz, weniger Schmutz und weniger Verkehrsunfälle in den Städten immer wieder am Auto. Wir fragen den Soziologen und Verkehrsexperten Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung: Warum ist das so? Ginge es auch anders? Und kommen die Luftschiffe zurück?
In jeder Folge von "Auch das noch? – der freundliche Krisenpodcast" sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
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