#15 2025 Über Allahs mächtige Influencer - mit Stefan Kaltenbrunner und Clemens Neuhold
Mar 19, 2025
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Stefan Kaltenbrunner ist Journalist und Buchautor, bekannt für seine Arbeit zu digitalem Islamismus, während Clemens Neuhold ebenfalls Journalist ist und mit Kaltenbrunner an einem Buch arbeitet. Im Gespräch beleuchten sie die gefährlichen Taktiken islamistischer Influencer auf TikTok und deren Einfluss auf jugendliche Nutzer. Sie erläutern, wie diese digitalen Akteure Schwächen ausnutzen, um Radikalisierung zu fördern und diskutieren Lösungsansätze zur Bekämpfung extremistischer Ideologien und zur Förderung von Integration.
Islamistische Influencer nutzen Plattformen wie TikTok, um gezielt junge Menschen durch subtile Manipulationen und ideologische Botschaften zu radikalisieren.
Frauen spielen eine zunehmend zentrale Rolle im digitalen Islamismus, indem sie ein Bild des ‚halal-feminismus‘ propagieren und konservative islamische Werte modern interpretieren.
Um dem digitalen Islamismus wirksam entgegenzuwirken, sind Bildung, gesellschaftlicher Konsens und regulierende Maßnahmen für Social Media unerlässlich.
Deep dives
Digitale Islamisten: Eine wachsende Bedrohung
Der digitale Islamismus hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und erreicht zunehmend jüngere Zielgruppen. Selbsternannte Prediger auf Plattformen wie TikTok, die teilweise aus der Generation der alten Salafisten stammen, nutzen moderne Medien, um ihre ideologischen Botschaften an Jugendliche zu verbreiten. Diese Influencer variieren in ihrem Auftreten, von traditionell aussehenden Religionsvertretern bis hin zu jüngeren, hippen Predigern, die sich modisch kleiden und Inhalte produzieren, die an das Lebensgefühl junger Menschen angepasst sind. Die Radikalisierung geschieht jedoch nicht nur über Gewalt, sondern auch durch subtile Manipulationen, die das Kalifat als erstrebenswert darstellen.
Die Rolle von Frauen im digitalen Islamismus
Frauen spielen eine zunehmend sichtbare Rolle in der Verbreitung des digitalen Islamismus, obwohl sie historisch oft im Hintergrund agierten. Influencerinnen propagieren ein Bild des „halal-feminismus“, wobei sie konservative Interpretationen des Islam in modernen Kontexten umsetzen, oft unter dem Deckmantel von Lifestyle-Inhalten. Sie zielen darauf ab, jüngere Frauen anzusprechen und die Vorstellung zu verbreiten, dass das Leben als Muslima sowohl modern als auch wertvoll ist, während sie gleichzeitig strenge, orthodoxe Ansichten reflektieren. Diese Bewegung hat zu einer wachsenden Online-Community geführt, die mit hoher Interaktion und Millionen von Followern in sozialen Medien verbunden ist.
Einfluss von Social Media auf die Radikalisierung
Die Nutzung von Social Media, insbesondere TikTok, hat die Art und Weise, wie sich Islamismus verbreitet, revolutioniert. TikTok hat sich als Plattform erwiesen, die extremistische Inhalte viral verbreitet und dabei eine süchtig machende Benutzererfahrung bietet. Die Algorithmen der Plattform begünstigen die Verbreitung solcher Inhalte, wodurch Jugendliche schnell in extremistische Blasen hineingezogen werden, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Diese leichte Zugänglichkeit und die Fähigkeit der Prediger, klare Antworten auf komplexe Fragen zu geben, schaffen bei jungen Leuten ein Gefühl der Zugehörigkeit und Identität, das oft mit einer Abkehr von der Mehrheitsgesellschaft einhergeht.
Identitätskonflikte und gesellschaftliche Auswirkungen
Die Prediger des digitalen Islamismus schaffen eine klare Trennung zwischen Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft, was bei vielen Jugendlichen zu tiefgreifenden Identitätskonflikten führt. Die ständige Betonung des Opferstatus und das Gefühl, in einer feindlichen Umgebung zu leben, fördern eine Abneigung gegenüber den Werten der Gesellschaft, in der sie leben. Jugendliche, die diesen Predigern folgen, sehen sich oft gezwungen, zwischen ihrer Kultur und ihrer neuen Realität zu wählen, was zu Verunsicherung und politischer Radikalisierung führen kann. Dies hat weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen, da es das Potenzial hat, Spannungen und Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu verstärken.
Lösungsansätze zur Bekämpfung des digitalen Islamismus
Um dem digitalen Islamismus entgegenzuwirken, werden mehrere Lösungsansätze vorgeschlagen, die von der Gesellschaft als Ganzes Unterstützung erfordern. Bildung und Aufklärung sind entscheidend, insbesondere um Jugendliche über die Gefahren von Extremismus und den Unterschied zwischen Islam und Islamismus zu informieren. Darüber hinaus muss ein breiter gesellschaftlicher Konsens über Werte wie Demokratie, Gleichheit und Toleranz geschaffen und aufrechterhalten werden, um den Einfluss extremistischer Ideologien zu minimieren. Schließlich ist es wichtig, durch politische Maßnahmen und gesetzliche Rahmenbedingungen den Umgang mit Social Media zu regulieren, um die Verbreitung extremistischer Inhalte zu begrenzen.
In ihrem Buch "Allahs mächtige Influencer" beschreiben die Journalisten und Buchautoren Stefan Kaltenbrunner und Clemens Neuhold, wie islamistische Influencer insbesondere TikTok nutzen, um junge Menschen zu rekrutieren und zu radikalisieren. Im Gespräch mit Host Stefan Lassnig erklären die beiden Autoren, wer diese "digitalen Islamisten" sind und welche Ziele sie verfolgen. Sie beschreiben, mit welchen Methoden die Islamisten arbeiten und welche menschlichen Schwächen sie bei ihren Opfern ausnutzen. Im letzten Teil des Gesprächs skizzieren Kaltenbrunner und Neuhold Lösungsansätze, die eine islamistische Gegenkultur, die Demokratie und Gleichberechtigung ablehnt, verhindern können.