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Luise Pusch wird als Mitbegründerin der feministischen Linguistik in Deutschland bezeichnet, eine Disziplin, die sich mit der sprachlichen Unterdrückung von Frauen beschäftigt. Sie setzt sich aktiv für eine gendergerechte Sprache ein, die sowohl Frauen als auch Männer gleichwertig in der Kommunikation berücksichtigt. Ihr Engagement für eine revolutionäre Sprachpolitik zeigt sich vor allem in der Verwendung des generischen Femininums und der kritischen Auseinandersetzung mit dem generischen Maskulinum. Durch ihre Arbeit fördert sie das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Sprachreform, um die Sichtbarkeit von Frauen und anderen Geschlechtern zu erhöhen.
Pusch thematisiert, wie Sprache das Selbstverständnis von Menschen prägt und beeinflusst. Sie erklärt, dass der Sprachgebrauch nicht nur die Realität widerspiegelt, sondern auch formt, indem er Wahrnehmungen und Audrucksweisen steuert. Besondere Bedeutung haben für sie die Begriffe 'homosexuell' und 'lesbisch', die von vielen als belastend empfunden werden, da sie historische Diskriminierung implizieren. Dadurch wird deutlich, wie wichtig es ist, sprachliche Bezeichnungen zu hinterfragen und alternative, positivere Begriffe zu etablieren, um das Selbstbild von Individuen zu stärken.
Pusch reflektiert über die Entwicklungen der feministischen Bewegung seit den 1970er Jahren und erkennt eine zunehmende Diversifizierung innerhalb dieser Bewegung. Sie beobachtet, dass verschiedene feministische Strömungen, wie der Intersektionalitätsansatz, zu Spannungen und Missverständnissen führen können. Insbesondere die Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Gruppen von Frauen und deren unterschiedlichen Erfahrungen stellt eine Herausforderung dar, die die Solidarität innerhalb der feministischen Bewegung gefährden kann. Dennoch bleibt sie optimistisch, dass durch Dialog und Austausch Fortschritte erzielt werden können.
Die Beziehung zwischen Sprache und Macht ist ein zentrales Thema in Puschs Arbeit. Sie argumentiert, dass die Verwendung spezifischer Worte oft Machtverhältnisse verdeutlicht und aufrechterhält, indem sie Frauen und andere Geschlechter unsichtbar macht. Durch die Einführung gendergerechter Sprache möchte sie diese Machtstrukturen herausfordern und umkehren. Sie sieht die Notwendigkeit, das Bewusstsein für die politische Dimension der Sprache zu schärfen und fordert ein Umdenken in der Gesellschaft.
Pusch erläutert die historischen Wurzeln des Patriarchats und dessen Einfluss auf die Gesellschaft und die Sprache. Sie verweist auf die patriarchalische Struktur der Religion, die Frauen oft in untergeordnete Rollen drängt. Gleichzeitig erkennt sie, dass der Feminismus in der Vergangenheit auch Verbindungen zu religiösen Bewegungen hatte, die für die Rechte von Frauen kämpften. Diese historischen Kontexte helfen, die Komplexität der heutigen Geschlechterdebatte besser zu verstehen.
Die Einflüsse der US-amerikanischen feministischen Bewegungen sind für Pusch von großer Bedeutung, da sie viele der Theorien und Ideen nach Deutschland gebracht haben. Pusch hebt hervor, dass die Kämpfe um Gleichheit und das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Diskriminierung in den USA oft wegweisend waren. Diese transatlantischen Verbindungen haben zu einer stärkeren Reflexion und Diskussion über Genderfragen in Deutschland geführt. Ihre eigenen Erfahrungen in den USA ermöglichen es ihr, Parallelen zu ziehen und den Fortschritt der feministischen Bewegungen in beiden Ländern zu vergleichen.
Sprache wird von Pusch als essentielles Mittel zur Ausdrucksform der eigenen Identität betrachtet. Die Autorin setzt sich aktiv dafür ein, dass jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung, in der Sprache sichtbar gemacht wird. Sie kritisiert die Verwendung von generischen Maskulina in einer Zeit, in der zunehmend gendergerechte Ausdrucksweisen gefordert werden. Pusch ist der Überzeugung, dass durch bewusste Sprachwahl auch das gesellschaftliche Klima für Genderfragen positiver gestaltet werden kann.
Pusch thematisiert die Herausforderungen, die sich für feministische Schriftstellerinnen und Autoren ergeben, wenn sie gendergerecht schreiben möchten. Sie erkennt, dass die literarische Freiheit oft durch die Anforderungen an eine gendergerechte Sprache eingeschränkt werden kann. Der Balanceakt, den ihnen dabei gelingen muss, erfordert Kreativität und Mut. Sie regt eine kritische Auseinandersetzung mit den bestehenden narrativen Strukturen an, um feministische und gendergerechte Perspektiven in der Literatur zu etablieren.
Bei der Reflexion ihrer eigenen Biografie erkennt Pusch die Herausforderungen und Kämpfe, die sie als Lesbe in einer patriarchalen Gesellschaft durchlebt hat. Ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von Angst, Schuld und dem Druck, der gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden. Diese Erfahrungen haben sie geprägt und motiviert, für eine Sichtbarkeit von Frauen und für eine veränderte Sprachpolitik zu kämpfen. Durch ihre Autobiografie und autobiografischen Werke möchte sie anderen Mut machen, ihre eigenen Wahrheiten zu leben.
Pusch hebt hervor, wie wichtig queer-feministische Perspektiven für die weitere Entwicklung der feministischen Bewegung sind. Diese Sichtweisen helfen, die Komplexität von Genderidentitäten und Erfahrungen besser zu erfassen. Sie ermutigt dazu, heteronormative Denkweisen aufzubrechen und Räume für Vielfalt zu schaffen. Die Auseinandersetzung mit queeren Themen und deren Sichtbarkeit trägt dazu bei, die Diskurse über Geschlecht und Sexualität weiterzuentwickeln.
Pusch beobachtet mit Freude, dass kosmetische Veränderungen in der Gesellschaft stattfinden, die feministische Bewegungen berücksichtigt. Der Feminismus hat in vielen Bereichen Fortschritte gemacht, nicht zuletzt bei der Einführung von Geschlechtergerechtigkeit in Sprache und Bildung. Diese gesellschaftlichen Veränderungen sind zwar oft langsam, bringen jedoch positive Resultate. Der Dialog über Genderfragen und die damit verbundenen Herausforderungen bleibt jedoch unumgänglich, um weitere Fortschritte zu erzielen.
Pusch reflektiert die aktuellen politischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf feministische Bewegungen. Sie thematisiert, wie wichtig es ist, eine feministische Außenpolitik in den Blick zu nehmen und sich aktiv für die Rechte von Frauen in Krisengebieten einzusetzen. Die Notwendigkeit eines kollektiven Handelns, um gegen diktatorische Strukturen vorzugehen, ist dafür entscheidend. Schließlich wird klar, dass die politischen Herausforderungen immer noch gewaltig sind und die feministischen Bewegungen weiterhin gefordert sind, sich für Gleichheit einzusetzen.
Sie ist die Mitbegründerin der feministischen Linguistik, wurde als "Sprachwandlerin" gefeiert und als "Bücherfrau des Jahres" ausgezeichnet: Luise Pusch gilt als die Mutter der gendergerechten Sprache in Deutschland, sie selbst bezeichnet sich als "Großmutter" und hat die "Gender-Pause" erfunden.
Im unendlichen Podcast "Alles gesagt?" spricht sie über die Unterschiede zwischen den Feminismus-Generationen, über ihre Karriere-Ambitionen, über ihre eigene Politisierung und ihr Verhältnis zum Glauben.
Geboren wurde die Gästin dieser Folge 1944 in Gütersloh als Frohmut Pusch. Mit dem Verändern von Sprache hat sie bereits als Teenager begonnen, als sie ihren ungeliebten Vornamen ablegte – seitdem nennt sie sich Luise. Luise Pusch ist Professorin für Frauenforschung, lebt in Hannover und Boston und ist seit dem vergangenen Jahr mit ihrer langjährigen Partnerin, der amerikanische Germanistin Joey Horsley, verheiratet.
Ihr Buch "Das Deutsche als Männersprache: Diagnose und Therapievorschläge", 1984 erstmals erschienen, wurde ein Langzeit-Bestseller und gilt heute als Klassiker der feministischen Linguistik.
Im Gespräch mit den Podcast-Gastgebern Jochen Wegner und Christoph Amend erzählt Pusch auch von ihren Leidenschaften – vom Investieren in Aktien, vom Klavierspielen, von der perfekten Linsensuppe. Sie verrät ihr Geheimnis einer langen Beziehung, feiert die amerikanische Dichterin Amanda Gorman und berichtet aus ihrer komplizierten Kindheit und Jugend: "Im Nachhinein frage ich mich oft, wie ich das überlebt habe."
Später hat sie trotz aller Widerstände eine beeindruckende akademische Karriere gemacht. Wie ihr das gelungen ist? "Ich wollte hoch hinaus", sagt Luise Pusch, "weil ich so ängstlich war." Nach 5 Stunden und 20 Minuten beendet sie dann das Gespräch, denn das darf bei "Alles gesagt?" nur die Gästin.
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