Boxeraufstand (2/2) - Deutschlands Krieg im Fernen Osten
Sep 10, 2024
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Im Jahr 1900 fordert der deutsche Kaiser brutalste Vergeltung gegen China nach dem Boxeraufstand. Die Intervention ausländischer Mächte führt zur Eroberung Pekings und wirft Fragen zur Moral auf. Die Zerstörung von Kulturgütern und die leidende Zivilbevölkerung prägen diese dunkle Zeit. Die Niederlage der Qing-Dynastie symbolisiert das Ende einer Ära, während Chinas Demütigung eine Lehre in Stärke und Außenpolitik für die Zukunft wird. Einflussreiche Persönlichkeiten und nationale Stolz formen das geopolitische Gesicht Chinas bis heute.
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Quick takeaways
Die aggressive Rhetorik von Kaiser Wilhelm II. in der Hunnenrede legitimierte die brutale Niederwerfung des Boxeraufstands und verstärkte rassistische Vorurteile gegen die Chinesen.
Die Intervention der westlichen Mächte und die folgenden Gewaltakte gegen die Zivilbevölkerung führten zur massiven Demütigung Chinas und einem Verlust der nationalen Souveränität.
Deep dives
Die Hunnenrede und ihre Bedeutung
Kaiser Wilhelm II. hielt am 27. Juli 1900 eine pathetische und martialische Rede in Bremerhaven, die als die "Hunnenrede" bekannt wurde. In dieser Ansprache forderte er die Soldaten auf, im Krieg gegen China gnadenlos vorzugehen und die Mörder des deutschen Botschafters Clemens von Ketteler zu rächen. Diese Worte zeugen von einer aggressiven und imperialistischen Haltung, die nicht nur die Soldaten, sondern auch die gesamte westliche Öffentlichkeit beeinflusste. Die Rede markierte einen Wendepunkt, da sie die brutalen Rachepläne der deutschen Truppen im Kontext des Boxeraufstands rechtfertigte und die bereits bestehenden rassistischen Vorurteile verstärkte.
Der Boxeraufstand und seine Ursachen
Der Boxeraufstand, der 1899 begann, ist eine Reaktion auf die zunehmende Fremdherrschaft in China durch westliche Mächte und Japan. Die Boxer, eine nationalistische Bewegung, forderten den sofortigen Rückzug aller Ausländer und die Wiederherstellung des chinesischen Einflusses. Der Aufstand führte zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung, bei der die chinesische Regierung den ausländischen Mächten den Krieg erklärte, was schließlich zur Intervention einer Koalition aus acht Ländern, einschließlich Deutschland, führte. Diese Intervention verdeutlichte die Spannungen zwischen dem Westen und China und führte direkt zur Eskalation des Konflikts.
Eroberung Pekings und die Kriegsverbrechen
Im August 1900 übernahmen die internationalen Truppen unter dem Vorwand, die belagerten Ausländer in Peking zu retten, die Kontrolle über die Stadt. Während der Kämpfe waren die ausländischen Streitkräfte militärisch überlegen und begeführten sich in massiven Gewaltakten gegen die chinesische Zivilbevölkerung. Tausende von unschuldigen Zivilisten wurden ermordet, und es gab zahlreiche Berichte über Plünderungen und Unrecht gegenüber der chinesischen Bevölkerung. Diese brutalen Maßnahmen des imperialen Westens zeigten nicht nur einen Mangel an Rücksichtnahme auf Menschenleben, sondern auch die verbreitete Annahme, dass die Chinesen keinen Wert auf Menschenwürde hatten.
Folgen des Boxerprotokolls
Nach der Niederschlagung des Boxeraufstands wurde den Chinesen das Boxerprotokoll auferlegt, das massive Reparationszahlungen und die Stationierung ausländischer Truppen in China zur Folge hatte. Dieses Dokument stellte eine erhebliche Demütigung für China dar und führte zu einem schleichenden Verlust der nationalen Souveränität. Darüber hinaus setzte das Protokoll eine gewalttätige Bestrafung aller, die sich den fremden Mächten widersetzten, in Kraft, was zu weiterem Unmut in der chinesischen Bevölkerung führte. Langfristig trugen diese Ereignisse dazu bei, dass das alte Kaisertum in einer Revolution 1911 gestürzt wurde und ein neues, republikanisches China entstand.
An einem Sommertag im Jahr 1900 verabschiedet der deutsche Kaiser seine Truppen mit einem klaren Auftrag: In China sollen sie gegenüber den Boxern und jedem Widerstand keinerlei Gnade zeigen. Wie werden die westlichen Mächte die belagerten Ausländer im Gesandtschaftsviertel von Beijing befreien? Und wie wird die fürchterliche Rache an den Chinesen aussehen? Fest steht, dass das Jahrhundert der Demütigung nicht nur mit der Zerschlagung der Boxer endet, sondern auch mit dem Ende des 2100 Jahre alten Imperiums. Die Chinesen werden aus dieser Epoche eine Lektion ziehen: Nie wieder schwach sein.
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Quellen:
„Kolonialkrieg in China – Die Niederschlagung der Boxerbewegung 1900–1901“ von Mechthild Leutner, Klaus Mühlhahn (Hg.)
„Wäre ich Chinese, so wäre ich ein Boxer – Das Leben an der k. und k. Gesandtschaft in Peking in Tagebüchern, Briefen und Dokumenten“ von Gerd Kaminski, Else Unterrieder
„Die Konkubine auf dem Drachenthron – Leben und Legende der letzten Kaiserin von China 1835–1908“ von Sterling Seagrave