Wie die Jugend systematisch mit Ersatzsinn dressiert wird | Medienforscher Prof. Dr. Michael Meyen
Sep 10, 2024
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Prof. Dr. Michael Meyen, Kommunikationsforscher an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Autor mehrerer Bücher, spricht über die systematische Dressur der Jugend durch Bildungseinrichtungen und digitale Plattformen. Er kritisiert, wie Jugendliche zu konformistischen Modellbürgern erzogen werden, und thematisiert den Einfluss der Corona-Pandemie auf die politische Mitbestimmung. Zudem beleuchtet er die Rolle sozialer Medien als Kontrollinstrumente und Chancen für alternative Stimmen. Meyen fordert ein positives Menschenbild in der digitalen Ära.
Soziale Medien beeinflussen das Verhalten der Jugend, indem sie Konformität fördern und den Austausch mit älteren Generationen erschweren.
Das Bildungssystem hat sich in eine Richtung entwickelt, die Kreativität und kritisches Denken einschränkt, indem es auf standardisierte Prüfungsformen setzt.
Die Unzufriedenheit der Jugend mit dem politischen System zeigt sich in einer Neigung, populistische Parteien wie die AfD zu wählen.
Deep dives
Der Einfluss der sozialen Medien auf die Jugend
Soziale Medien prägen das Verhalten und die Denkweise der heutigen Jugend in erheblichem Maße. Die ständige Interaktion mit digitalen Plattformen hat dazu geführt, dass junge Menschen sich an Konformität und die Bestätigung durch Likes und Follower gewöhnt haben. Dies führt zu einer Abhängigkeit von der digitalen Welt, wo Jugendschutz und der persönliche Austausch oft in den Hintergrund treten. Die Konfrontation mit unterschiedlichen Meinungen ist eingeschränkt, was zu einer Entfremdung von der älteren Generation führt und den Diskurs zwischen den Generationen erschwert.
Veränderungen im Bildungssystem
Das Bildungssystem hat sich seit den 1990er Jahren in Richtung Alternativlosigkeit und Auswendiglernen entwickelt, wodurch Schüler in ihrer Kreativität und kritischen Denkfähigkeit eingeschränkt werden. Prüfungsformen wie Multiple-Choice reduzieren die Möglichkeit, eigene Argumente zu formulieren und fördern eine passive Herangehensweise. Diese Veränderungen könnten dazu führen, dass die Jugend nicht in der Lage ist, die notwendigen Fähigkeiten zur kritischen Analyse von Informationen zu entwickeln. Lehrmethoden, die einst auf Diskussion und Kreativität setzten, wurden durch standardisierte Ansätze ersetzt, die das Lernen auf knappe Antworten und vorgegebene Inhalte reduzieren.
Der Missbrauch von Ideologien
Die heutige Jugend wird oft von Ideologien beeinflusst, die die tatsächlichen Machtverhältnisse verschleiern und die eigene Kritikalität untergraben. Stereotype zu Gender- und Identitätsthemen nehmen einen zentralen Raum in gesellschaftlichen Diskussionen ein, ohne die Realität der sozialen Ungerechtigkeit oder die Verteilung von Ressourcen zu hinterfragen. Diese Tragik führt dazu, dass junge Menschen in eine passive Rolle gedrängt werden, anstatt aktiv an der Gestaltung ihrer Gesellschaft teilzuhaben. Die Diskurse konzentrieren sich auf Themen, die für die Mächtigen wenig Bedrohung darstellen, während grundlegende gesellschaftliche Fragen vernachlässigt werden.
Wahlverhalten der Jugend als Spiegel der Unzufriedenheit
Die Neigung der jungen Generation, Parteien wie die AfD zu wählen, ist ein Ausdruck ihrer Unzufriedenheit mit dem aktuellen politischen System. Der Rückgang der Stimmen für die Grünen im Vergleich zu den Zuwächsen der AfD zeigt ein grundlegendes Umdenken unter den Wählern, insbesondere in ostdeutschen Bundesländern. Diese Veränderungen in der Wählerstruktur sind oft von der Erfahrung während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen geprägt. Viele junge Menschen fühlen sich nicht mehr mit den etablierten Parteien verbunden, was ihre Wahlentscheidungen und ihre politischen Identitäten beeinflusst.
Der Kampf um Freiheit und Mitbestimmung
Die Auseinandersetzung um die Grundrechte und die Mitbestimmung in der Gesellschaft ist aktueller denn je. Die während der Corona-Krise entstandenen Protestbewegungen machen sichtbar, dass viele Menschen nicht bereit sind, ihre Freiheiten für staatliche Maßnahmen aufzugeben. Es zeigt sich, dass das Bewusstsein für demokratische Werte und die Forderung nach Mitbestimmung unter den jüngeren Generationen stark ausgeprägt ist. Diese Dynamik könnte langfristig zu einer stärkeren politischen Activität führen, die den wachsenden Einfluss von Druck und Kontrolle hinterfragt und Widerstand leistet.
Prof. Dr. Michael Meyen ist Kommunikationsforscher an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Autor zahlreicher Bücher, darunter "Die Propaganda-Matrix" (2021), Cancel Culture: Wie Propaganda und Zensur Demokratie und Gesellschaft zerstören (2024) und das jüngste Werk "Der dressierte Nachwuchs" (2024). Wir sprechen über diese Dressur, die durch Bildungs-einrichtungen und Digitalplattformen stattfindet und die Jugend zu konformistischen "Modellbürgern" werden lässt. So zumindest die Auffassung von Prof. Meyen, der ein System vermutet, dass die Jugend mit Ersatzsinn füttert und den damit den Sinn für das Wesentliche vernebelt. 📖 Kapitel 00:20 Intro + Vorstellung 01:30 Meyens Disziplinarverfahren 11:20 Wie der Nachwuchs wählt 17:45 Ideologie und der Nachwuchs 23:26 Das Generationenproblem 32:10 Das Bildungssystem und die Bologna-Kinder 43:30 Wer dressiert den Nachwuchs? 50:33 Meyens Ziele
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