
SWR Kultur lesenswert - Literatur Tomas Espedal – Lust. Früchte einer Arbeit. Lesefrüchte
Jun 24, 2025
04:09
„Ich lese keine Bücher, ich werde sie schreiben.“ Das ist die übermütige Entgegnung eines Teenagers, der Tomas heißt und dem heranwachsenden Tomas Espedal zum Verwechseln ähnelt, auf die gönnerhafte Frage danach, ob er denn Hamsun gelesen habe.
Die schlagfertige Replik verleitet ihn dazu, noch eins draufzusetzen: Er habe schon einen Gedichtband und den Entwurf für einen Roman verfasst. Für den Jungen aus einfachen Verhältnissen geht es darum, sich zu behaupten gegen die Welt der Saturierten, die alles schon haben. Was er will, das weiß er früh schon sehr genau.
Er hatte Lust zu leben. Lust, anders zu leben, als von ihm erwartet wurde, er hatte Lust frei zu sein. War das möglich? Nein, das wusste er nicht, aber wenn er schon an etwas gebunden sein musste, dann an etwas, das er selbst als sinnvoll empfand. Er wollte gern arbeiten, er wollte mit derselben Intensität und Selbstentäußerung arbeiten wie die anderen Arbeiter, die Fabrikarbeiter, die Industriearbeiter, die Werftarbeiter, er aber wollte mit Literatur arbeiten.Einen „Erinnerungsroman“ nennt Tomas Espedal das Buch, in dem er davon erzählt, wie ein junger Mann zum Schriftsteller wird. Dass dieser keine Bücher liest, ist gelogen. In „Lust“ wird eine ganze Reihe von prägenden Lektüren aufgezählt: Thomas Mann, Proust, Rimbaud, Baudelaire. Das Ich, von dem hier die Rede ist und das sich manchmal zur dritten Person erweitert, ist eine aus Erinnerungssplittern zusammengesetzte Erfindung.Quelle: Tomas Espedal – Lust. Früchte einer Arbeit. Lesefrüchte
